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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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einer Katastrophe enden! Unter Umständen mussten sie hier sehr schnell verschwinden…
    Er hielt den Atem an, als Cleopatra als Erste durch den knapp zwei Meter hohen Rahmen lief.
    Nichts geschah. Kein Piepsen, kein Alarm.
    Der größere Soldat bemerkte Crows besorgten Blick. »Das is nix, Alterchen. Keine Magie oder so. Da kannste ganz unbesorgt durchgehen. Is eh kaputt, das Ding.«
    Crow atmete tief ein. Er war es nicht gewohnt »Alterchen« und »Väterchen« genannt zu werden. Zu seiner Erleichterung über den defekten Detektor kam heißer Zorn über das impertinente Verhalten dieser Jungspunde. Obwohl er nun schon auf die sechzig zuging, war er noch immer ein gut aussehender Mann, der sich körperlich in Form hielt. Er sah höchstens aus wie Mitte vierzig. Normalerweise genügte ein Blick seiner stechenden grauen Augen, um sich Respekt zu verschaffen.
    Na wartet nur ab. Wenn ihr mir weiter so dumm kommt, wird sich das noch rächen…
    Er zwang sich zu einem Lächeln und folgte Cleopatra und Penthesilea.
    Die Soldaten führten sie durch hell erleuchtete Gänge in einen großen, karg eingerichteten Raum, der wie ein Empfangszimmer wirkte. Auf dem Boden lag ein Teppich von undefinierbarer Farbe. Er war wohl einmal braun gemustert gewesen. Ein hoher Holztisch – der sehr alt wirkte – war mit einer Unmenge von verblichenen rosefarbenen Plastikrosen in weißen Porzellanvasen vollgestellt. Mehrere dunkle Porträts britischer Monarchen und Königinnen hingen an den Wänden. Von den wuchtigen, golden bemalten Holzrahmen blätterte teils die Farbe ab.
    Geschmack haben die Briten jedenfalls nicht.
    Ein kleiner drahtiger Mann mit weißen Haaren eilte auf Crow und die Warlynnes zu. Er hatte einen abgetragen braunen Anzug an und brachte ein strahlendes Lächeln zu Tage.
    »Gäste! Vortrefflich! Wir sind erfreut! Mein Name ist Jonathan Mills, Erster Sekretär des Prime von New Halley. Herzlich Willkommen im Antarctic Empire!« Er schüttelte erst Crow die Hand und versuchte dann der neben ihm stehenden Cleopatra einen Handkuss zu geben. »Was für entzückende junge Damen! Zwillinge?«
    Mills sah irritiert auf seine Hand. Die Menschmaschine verstand nicht recht, was er von ihr wollte, und ließ ihre Hand einfach hängen. Mills versuchte sie dennoch nach oben zu ziehen und scheiterte kläglich. In seinem Schultergelenk knackte es leise.
    Der kleine Mann ließ die Finger der Warlynne schließlich verlegen los. »Sie scheinen von weit her zu kommen…«
    Crow mischte sich ein. »Meine Töchter sind sehr müde. Außerdem brauchten sie dringend neue Kleidung.«
    »Natürlich, natürlich.« Der Mann klatschte in die Hände und eine junge Frau mit dunkelbrauner Haut kam mit gesenktem Kopf zu ihnen gelaufen. Crow hatte sie im Hintergrund des Zimmers gar nicht bemerkt.
    »Florenza, sei so freundlich und zeig den beiden Ladies, wo sie sich umziehen können. Am besten weist du ihnen gleich ein Zimmer zu.« Der Brite lächelte breit und wandte sich wieder an Crow. »Sie kommen genau richtig, Mister… Ich habe wohl ihren Namen nicht recht verstanden?«
    »Crow. Arthur Crow. Ich bin Händler und wurde mit meinem Schiff vom südamerikanischen Kontinent durch einen Sturm abgetrieben… «
    »Sehr schön, sehr schön«, unterbrach Mills ihn. »Die Teatime beginnt in wenigen Minuten. Eine gute Gelegenheit, Ihre Geschichte zu erzählen und Sie dem Prime Minister vorzustellen. Es sei denn, Sie sind noch zu erschöpft.«
    Crow lächelte zurück. Das lief ja besser als erwartet. Vielleicht wusste dieser Prime etwas von Drax oder der Waffe. »Ein heißer Tee würde mir in der Tat gut tun.«
    ***
    Da er nur sein weißes Uniformhemd darunter trug, hatte Crow den Pelzmantel angelassen. In den Räumlichkeiten der Station war es kühl. Den Menschen hier schien das nichts auszumachen. Sie schienen sich an die niedrigen Temperaturen gewöhnt zu haben.
    Crow sah sich in dem protzigen grünen Salon um, in den Mills ihn geführt hatte, und verglich ihn mit dem kargen Zimmer, das eine Dienerin namens Constanza ihm zugewiesen hatte. Dass er in dem Gewirr aus Gängen und Zimmern dorthin zurückfinden würde, wagte er zu bezweifeln.
    Im Salon standen mehrere verblichene grüne Sofas und ein niedriger Tisch in der Mitte des hölzernen Parketts. An den Wänden hingen dieselben geschmacklosen Bilder wie im Empfangszimmer. Das größte von ihnen zeigte Queen Victoria II. mit einem breiten cremefarbenen Hut. In hohen Porzellanvasen steckten vergilbte

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