0044 - Wir kämpften nach drei Seiten
Belford. »Fahr mal in die nächste Querstraße. Ich glaube, da ist es ausreichend dunkel und unbelebt.«
Julian gehorchte.
»So! Stoppt hier!«, lautete Belfords nächstes Kommando. Greco gehorchte und drehte sich um. Er hatte ein ungutes Gefühl.
Der Chicagoer beachtete ihn nicht. Er hielt seine Pistole auf Baw gerichtet, der völlig verstört in der Ecke hockte.
»Steig aus!«, sagte er scharf.
Baw, die linke Hand immer noch auf die Schusswunde im rechten Arm gepresst, machte Anstalten, dem Befehl nachzukommen. Er drehte seinen Oberkörper zur Tür.
In diesem Augenblick flog Belfords Hand mit der Pistole hoch, sauste nieder. Der Lauf traf Baws Hinterkopf. Der schwere Mann sackte sofort auf dem Polster zusammen.
»So«, sagte Corry. »Ich denke, das hält vor.«
Er stieg an der anderen Seite aus dem Wagen, kam um den Kühler herum und fuhr Greco an.
»Mach schon. Weg vom Steuer!«
Greco stieg aus. Belford nahm seinen Platz ein.
»Was hast du vor, Corry?«, fragte Julian.
»Den Burschen aus dem Weg schaffen«, antwortete Belford mit einer Kopfbewegung zu dem ohnmächtigen Baw.
»Wie?«
Greco sah das Weiße in den Augen des Chicagoers tückisch aufblitzen.
»Pass mal auf, Jul! Das ist meine Sache, und ich habe es nicht gern, wenn einer mir dabei zusieht. Er könnte es irgendwann einmal einem Richter erzählen, und sei es nur, um seinen eigenen Kopf zu retten.«
»Und wo ist der Schnee?«, wagte Greco noch zu fragen.
Belford gab Gas und schaltete den Gang ein.
»Darüber reden wir, wenn ich zurückkomme.«
Der Wagen fuhr an. Julian Greco stand, bis die roten Schlusslichter verschwunden waren. Dann drehte er sich um und ging langsam und in unerfreuliche Gedanken versunken zum nächsten Taxistand. Er ließ sich zu Tenders Boarding zurückfahren.
***
Arelli und Grew, die gewittert hatten, dass sich irgendetwas abspielte, waren noch wach. Sie saßen in Grecos Zimmer und spielen eine Zehncentpoker-Partie nach der anderen.
Als Greco zurückkam, versuchte Grew, etwas aus ihm herauszubekommen, aber Julian antwortete auf keine seiner Fragen. Als Grew dann anfing zu schreien, er ließe sich nicht betrügen, schoss Greco in plötzlicher Wut auf ihn los und brüllte ihn nieder. Dann saßen die drei Männer missmutig und voll böser Gedanken herum. Erst um drei Uhr nachts kam Corry Belford zurück. Er sah aus wie immer.
»Fein, dass ihr noch wach seid«, sagte er ruhig. »Wir können gleich miteinander reden. Wir müssen endlich sehen, dass wir Kapital aus unserer Beute schlagen. Greco weiß jetzt, wie bedroht sie ist. Er kann es euch erzählen, wenn er Lust dazu hat. Ich habe sie in Sicherheit gebracht, aber ich sage euch nicht, wo sie sich befindet. Ich möchte nicht ein zweites Mal eine solche Panne erleben. Und ich will das Zeug endlich loswerden und Dollars dafür sehen. Ich bin vorhin bei Chestry vorbeigefahren. Chestry gilt allgemein als Mann von John Steen. Ich habe ihm gesagt, falls er einen Mann mit Namen Steen kennt, so soll er ihm die Nachricht zukommen lassen, dass sich in Tenders Boarding ein paar Leute aufhalten, die über Ware verfügen, für die er vielleicht Interesse hat.«
»Wir bekommen nur einen Bruchteil des Preises«, jammerte Greco.
»Aber wir bekommen etwas«, schlug Belford zurück, und er wandte sich über den Kopf des eigentlichen Chefs an die beiden anderen.
»Was meint ihr, Jungs? Sollen wir das Zeug auf einen Schlag verkaufen, oder sollen wir es hier noch länger bebrüten, bis es dem Chef doch noch gelingt, es uns wieder abzujagen?«
»Verkaufen«, sagte Grew. Arelli nickte stumm.
Belford wandte sich mit einer Geste an Greco. »Du siehst, die Mehrheit ist für meinen Vorschlag, und ich wünschte nur, dass Steen oder sein Abgesandter hier auftaucht, bevor der Chef mit seinen Leuten kommt.«
»Glaubst du, Baw hat unseren Aufenthalt verraten?«
Belford lächelte geradezu mitleidig. »Glaubst du, er habe gerade im richtigen Augenblick eine Sprachlähmung bekommen?«
»Corry, was ist mit Baw?«, fragte Grew arglos.
Der Chicagoer antwortete nicht, sondern ging zur Tür und verließ das Zimmer.
***
In einer Nacht wurde der Krieg in Harlem heiß. Wieder fing es in der 32. Straße, in Chestrys Inn, an.
Fünf Minuten nach Mitternacht zerbarst die Scheibe des Lokals, ein dunkler Gegenstand flog in den Raum, zerbarst in einer wüsten Explosion, wirbelte Tische und Stühle durcheinander, blies die Flaschen aus den Regalen und verstreute Splitter nach allen Seiten.
Lieutenant
Weitere Kostenlose Bücher