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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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freuen uns, Sie in unserem Kreis aufnehmen zu dürfen!«
    Nicole schluckte. Ihr Herz klopfte bis zum Zerspringen.
    »Welchen… welchen Kreis?« stammelte sie.
    »In den Kreis der Dienerinnen der Hölle«, sagte Fabienne Duquesne.
    ***
    Professor Zamorra verfügte normalerweise über einen gesunden Schlaf. In dieser Nacht jedoch wälzte er sich unruhig in den Kissen umher. Immer wieder schreckte er aus kurzen traumlosen Schlafperioden hoch.
    War es die Gewissheit, mit den Mächten des Bösen unter einem Dach zu schlafen? Sicherlich, das trug wohl dazu bei, war aber bestimmt nicht die einzige Ursache. Er hatte sich längst daran gewöhnt, mit dem Bösen zu leben und war schon unter weitaus bedrohlicheren Umständen ins Reich der Träume eingekehrt. Dies konnte er umso unbesorgter tun, als er ganz genau wusste, dass ihn sein Amulett bei akuter Gefahr warnen würde.
    Aber das Amulett blieb stumm in dieser Nacht.
    Zu stumm!
    Er fuhr plötzlich hoch und blickte auf seine Brust. Das Amulett leuchtete nicht. Nicht einmal schwach.
    Er verstand das nicht ganz. Wenigstens ein Schimmer hätte zu erkennen sein müssen, der Fabienne Duquesnes Gegenwart innerhalb der Schlossmauern anzeigte.
    Wenn sie gegenwärtig war!
    Die Ungewissheit bohrte in ihm wie ein Stachel. Er hatte ein hochentwickeltes Gespür für Dinge, die nicht so waren, wie sie sein sollten. Eine Art sechsten Sinn sozusagen. Und dieser sechste Sinn sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Er sprang aus dem Bett und kleidete sich gedankenschnell an.
    Wenig später stand er im Flur und ging geräuschlos in jenen Teil von Château de Berri hinüber, in dem die Bedienstetenzimmer lagen. Er hatte sich am Abend nach der Lage des Zimmers der Gouvernante erkundigt und hatte jetzt keine Schwierigkeiten, es auf Anhieb zu finden.
    Abwartend blieb er vor der Tür stehen, nahm das Amulett in die Hand und führte es an die Stirn.
    Nichts! Keine Wärmeentwicklung, kein Leuchten.
    »Hm!«
    Sekundenlang stand er unschlüssig da. Dann legte er die Hand auf die Klinke und drückte sie vorsichtig nach unten.
    Abgeschlossen!
    Er zweifelte jetzt nicht mehr daran, dass das Weib einen kleinen Ausflug unternommen hatte. Die Frage war nur, wohin.
    Einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, gewaltsam in das Zimmer einzudringen. Aber er ließ diese Überlegung wieder fallen.
    Es würde bestimmt nicht viel nützen, sondern nur das Misstrauen der Duquesne weiterhin anstacheln. Gedankenvoll ging er zurück zu seinem Zimmer. Auf dem Weg kam er auch an Nicoles Raum vorbei.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend machte er halt und legte ein Ohr ans Schlüsselloch.
    Er runzelte die Stirn. Keine Atemzüge.
    Entschlossen machte er auch hier den Klinkentest.
    Die Tür war auf, und Zamorra trat ein.
    Er brauchte nicht lange, um festzustellen, dass Nicole nicht anwesend war.
    Und noch weniger Zeit brauchte er, um gewisse Zusammenhänge zu erahnen. Nicole hatte sich am späten Nachmittag bemüht, sich in das Vertrauen der Gouvernante einzuschleichen.
    Wenn ihn nicht alles täuschte, war ihr dies verdammt gut gelungen.
    Zu gut für seinen Geschmack.
    ***
    Die plötzliche Erkenntnis, eine nicht wiedergutzumachende Dummheit begangen zu haben, ließ Nicoles Herz schneller schlagen.
    Fabienne Duquesne hatte das alles bis ins Kleinste geplant und arrangiert. Und sie war wie eine dumme Gans in die Falle gelaufen.
    Es gab jetzt für sie nur noch eins: Versuchen, der Falle zu entkommen.
    Sie vertrödelte keine weitere Zeit, warf angeekelt die Fledermausmaske auf die Erde und drehte sich auf dem Absatz um. Dann rannte sie so schnell sie konnte den Abhang hinunter, dorthin, wo sie hoffte, im Schutz der Bäume untertauchen zu können.
    Sie kam nicht weit.
    In ihrem Rücken ertönte ein Ruf in einer Sprache, die sie nicht kannte. Dann geschah es.
    Plötzlich wuchsen rotglühende Flammen vor ihr aus der Erde, hatten sie sofort eingekreist. Feuerzungen drangen auf sie ein, krochen wie glühende Schlangen über den Boden, züngelten gierigen Klauen gleich an ihr hoch.
    Zu Tode erschrocken blieb Nicole stehen, wich zurück, versuchte den Fluten des Feuermeers zu entgehen. Die Flammen folgten ihr unerbittlich, wabernd und lohend.
    Sie wurde zurückgetrieben zu den dämonisch maskierten Frauen.
    Als sie wieder in ihrer Mitte stand, stieß das Weib mit dem Eidechsenkopf einen erneuten Kehllaut aus. Von einer Sekunde zur anderen erloschen die Flammen, als seien sie von einem riesigen schwarzen Tuch erstickt

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