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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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worden.
    Schweratmend starrte Nicole ihre Widersacherinnen an.
    Dienerinnen der Hölle!
    Man konnte es auch umgekehrt sehen. Sie schienen die Macht zu haben, sich das Höllenfeuer selbst Untertan zu machen.
    »Nicht doch, Kindchen«, hörte sie die Stimme Fabienne Duquesnes. »Du willst doch nicht etwa weglaufen?«
    »Was… was wollt ihr von mir?«, fragte Nicole mit unsicherer Stimme.
    »Aber das weißt du doch, Kindchen. Wir wollen dir helfen. War es nicht deine Absicht, deinem Geliebten eine Lektion zu erteilen? So soll es sein! Du wirst mächtig sein, mächtig sein wie er. Und du wirst Erfolg haben. Mir konnte er trotzen. Aber dir… Er wird ahnungslos und ohne Argwohn sein. Und so wirst du gleichzeitig auch mein Werk tun.«
    Nicole wurde blitzartig manches klar. Duquesne hatte sich keineswegs aus weiblicher Solidarität um sie bemüht. Sie wollte sie zu einem Werkzeug machen, um das zu verrichten, was sie selbst nicht vermochte: Zamorra zu verderben!
    Und ihre Spekulation war völlig richtig. Der Chef würde ihr, Nicole, nicht misstrauen.
    Nicole brauchte nicht lange zu fragen, wie es die maskierten Frauen bewerkstelligen wollten, sie auf ihre Seite zu ziehen.
    »Zuerst einmal aber musst du die Braut Astabaals werden«, sagte Fabienne Duquesne. »Er wird dir die Kraft geben, so wie mir Sybaoth die Kraft gegeben hat.«
    »Astabaal?«
    »Astabaal! Der Vampir-Dämon! Der Herr des fließenden Blutes!«
    Mit Schaudern dachte Nicole an die verfluchte Maske, die ihr das Weib übergeben hatte. Vampir-Dämon! Entsprach diese Fledermaus-Mensch-Maske der Wesensart des Unholds?
    »Hebe das Antlitz des zukünftigen Herrn auf und schmücke dich damit!«, wurde sie von der Gouvernante aufgefordert.
    Nicole wollte zuerst Widerstand leisten, kam aber schnell von dieser Absicht ab. Sie spürte einen brennenden Schmerz in ihrem rechten Arm, so als würde ein glühendes Messer Haut und Knochen durchbohren.
    Sie beeilte sich, dem Befehl nachzukommen, bückte sich, hob die Maske auf, die sie vorhin zu Boden geschleudert hatte, und stülpte sie sich über den Kopf.
    Sie fühlte sich wie in einem oben zugebundenen Sack. Das Material, aus dem die Maske gefertigt worden war, roch steril und war kalt wie Eis. Durch zwei Augenschlitze konnte sie ihre unseligen Gefährtinnen sehen. Sie wirkten grotesk. Aber keine einzige Sekunde kam Nicole auf den Gedanken, diesen Mummenschanz mit einer Karnevalsszene zu verwechseln. Hier war nichts von der Heiterkeit der Fastnacht. Tödlicher Ernst prägte die Atmosphäre.
    Mit ständig wachsender Besorgnis beobachtete sie, was weiter geschah.
    Eine der Gestalten, die Frau mit dem Hyänenschädel, zog mit ihrem Stab Linien in das von kahlen Felsstellen unterbrochene Erdreich. Nicole konnte bei den herrschenden Lichtverhältnissen das Muster nicht genau erkennen, glaubte jedoch, ein sternartiges Gebilde ausmachen zu können. Während ihrer Tätigkeit murmelte die Frau fortwährend etwas vor sich hin, das sich wie eine monotone Beschwörungsformel anhörte. Die anderen Dienerinnen sahen ihr dabei unbeweglich dastehend und schweigend zu.
    Als die Hyänenköpfige fertig war, kam auch wieder Bewegung in die anderen. Sie stellten sich an anscheinend genau festgelegten Punkten der gezeichneten Figur auf. Nicole wurde angewiesen, ebenfalls eine ganz bestimmte Position einzunehmen.
    Wieder versuchte sie, Widerstand zu leisten. Ihr war klar, dass hier irgendein Ritual stattfinden sollte, über dessen Zweck sie sich noch keine Vorstellung machen konnte. Sie zweifelte aber nicht daran, dass alles auf einen fürchterlichen Höhepunkt zusteuerte.
    Braut des Astabaal – Herr des fließenden Blutes!
    Nein, sie verspürte keinerlei Neigung, in diese Rolle zu schlüpfen.
    Erneut unternahm sie einen Fluchtversuch. Unter Umständen war es sogar besser, von Flammen verzehrt zu werden, als hier eine Art Opferlamm zu spielen.
    Diesmal endete ihre Flucht noch schneller als vorhin. Und es waren nicht feurige Zungen, die sie aufhielten.
    Sie hatte noch keine fünf Schritte zurückgelegt, als sie spürte, wie ihre Beine ihr den Dienst verweigerten. Die Muskeln waren wie gelähmt, verkrampften sich nur und sandten ungeahnte Schmerzwellen in jede Faser ihres Körpers.
    Gequält schrie Nicole auf.
    Schließlich ließ die unerträgliche Pein nach. Sie spürte, wie Leben in ihre Beine zurückkehrte. Im gleichen Augenblick wusste sie auch, dass sie keinen weiteren Versuch unternehmen würde, dem Schicksal zu entgehen. Sie hatte gegen

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