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0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
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Seil.
    Ich hechtete vorwärts. Meine Fäuste fuhren wie Dampfhämmer zwischen die Kerle. Einer stieß einen spitzen Schrei aus, als ich ihm die Handkante an den Hals setzte. Er ging, blau im Gesicht, zu Boden.
    Dann war es vorbei. Dann drängten sie von der Treppe her herauf. Mit einem gellenden Schrei der Empörung wogte die mordsüchtige Menge, empört wie stürmendes Meer, die Treppe herauf.
    Gegen die drei vordersten konnte ich mich noch zur Wehr setzen. Dann hatten sie mich umringt.
    Bruchteile von Sekunden später nagelten unbarmherzige Hiebe auf mich herab. Von allen Seiten kamen Fäuste auf mich zugesprungen.
    Ich spürte nur noch eine einzige Welle des Schmerzes. Jemand trat mir in den Magen. Ein anderer knallte mir irgendwas Hartes in den Rücken.
    Ein dritter knallte mir die Stiefelspitze gegen das Schienbein. Irgendjemand hatte ein Messer und rammte mir die Klinge in den linken Oberarm.
    Und auf einmal war eine Faust da und fuhr genau in mein Gesicht.
    Ich spürte, wie in meiner Nase etwas krachte, dann war es aus. Aus und vorbei.
    Mir wurde schwarz vor den Augen. Im letzten Augenblick glaubte ich noch mit dem Rest meines schwindenden Bewusstseins, dass sich mein Magen gleich umdrehen würde, ich hatte urplötzlich das Empfinden, in eine endlose Tiefe zu stürzen, und dann war ich endgültig hinüber.
    ***
    Die Schmerzen waren es, die mich wieder wach machten. Sie saßen nicht an einer bestimmten Stelle, sondern überall.
    In meinem Kopf saß ein dumpf bohrender Schmerz, und es bereitete mir Mühe, überhaupt etwas zu denken. In meinem Gehirn war alles durcheinander.
    Irgendwo in der Luft lag ein dröhnendes Brausen, wie man es in der Nähe von großen Wasserfällen erleben kann. Dann tauchte plötzlich Phils Gesicht auf, und hinter ihm war eine brüllende Menschenmenge.
    Sie riefen irgendetwas in einem Sprechchor. Der Himmel mochte wissen, was.
    Etwas Kühles lief mir über meine Lippen. Es war nass und belebend.
    Ich machte den Mund auf und schluckte gierig.
    Das Schlucken machte mir zwar Mühe, aber trotzdem war es ein angenehmes Gefühl, den kühlen Fruchtsaft zu trinken.
    Ich öffnete die Augen und sah verschwommen und wie durch einen Nebelschleier hindurch das Gesicht eines älteren Mannes.
    Er mochte an die Fünfzig, vielleicht auch schon ein paar Jahre älter sein.
    Ich hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen, aber wo? Ich sah mir das Gesicht genau an. Sicher hatte ich es schon gesehen. Das wusste ich. Aber ich konnte es noch nicht einordnen.
    Der Mann legte mir einen feuchten, eiskalten Lappen auf die Stirn. Es tat sehr gut, denn mein Kopf brannte wie Feuer.
    »Na, Cotton?«, murmelte er. »Bleiben Sie nur ruhig liegen, wir kriegen Sie schon wieder auf die Beine…«
    Diese Stimme hatte ich doch in den letzten Tagen gehört? Ich sah wieder in das Gesicht dieses Mannes.
    Und dann fiel es mir ein.
    Es war der Arzt, den ich geholt hatte, als wir das Juwelier-Ehepaar aufgefunden hatten. Der Doc, der erst nicht wollte, und sich beim Anblick der misshandelten Neger dann doch bekehren ließ.
    »He, Doc!«, krächzte ich.
    Es bereitete mir verdammt viel Mühe, nur diese beiden Wörter über die Lippen zu kriegen.
    »Ruhig, ruhig«, nickte er. »Nicht sprechen. Bleiben Sie ganz ruhig liegen und sprechen Sie nicht. Das ist jetzt noch zu viel Anstrengung für Sie. Sie müssen ganz ruhig liegen bleiben und am besten schlafen…«
    Schlafen? Das war ein guter Gedanke. Ich fühlte mich ohnehin sehr schläfrig. Dass es von der Beruhigungsspritze kam, die mir der Arzt injiziert hatte, konnte ich nicht wissen.
    Aber die wohlige Schläfrigkeit spürte ich. Mir fielen fast von selbst die Augen zu.
    Ich schlief ein.
    Wie lange ich schlief, weiß ich nicht, aber als ich zum zweiten Mal wach wurde, brannte im Zimmer Licht.
    Es musste also Abend oder Nacht sein.
    Wieder brauchte ich eine Weile, bis ich völlig bei Verstand war. Dann entdeckte ich den Sheriff.
    Er saß in einem Ohrenlehnstuhl und blinzelte mir verlegen zu.
    »Schlafen Sie weiter, Cotton«, sagte er. »Schlafen Sie! Ich passe schon auf Sie auf…«
    Das war eine tröstliche Gewissheit. Holder gefiel mir. Er hatte seine Eigentümlichkeit, aber die hat jeder Mensch. Auf Holder konnte man sich wenigstens verlassen. Mir wurde nicht klar, warum Holder überhaupt da war und wieso ich ihn kannte. Ich sah ihn nur sitzen und fühlte mich auf eine unerklärliche Art beruhigt.
    Allerdings - warum saß Phil nicht hier in dem Stuhl? Wenn ich krank war, gehörte

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