01 - Gnadenlos
das,«
»Mhmmmm. Ja, okay, ich werde mich erkundigen.«
»Fühlen Sie sich besser?« fragte Ritter als erstes.
»Einigermaßen«, räumte Kelly ein. »Was gibt es von dem Russen zu berichten?«
»Clark, Sie haben uns wahrscheinlich einen großen Dienst erwiesen.« Ritter deutete auf einen Tisch, auf dem sich in zehn Reihen Dokumente stapelten.
»Sie haben vor, die Gefangenen umzubringen«, sagte Greer.
»Wer? Die Russen?« fragte Kelly.
»Die Vietnamesen. Die Russen wollen sie am Leben lassen. Der Kerl, den Sie aufgegabelt haben, wollte versuchen, sie in sein Land zu bringen«, sagte Ritter, indem er ein Blatt hochhob. »Hier ist der Entwurf eines Briefs, worin er das begründet.«
»Ist das gut oder schlecht?«
Zacharias hatte den Eindruck, die Geräusche von außen hätten sich verändert. Es waren auch mehr. Sehr zweckgerichtete Rufe, wenn er auch nicht wußte, was dieser Zweck wohl sein konnte. Zum erstenmal seit einem Monat hatte Grischanow ihn nicht besucht nicht einmal für ein paar Minuten. Die Einsamkeit, die er fühlte, wurde noch bedrückender, und mit ihr ging die Erkenntnis einher, daß er der Sowjetunion einen Fortgeschrittenenkurs in kontinentaler Luftverteidigung gegeben hatte. Er hatte es nicht tun wollen. Er hatte nicht einmal gewußt, was er tat. Das war aber kein Trost. Der Russe hatte ihn zum Narren gehalten - Colonel Robin Zacharias, USAF, hatte alles ausgeplaudert, übertölpelt von ein wenig Nettigkeit und kameradschaftlichem Gehabe eines Atheisten... und vom Alkohol. Dummheit und Sünde, die alte Kombination menschlicher Schwächen, und er hatte sie sich alle zuschulden kommen lassen.
In seiner Scham konnte er nicht einmal Tränen vergießen, sie steckte viel zu tief. Er saß auf dem Boden seiner Zelle und starrte auf den rauhen, dreckigen Beton zwischen seinen nackten Füßen. Er hatte den Treueschwur gegenüber seinem Gott und seinem Land gebrochen, sagte sich Zacharias, als sein Abendessen durch den Schlitz unten an seiner Tür geschoben wurde. Eine dünne, gehaltlose Kürbissuppe und madiger Reis. Er rührte nichts davon an.
Grischanow wußte, daß er ein toter Mann war. Sie würden ihn nicht ausliefern. Sie durften nicht einmal zugeben, daß sie ihn hatten. Er würde so wie andere Russen in Vietnam verschwinden, einige bei den Raketenstellungen, einige bei der Verrichtung anderer Aufgaben für diese undankbaren kleinen Affen. Warum ernährten sie ihn so gut? Es mußte ein großes Schiff sein, aber er war auch das erste Mal auf See. Selbst das sehr annehmbare Essen brachte er kaum hinunter, aber er schwor sich, sich nicht zu blamieren, indem er jetzt seekrank wurde. Er war ein Kampfpilot, noch dazu ein guter, der schon dem Tod ins Auge geblickt hatte, hauptsächlich am Steuer eines defekten Flugzeugs. Er erinnerte sich daran, wie er sich damals gefragt hatte, was sie seiner Manna sagen würden. Das fragte er sich jetzt auch. Ein Brief? Was sonst? Würden seine Offizierskollegen von der Luftverteidigung sich um seine Familie kümmern? Würde seine Pension für sie ausreichen?
«Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Mr. Clark, auf der Welt kann es sehr verwirrend zugehen. Warum, dachten Sie, daß die Russen sie mögen?«
»Sie geben ihnen doch Waffen und bilden sie aus, oder nicht?«
Ritter drückte seine Winston im Aschenbecher aus. »Das geben wir Völkern auf der ganzen Welt. Es sind nicht immer nette Menschen, aber wir müssen mit ihnen zusammenarbeiten. Die Russen sind in der gleichen Lage, vielleicht nicht ganz, aber sehr viel anders kann es nicht sein. Jedenfalls hat sich dieser Grischanow ziemlich viel Mühe gemacht, unsere Leute am Leben zu erhalten.« Ritter hielt ein weiteres Blatt hoch. »Hier ist eine Anforderung für besseres Essen - sogar für einen Arzt.«
»Also, was machen wir mit ihm?« fragte Admiral Podulski. »Das, meine Herren, ist mein Ressort«, sagte Ritter, während er Greer ansah, der zustimmend nickte.
»Einen Augenblick mal«, warf Kelly ein. »Er hat Informationen aus ihnen herausgelockt.«
»Na und?« fragte Ritter. »Das war sein Job.«
»Das führt uns vom eigentlichen Punkt weg«, sagte Maxwell.
James Greer schenkte sich Kaffee ein. »Ich weiß. Wir müssen rasch vorgehen.«
»Und schließlich -« Ritter klopfte auf die Übersetzung einer vietnamesischen Meldung - »wir wissen, daß jemand den Einsatz verraten hat. Und wir werden mit allen Mitteln herausfinden, welcher Schweinehund das war.«
Kelly war noch zu
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