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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Ausschnitt
und einer netzartigen Tunika, einen weißen Fächer, weiße Schuhe und lange
Handschuhe. Selbst das Band, das in ihr Haar geflochten war, war weiß.
Überhaupt - ihr Haar! Es war kurz geschnitten und in Locken um ihr
Gesicht gelegt, wodurch es noch herzförmiger aussah und ihre blauen Augen noch
größer erscheinen ließ. Sie sah süß und unschuldig und unglaublich verlockend
aus.
    Lily.
Oh, lieber Gott, Lily! Seit ihrer Abreise hatte er sie jede Minute jeder
einzelnen Stunde vermisst. Aber er hatte nicht gewusst, wie schmerzlich, bis er
sie jetzt wiedersah.
    »Darf
ich dir den Marquis von Attingsborough und den Grafen von Kilbourne vorstellen,
Lily?«, sagte Elizabeth. »Miss Doyle, Gentlemen.«
    Was für
eine Posse war das?, fragte sich Neville, ohne den Blick von ihrem Gesicht
abzuwenden. Ihre Augen hatten sich bei seinem Anblick geweitet, hatten von ihm
nicht abgelassen, und sie errötete -sie war also über seine Anwesenheit
nicht vorgewarnt gewesen. Aber sie verlor nicht die Fassung. Stattdessen machte
sie einen höflichen Knicks.
    »Mylord«,
sagte sie, erst zu Joseph und dann zu ihm.
    Er sah
sich eine förmliche Verbeugung machen und an dem Possenspiel teilnehmen. »Miss
Doyle.«
    Ihm
fiel auf, dass er sie niemals so angeredet hatte. Er hatte sie immer als
Sergeant Doyles Tochter gemocht und respektiert, aber er hatte sie stets nur
Lily genannt, was er bestimmt nicht getan hätte, wäre sie die Tochter eines
Offizierskollegen gewesen. Er hatte sie demnach immer als geringer angesehen,
geringer als eine Dame. War es so?
    »Ja«,
sagte sie als Antwort auf eine Frage, die Joseph ihr gestellt hatte. »Vielen
Dank, Mylord. Alle waren äußerst zuvorkommend und ich habe bis jetzt alle drei
Durchgänge getanzt. Seine Gnaden waren so freundlich, mich zum ersten Tanz zu
geleiten.«
    Wie
hatte sie sich verändert - abgesehen von ihrem Haar, das wirklich sehr
hübsch aussah, obwohl Neville spürte, dass er den Verlust der wilden Mähne
betrauern würde, wenn es ihm möglich wäre, darüber nachzudenken. Sie hatte sich
noch auf andere Art verändert - oh, auf tausend andere Arten. Sie hatte
schon immer Grazie besessen. Aber am heutigen Abend schien sie von eleganter Grazie zu sein. Es lag auch an ihrer Sprechweise. Sie hatte sich schon
immer korrekt ausgedrückt, hatte nie mit vulgärem Akzent gesprochen. Aber heute
Abend vernahm er eine besondere Verfeinerung in ihrer Stimme. Der
Hauptunterschied war jedoch, wie er ohne langes Nachdenken feststellte, dass
sie nicht so verwirrt oder verloren aussah wie auf Newbury Abbey. Sie wirkte
ausgeglichen, schien sich wohl zu fühlen. Sie sah aus, als gehörte sie hierher.
    »Würdet
Ihr mit mir tanzen ... Miss Doyle?«, fragte er plötzlich. Er konnte sehen, dass
man sich bereits wieder zum Tanz formierte.
    »Es tut
mir Leid, Mylord«, sagte sie. »Ich habe diesen Durchgang bereits Mr. Farnhope
versprochen.
    Und
natürlich war Freddie Farnhope in der Nähe, zögernd und etwas verunsichert,
aber entschlossen, sich durchzusetzen.
    »Vielleicht
den nächsten«, sagte Neville.
    »Danke«,
sagte sie und legte ihre Hand auf Farnhopes ausgestrecktes Handgelenk -
wo hatte sie das gelernt? »Das wäre ganz reizend, Mylord.«
    Mylord. Das
war das erste Mal, dass sie ihn so angeredet hatte. Sie verhielt sich förmlich
und unpersönlich, genau wie er. Als ob sie sich gerade zum ersten Mal begegnet
wären. Konnte Lily eine Quadrille tanzen? Aber nach den ersten Takten war klar,
dass sie es konnte. Sie tanzte sicher und anmutig -  und mit einem
reizenden Ausdruck von Konzentration auf dem Gesicht. Als habe sie erst
kürzlich die Schritte gelernt - was zweifellos der Fall war.
    Da
begriff er, dass Elizabeth und Lily während des vergangenen Monats in London
nicht untätig gewesen waren.
    Auf
eine seltsame Art tat diese Erkenntnis weh. Er hatte sein Leben in Newbury
wieder aufgenommen, weil es notwendig gewesen war, und er hatte geglaubt, dass
Elizabeth weiterhin ihr Leben so leben würde, wie sie es gewohnt war, während
sich Lily unglücklich und peinlich berührt im Hintergrund hielt. Den ganzen
Monat lang hatte er nachgedacht, wie er sie dazu überreden könnte, zu ihm
zurückzukehren, wie er das Leben auf Newbury Abbey für sie weniger bedrückend
gestalten konnte. Und für den Fall, dass das nicht klappen sollte, hatte er
sich Gedanken gemacht, welches Leben und welche Umgebung zu einer jungen Frau
passen könnten, die ihr Leben lang fern von England eine Art

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