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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Aussicht auf eine
halbe Stunde mit ihm, wenn danach ein ganzes Leben und eine ganze Ewigkeit ohne
ihn auf sie warteten, ließ sie Todesqualen erleiden.
    Sie hob
die Hand in der Hoffnung, dass sie nicht allzu auffällig zitterte, und legte
sie, wie man es ihr beigebracht hatte, auf die Manschette seines schwarzen
Abendanzugs. Sie spürte seine Kraft und seine Wärme. Sie roch sein
wohlbekanntes Parfum. Und sie vergaß beinahe ihre Umgebung und das Wissen, dass
dies der Augenblick war, auf den die versammelten Mitglieder der beau monde gewartet
hatten, seit er den Ballsaal betreten hatte. Sie wollte ihn fest am Handgelenk
fassen, sich an ihn schmiegen und sich bei ihm in Wärme und Sicherheit
verkriechen. Sie wollte ihre Trauer und Einsamkeit herausschluchzen.
    Im
nächsten Augenblick erschrak sie über ihre Gedankenverlorenheit und über ihre
Schwäche. Ein Monat war vergangen, ein Monat voll harter Arbeit und Spaß. Ein
Monat, in dem sie dafür gelebt und sich darauf vorbereitet hatte, ein
unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Sie hatte einen
ganzen Monat zwischen sich und ihn gesetzt. Ein mächtiges Bollwerk, hatte sie
geglaubt. Aber ein Blick auf ihn, eine Berührung, und alles war wieder in sich
zusammengestürzt. Der Schmerz, da war sie sicher, saß tiefer als jemals zuvor.
    Sie
nahm ihren Platz in der Reihe der Damen ein, die der Reihe der Gentlemen
gegenüberstand. Sie lächelte - und er erwiderte ihr Lächeln.
    ***
    Elizabeth war immer
noch schmallippig. Sie sah sich nach einer Freundin um, zu der sie sich
gesellen könnte. Der Herzog von Portfrey bewachte sie kühl.
    »Nimm
meinen Arm«, befahl er. »Wir gehen zum Erfrischungsraum.«
    »Da
komme ich gerade her«, sagte sie. »Und mir missfällt dieser Ton, Euer Gnaden.«
    Er
seufzte vernehmlich. »Elizabeth«, sagte er, »würdest du mich bitte zum
Erfrischungsraum begleiten? Dort ist es ruhiger. Die Erfahrung hat mich
gelehrt, dass ein Streit, der nicht unmittelbar nach der hitzigen
Auseinandersetzung bereinigt wird, wahrscheinlich niemals aus der Welt
geschafft wird.«
    »Vielleicht«,
sagte sie, »wäre es besser so.«
    »Meinst
du das ernst?«, fragte er sie und in seiner Stimme war keine Spur von Kühle
mehr.
    Sie sah
ihn an - ein langer, abschätzender Blick - und nahm dann seinen
Arm.
    »Kennst
du Dorsey gut?«, fragte er sie im Gehen.
    »Ich
kenne ihn kaum«, gab sie zu. »Ich glaube nicht, dass wir im Frühjahr auf
Newbury mehr als ein paar Worte gewechselt haben. Ich war überrascht, als er
mich um eine förmliche Vorstellung bat, da er Lily doch bereits kennen gelernt
hatte. Aber am heutigen Abend war das keineswegs eine ungewöhnliche Bitte und
ich hatte keinen Grund, sie ihm abzuschlagen. Gibt es einen?«
    »Er
bedrängte Frances - meine Frau«, sagte er. »Er machte ihr auf unangenehme
Art und Weise den Hof, selbst nachdem er wusste, dass er nicht erwünscht war.
Ist das Grund genug?«
    »Du
lieber Himmel!«, rief sie aus. »Oh, es tut mir so Leid, Lyndon. Ich werde ihn
nicht dadurch entschuldigen, dass das alles mindestens zwanzig Jahre her ist
und dass er vermutlich jung und starrköpfig war. Für dich muss die Kränkung
noch sehr lebendig sein.«
    »Er
wollte sie unbedingt heiraten«, sagte er. »Abgesehen von dem Titel handelt es
sich bei Onslows Besitz nicht um unveräußerliches Erbgut, einschließlich Nuttal
Grange. Er hatte Frances alles vermacht. Als sie Dorsey nicht erhören wollte,
versuchte er sie zur Ehe zu zwingen. Das war einer der Gründe, warum wir einen
Tag vor der Abreise meines Regiments in die Niederlande so überstürzt heimlich
heirateten. Die Familienfehde machte uns eine öffentliche Trauung praktisch
unmöglich. Wir waren beide der Meinung, dass es nach meiner Rückkehr leichter
sein würde, beide Familien davon zu überzeugen, dass unsere Verbindung lange
genug angedauert hatte, um sie zu billigen. Wir waren jung - obwohl beide
volljährig - und töricht. Aber zumindest hatte sie mit der Tatsache
unserer Ehe eine Trumpfkarte gegen Dorseys ständige Nachstellungen in der Hand.«
    Er
hatte noch nie zuvor von seiner Frau gesprochen, dachte Elizabeth, als sie den
Erfrischungsraum betraten, der außer ein paar Bediensteten, die mit dem Rücken
zu ihnen am Sideboard beschäftigt waren, verwaist war. Sie hatte ihn nie nach
seiner Ehe fragen wollen.
    »Ich
kann verstehen, warum du ihn so sehr verachtest«, sagte sie. »Er kann sich
allerdings in zwanzig Jahren verändert haben, und Lily hat gewiss nichts

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