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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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sie sich zu
irgendwelchen Schritten entschloss.
    Sie
hatte sich geweigert, Neville zu heiraten, weil sie sich in seiner Welt nicht
wohl fühlte und die Rolle der Gräfin nicht hatte ausfüllen können. Sie hatte
sich um ihretwillen und auch um seinetwillen geweigert - letzten Endes
hätte sie ihn mit ihren Unzulänglichkeiten sehr unglücklich gemacht.
    Aber
ihr war die Erkenntnis gekommen, dass sie sich nun in seiner Welt nicht mehr
unwohl oder fehl am Platze fühlen würde. Oh, sie hatte sich im vergangenen
Monat nicht vollständig gewandelt. Sie hatte immer noch einen sehr langen Weg
vor sich, bevor sie wie eine Dame sein würde, die in diese Welt hineingeboren
und darin aufgewachsen war. Aber sie war auf dem richtigen Weg. Und so mühselig
und schwierig einige Lektionen auch zu lernen waren, sie wusste, dass sie es schaffen
konnte. Sie war keine geborene Dame und einige Mitglieder der beau monde würden
ihr das immer vorhalten, aber sie würde eine ausgebildete Dame sein. Und es gab
viele Menschen - Menschen, die sie mochte und respektierte -, die
sie annehmen würden.
    Was
sollte sie also davon abhalten, Neville noch einmal zu heiraten?
    Sie
würde ihm nicht erlauben, sie aus Pflichtgefühl zu heiraten, sagte sie sich
zuerst. Aber sie wusste, dass das lächerlich war. Sie wusste, dass er sie immer
noch liebte, schon bevor er vor dem Juweliergeschäft die Worte über das
Medaillon gesprochen hatte, hatte sie es gewusst. Und sie wusste mit
Gewissheit, dass sie ihn liebte. Sie hatte nie aufgehört, ihn anzubeten, seit
sie ihn mit vierzehn zum ersten Mal gesehen hatte.
    Dennoch
musste sie darüber nachdenken. Sie musste ganz sicher gehen, dass sie die Dinge
nicht vereinfachte. Sie musste sicher gehen, dass nicht das kleinste Gefühl von
Unterlegenheit sie daran hindern würde, sich als ihm ebenbürtig zu betrachten.
Sie war ihm nicht durch Geburt oder Reichtum ebenbürtig. Sie musste sicher
gehen, dass diese Tatsache niemals für einen von beiden zum Stein des Anstoßes
werden würde - selbst wenn ihre Liebe nach dem ersten Aufblühen mit der
Zeit verblasste, wie es im Laufe ihres Lebens durchaus geschehen könnte
    Aber
sie würde darüber nachdenken, wenn sie wieder allein war. An diesem Nachmittag
wollte sie sich gestatten, sich in den Zauber fallen zu lassen und einfach nur
zu genießen. Und so ging sie mit ihm zu Gunther's und aß ihr Eis und erzählte
ihm von all den Lektionen, die sie im vergangenen Monat gelernt hatte. Sie
wollte ihn mit zahlreichen komischen Details amüsieren, an die sie sich
erinnerte -die meisten gingen auf ihre eigenen Kosten. Sie lachten
ausgelassen und sie wusste, vielleicht mit einem kleinen Stich des Unbehagens,
dass der Zauber auch ihn ergriffen hatte.
    Es war
eine kleine Enttäuschung, als ihr Téte-é-Téte unterbrochen wurde,
aber Lily lächelte dem Gentleman höflich zu, der an ihrem Tisch Halt gemacht
hatte, um einige Worte mit ihnen zu wechseln. Es war schwierig, die Namen all
jener Menschen zu behalten, denen sie seit dem Abend des Ashton-Balles
vorgestellt worden war, aber an Mr. Dorsey erinnerte sie sich sofort, zum
einen, weil er nach ihrer Ankunft ein oder zwei Tage auf Newbury Abbey
geblieben war, vor allem jedoch, weil sich Elizabeth und der Herzog von
Portfrey seinetwegen gestritten hatten.
    »Ah,
Miss Doyle. Guten Tag«, sagte er, verbeugte sich mit einem Lächeln und sah
überrascht aus, als habe er sie eben erst entdeckt. »Kilbourne.«
    Beide
erwiderten höflich, aber ohne allzu große Begeisterung den Gruß. Neville
wollte genauso gern mit ihr allein sein, wie sie mit ihm, vermutete Lily. Sie
erinnerte sich an die kurze Empfehlung, die Elizabeth ihr am Morgen nach dem
Zwischenfall gegeben hatte. Sie würde einen Vertrauensbruch begehen, wenn sie
ihr eine umfassende Erklärung gab, hatte Elizabeth gesagt, aber sie sei der
Meinung, Lily täte gut daran, eine weitergehende Bekanntschaft mit Mr. Dorsey
zu vermeiden.
    Dabei
war er ein liebenswerter Gentleman und gewiss harmlos, dachte Lily während der
nächsten fünf Minuten, in denen er sich ungefragt zu ihnen an den Tisch setzte
und sich mit ihnen unterhielt. Er habe gehört, der Graf von Kilbourne sei vor
kurzem in Leavenscourt in Leicestershire gewesen. Er wünschte, er hätte davon
gewusst. Er sei der Erbe des kranken Baron Onslow, der nur fünf oder sechs
Meilen entfernt auf Nuttall Grange lebte. Es wäre ihm ein Vergnügen gewesen,
sich persönlich dort eingefunden zu haben, um dem Grafen die Landschaft zu

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