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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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gelebt hatte, ohne familiäre Bindungen zu sein. Von ihrem siebten
Lebensjahr an hatte es nur noch ihren Vater gegeben ein Fels der Sicherheit,
solange er am Leben war, aber der einzige Fels. jetzt gab es plötzlich eine
ganze Ansammlung von Verbindungen - zwei Tanten, zwei Cousins und zwei
Bekannte, die enge Verbindungen zu dem Ort hatten, an dem ihre Mutter
Dienstmädchen gewesen war. Lily hatte nicht einmal gewusst, dass ihre Mutter
einmal angestellt gewesen war. Aber sie war die Kammerzofe von Mr. Dorseys
Cousine gewesen, der Gemahlin des Herzogs von Portfrey.
    Was
verursachte ihr angesichts dieser Umstände dieses nicht greifbare Unwohlsein?
Lily konnte an diesem Morgen keine Antwort darauf finden, also versuchte sie,
das Gefühl abzuschütteln.
    Warum
sie aufgeheitert war, wusste sie hingegen sehr gut. Neville hatte tatsächlich
eine Gesellschaft zusammenbekommen, um in drei Tagen abends in die Vauxhall
Gardens zu gehen. Schon allein die Aussicht, die berühmten Lustgärten zu
besuchen, hätte sie entzückt. Aber ... nun ja, es war nicht nur diese
Vorstellung allein, die sie so freudig erregte, dass sie kaum schlafen konnte. Sie
hatte gehört, die Vauxhall Gardens mit ihren von Bäumen gesäumten, von Laternen
beleuchteten Alleen und den abgelegeneren Pfaden, mit den Privatlogen und
Konzerten und Tänzen und prunkvollen Feuerwerken seien der ideale Ort für
Romanzen.
    Und in
wenigen Abenden würde sie mit Neville dort sein. Die Gesellschaft bestand aus
acht Personen, aber das spielte für Lily keine Rolle. Sie wusste, dass er die
anderen sechs nur deshalb eingeladen hatte, weil er sie nicht allein einladen
durfte.
    Sie
fragte sich, ob er einen Abend der Romantik plante und ob sie es zulassen
würde. Sie war sich noch immer nicht sicher.
    Sie
versuchte, die alten Grübeleien aus ihrem Kopf zu vertreiben, während sie durch
den Park lief. Sie hielt ihr Gesicht weiterhin in die Höhe und lauschte den
Vögeln, die aus vollem Halse sangen. Sie versuchte sich auf den jetzigen,
kostbaren Augenblick zu konzentrieren.
    Zu
Vauxhall würde sie ihr Medaillon tragen, entschied sie. Er würde es sehen und
sich daran erinnern, dass sie gesagt hatte, sie wolle es zu einer besonderen
Gelegenheit tragen.
    Aber
war sie schon so weit, ihm ein solches Signal zu geben?
    Sie
atmete die leicht feuchte Luft mit dem starken Pflanzenduft ein und horchte auf
das entfernte Geräusch galoppierender Pferdehufe,
    Wenn
der Herzog von Portfrey mit der Schwester ihrer Mutter gesprochen hatte, musste
auch er kürzlich in Leicestershire gewesen sein. Und warum auch nicht? Seine
verstorbene Frau war dort aufgewachsen. Vielleicht hatte er immer noch Kontakt
zu ihrer Familie.
    Das
Pferd kam von hinten näher, es hatte fast Jagdgalopp erreicht. Die wenigen
Male, die Lily auf einem Pferd gesessen hatte, hatte sie Reiten als ein
wundervolles Gefühl empfunden. Sie dachte daran, dass sie auch gern auf einem
Pferderücken über die Wege des Hydeparks fliegen würde.
    Und
dann geschahen drei Dinge gleichzeitig - das Geräusch der Pferdehufe
klang plötzlich gedämpft, als liefe es über Gras, jemand schrie und Lily hatte
wieder dieses Gefühl von lähmender, betäubender Panik. Als sie sich umdrehte,
waren Pferd und Reiter schon beinahe über ihr. Instinktiv wirbelte sie zur
Seite und fiel schwer ins Gras. Das Pferd donnerte an ihr vorbei und preschte
in vollem Galopp weiter.
    Wieder
ein Schrei und ein junges Dienstmädchen kam über das Gras gerannt und ließ
ihren großen Korb fallen. Zwei Männer, der eine wie ein Arbeiter gekleidet, der
andere eher ein wohlhabender Kaufmann, tauchten ebenfalls wie aus dem Nichts
auf. Lily lag betäubt im nassen Gras und sah zu ihnen hoch.
    »Miss.«
Das Mädchen ließ sich neben Lily auf die Knie fallen. »Oh, Miss, seid Ihr tot?«
    »Sie
hat einen Schock, sie ist nicht tot, du dummes Ding«, sagte der Arbeiter. »Seid
Ihr verletzt, Miss?«
    »Nein«,
sagte Lily. »Ich glaube nicht. Ich weiß nicht.«
    »Am
besten nicht bewegen, Ma'am«, sagte der Kaufmann hastig, »bis Ihr sicher seid.
Kommt erst wieder zu Atem und dann seht nach, wie sich Eure Beine anfühlen.«
    »Der
Schuft!«, rief das Mädchen aus und starrte dem rasch entschwindenden Reiter
hinterher. »Er hat nicht einmal geschaut, wohin er ritt. Wahrscheinlich hat er
überhaupt keine Ahnung, dass er beinahe jemanden umgebracht hat.«
    »Das
ist dem doch egal«, fügte der Arbeiter zynisch hinzu. »Die feinen Herrn kümmert
es wenig, was mit irgendeinem

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