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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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sehr
nett. Sie haben mich mit >Mylady< angeredet.« Ein flüchtiges Lächeln
huschte über ihr Gesicht.
    Vor
Erleichterung wurden ihm die Knie weich. Der Schock begann sich zu
verflüchtigen, stellte er fest. Eigentlich sollte er jetzt verheiratet sein und
sich auf dem Rückweg nach Newbury Abbey zum Frühstück befinden - mit
Lauren, seiner Frau. Stattdessen stand er im Hochzeitsstaat am Strand mit ...
mit seiner Frau. Er spürte eine erneute Welle der Benommenheit auf sich
zukommen.
    »Sie
haben dich gefangen genommen und dich gut behandelt?«, wiederholte er. »Wann
und wo haben sie dich freigelassen, Lily? Warum wurde ich nicht informiert?
Oder bist du geflohen?«
    Sie
senkte den Blick zu seinem Kinn.
    »Kurz
nachdem wir Ciudad Rodrigo verließen, wurden sie angegriffen«, sagte sie. »Von
spanischen Partisanen. Ich wurde gefangen genommen.«
    Er
verspürte noch mehr Erleichterung. Er lächelte sogar. »Dann warst du in
Sicherheit«, sagte er. »Die Partisanen sind unsere Verbündeten. Haben sie dich
zum Regiment zurückgebracht? Aber das muss Monate her sein, Lily. Warum hat man
mich nicht benachrichtigt?«
    Er sah,
dass sie sich umdrehte und über den Strand hinweg zum Tal blickte. Ihr Haar
wehte ihr ins Gesicht und verbarg es vor seinen Blicken.
    »Sie
wussten, dass ich Engländerin bin«, sagte sie. »Aber sie wollten nicht glauben,
dass ich eine Gefangene war. Ich war nicht gefesselt, verstehst du? Und sie
wollten nicht glauben, dass ich eine Offiziersgattin war. Ich war nicht so
gekleidet. Sie dachten, dass ich bei den Franzosen als - als Konkubine
war.«
    Er
fühlte sich, als habe sein Herz in seiner Brust einen Salto geschlagen. Er
öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber er brachte kaum einen Ton hervor.
    »Aber
deine Papiere, Lily ...«
    »Die
Franzosen hatten sie genommen und mir nicht wieder zurückgegeben«, sagte sie.
    Er
schloss fest die Augen und erstarrte. Die spanischen Partisanen waren bekannt
für die Brutalität, mit der sie ihre französischen Gefangenen behandelten. Wie
würden sie wohl eine französische Konkubine behandeln, selbst wenn sie
Engländerin war? Wie war sie der schrecklichen Folter und der Hinrichtung
entgangen?
    Er
wusste, wie.
    Er
atmete tief durch. »Warst du ... lange bei ihnen?«, fragte er. Er wartete die
Antwort nicht ab. »Lily, haben sie ...«
    Hatten
sich die schlimmsten Befürchtungen Doyles' bewahrheitet? Und seine eigenen?
Aber er brauchte nicht auf die Antwort zu warten. Sie war nur zu
offensichtlich. Es gab keine andere mögliche Antwort.
    »Ja«,
sagte sie leise.
    Die
Stille zog sich in die Länge, bevor sie weitersprach. Der Schrei einer Möwe
drang zu ihnen und es war leicht vorstellbar, dass dieser Schrei ein Wehklagen
war.
    »Nach
vielen Monaten - sieben, genau gesagt - traf ein englischer Agent
für ein paar Tage mit ihnen zusammen und überredete sie, mich gehen zu lassen.
Ich ging zu Fuß zurück nach Lissabon. Niemand dort wollte mir meine Geschichte
abkaufen, bis Captain Harris zufällig geschäftlich in Lissabon zu tun hatte.
Als er und Mrs. Harris zurück nach London gingen, nahmen sie mich mit. Der
Captain wollte dir schreiben, aber ich konnte nicht warten. Ich kam. Ich musste
kommen. Ich musste dir sagen, dass ich am Leben bin. Ich versuchte es gestern
Abend, als in deinem Haus dieses Fest stattfand, aber sie hielten mich für eine
Bettlerin und wollten mich mit einem Almosen abspeisen. Es tut mir Leid, dass
es heute Morgen sein musste. Ich - ich werde nicht bleiben, jetzt, da ich
es dich habe wissen lassen. Wenn du willst ... bezahle mir die Kutschfahrt und
ich werde ... irgendwo anders hingehen. Ich denke, nach allem, was ich getan
habe, gibt es einen Weg, diese Ehe zu annullieren. Wenn man Geld und Einfluss hat,
was bei dir ja der Fall ist. Danach kannst du ... deine Pläne weiterverfolgen.«
    Eine
andere heiraten. Lauren. Dieser Name schien zu einein anderen Leben zu gehören.
    Lily
bot ihm die Scheidung an. Wegen Ehebruchs. Weil sie zugelassen hatte,
vergewaltigt zu werden, anstatt Folter und Exekution ausgeliefert zu sein -
wenn sie überhaupt die Wahl gehabt hatte. Weil sie sich entschlossen hatte zu
überleben. Und sie hatte überlebt.
    Lily
vergewaltigt.
    Lily
eine Ehebrecherin.
    Seine
geliebte, bezaubernde Unschuld.
    »Lily.«
Es war keine Einbildung, dass sie dünner geworden war. Ihre schlanke
Erscheinung hatte früher eine geschmeidige Grazie besessen. jetzt sah sie dürr
aus. »Wann hast du zum letzten Mal etwas

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