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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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mich ihrer Ausbildung annehmen.«
    »Darüber
sprechen wir ein anderes Mal, Mama«, hatte er gesagt, »obwohl ich deiner
Meinung bin, dass es das Beste wäre, wenn du wieder hier einziehst. Ich möchte
jedoch nicht, dass Lily unglücklich ist. Das alles ist sehr schwierig für sie.
Viel schwieriger als für irgendeinen von uns.«
    Er
hatte den Raum verlassen, bevor irgendjemand Einwände erheben konnte, und hatte
an den Stufen innegehalten. Er dachte daran, dass es Tage gab, die so
gewöhnlich waren, dass man sich eine Woche später an keine Einzelheit mehr
erinnern konnte. Und dann gab es Tage, die mit den Erfahrungen eines ganzen
Lebens vollgepackt zu sein schienen. Dies war eindeutig einer jener Tage.
    Nachdem
er vom Witwenhaus zurückgekehrt war und nach Lily gesehen hatte, die tief und
fest geschlafen hatte, hatte er einige Briefe geschrieben und sofort
abgeschickt. Es würde ihn viel Geduld kosten, die Antworten abzuwarten.
    Denn
trotz seiner öffentlichen Erklärungen und trotz seiner scheinbaren Gelassenheit
war er einfach nicht sicher, ob Lily wirklich seine Frau war.
    Sie
hatten ohne Eheerlaubnis und ohne das übliche Aufgebot geheiratet. Der
Regimentskaplan hatte ihm versichert, dass die Heirat völlig legal sei, und
hatte die notwendigen Schriftstücke aufgesetzt, die Neville unterschrieben und
Lily mit ihrem Zeichen versehen hatte, was von Harris und Rieder bezeugt worden
war. Aber ParkerRowe war am folgenden Tag getötet worden. Harris hatte
berichtet, dass die Habseligkeiten der Toten mit ihnen in der Schlucht
zurückgeblieben waren.
    Das
könnte bedeuten, dass die Heirat nie registriert worden war. Waren sie also gar
nicht verheiratet? War die Eheschließung nichtig? Neville hatte schon zuvor
vage an diese Möglichkeit gedacht, doch er war jener Frage nie nachgegangen.
Sie war unwichtig gewesen. Lily war tot gewesen.
    Doch
jetzt lebte sie und befand sich auf Newbury Abbey. Er hatte sie als seine Frau
und Gräfin anerkannt. Lauren hatte leiden müssen. Und ihrer aller Leben wurden
auf den Kopf gestellt. Aber vielleicht hatte die Ehe überhaupt keine rechtliche
Grundlage. Er hatte an Harris geschrieben mittlerweile Captain Harris,
wie es schien - und an einige zivile und kirchliche Autoritäten, um sich
Klarheit zu verschaffen.
    Was
wäre, wenn er und Lily vor dem Gesetz gar nicht verheiratet waren?
    Sollte
er ihr gegenüber seine Bedenken äußern, bevor er die Antwort kannte? Sollte er
sie gegenüber irgendjemandem äußern? Die Frage hatte seit dem Augenblick der
Erkenntnis auf ihm gelastet, als er mit ihr am Strand gestanden und aufs Meer
hinausgeblickt hatte. Aber er hatte sich entschlossen, seine Bedenken so lange
für sich zu behalten, bis er die Antwort kannte. Er war sich ohnehin nicht
sicher, ob die Lage sich dadurch entscheidend verändern würde. Er hatte Lily
auf Treu und Glauben geheiratet. Er hatte ihr einen Treueschwur geleistet und
er hatte nicht die geringste Absicht, ihn zu brechen. Er hatte mit ihr die Ehe
vollzogen.
    Und er
hatte sie geliebt.
    Doch er
konnte sich nicht von dem Anblick Laurens freimachen, wie sie in ihrem
Hochzeitkleid sanft auf der Baumschaukel hin und her schwang und ihre
Enttäuschung gleichgültig und ruhig hinnahm - und sicherlich kurz davor
stand, mit genau der Wut zu explodieren, die sie ihm gegenüber als sinnlos
bezeichnet hatte. Eine zurückgewiesene und erniedrigte Braut.
    Eine
teuflisch verzwickte Situation, dachte er bei sich. Er spürte die Schuld auf
seinen Schultern lasten, obwohl ihm der gesunde Menschenverstand sagte, dass er
die Ereignisse des Tages unmöglich hatte vorhersehen können.
    ***
    Lily war dankbar,
wieder draußen sein zu können - fort von dem Ehrfurcht gebietenden
Herrenhaus und den verwirrenden Menschenansammlungen.
    Elizabeth
hatte einen Spaziergang zum Steingarten vorgeschlagen, der diese Bezeichnung
nicht verdiente, da es dort mehr Blumen und Zierbäume als Felsen gab.
Gepflasterte Pfade schlängelten sich durch die Pflanzenpracht und einige wohl
platzierte, schmiedeeiserne Sitzgelegenheiten luden den Spaziergänger ein, zu
verweilen und die kultivierte Schönheit zu genießen. Lily war an die wilde
Schönheit der freien Natur gewöhnt, aber ein liebevoll angelegter, von Gärtnern
gepflegter Garten hatte auch seinen Reiz, befand sie.
    Elizabeth
hatte sich beim Herzog von Portfrey untergehakt. Sein Name war Lily wieder
entfallen, aber er war ihr im Salon als sehr distinguiert aussehender Gentleman
aufgefallen. Sie schätzte sein

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