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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenn ich mich nicht irre. Aber, um der Wahrheit die Ehre zu geben, so war das, was Ihr vorgebracht habt, gar nicht so dumm gesagt. Ich gebe Euch vollständig recht. Wir müssen unsere Augen auf alle diese möglichen Fälle richten. Darum ist es notwendig, zu erfahren, wohin die beiden Apachen sich gewendet haben. Ich werde ihnen also mit Tagesanbruch nachreiten.“
    „Und ich reite mit“, sagte Will Parker.
    „Ich auch“, erklärte Dick Stone.
    Sam Hawkens sann eine kurze Weile nach und antwortete ihnen dann:
    „Ihr bleibt hübsch da, ihr beide. Ihr werdet hier gebraucht. Verstanden?“
    Er sah dabei nach Rattlers Freunden hinüber, und er hatte recht. Wenn diese unzuverlässigen Menschen allein bei uns blieben, so könnte es nach ihres Anführers Erwachen leicht unliebsame Szenen geben. Da war es besser, Stone und Parker blieben da.
    „Aber du kannst doch nicht allein reiten!“ sagte der letztere.
    „Ich könnte schon, wenn ich wollte; aber ich will nicht“, erwiderte Sam. „Werde mir einen Begleiter aussuchen.“
    „Wen?“
    „Dieses junge Greenhorn hier.“
    Dabei deutete er auf mich.
    „Nein, er darf nicht fort“, entgegnete da der Oberingenieur.
    „Warum nicht, Mr. Bancroft?“
    „Weil ich ihn brauche.“
    „Möchte doch wissen, wozu!“
    „Zur Arbeit natürlich. Wenn wir in fünf Tagen fertig werden wollen, müssen wir alle unsere Kräfte anspannen. Ich kann keinen missen.“
    „Ja, alle Kräfte anspannen. Bisher habt Ihr das nicht getan; es hat vielmehr einer für alle gearbeitet; nun mögen sich auch einmal alle für diesen einen anstrengen.“
    „Mr. Hawkens, wollt Ihr mir etwa Vorschriften machen? Das möchte ich mir verbitten!“
    „Fällt mir nicht ein. Eine Bemerkung ist noch lange keine Vorschrift.“
    „Klang aber genauso!“
    „Mag sein; habe auch gar nichts dagegen. Was Eure Arbeit betrifft, so wird es wohl keine gar so große Verzögerung nach sich ziehen, wenn morgen vier anstatt fünf sich daran beteiligen. Habe grad eine bestimmte Absicht dabei, dieses junge Greenhorn, welches Shatterhand genannt worden ist, mitzunehmen.“
    „Darf ich fragen, welche?“
    „Warum nicht. Er soll einmal sehen, wie man es macht, wenn man Indianern nachschleicht. Wird ihm wahrscheinlich von Nutzen sein, eine Fährte richtig lesen zu können.“
    „Das ist aber für mich nicht maßgebend.“
    „Weiß schon. Es gibt noch einen zweiten Grund. Nämlich der Weg, den ich zu machen habe, ist ein gefährlicher. Da ist es vorteilhaft für mich und euch, wenn ich einen Begleiter bei mir habe, der eine solche Körperkraft besitzt und mit seinem Bärentöter so außerordentlich gut schießen kann.“
    „Ich sehe wirklich nicht ein, inwiefern dies auch für uns von Vorteil sein könnte.“
    „Nicht? Das wundert mich. Seid doch sonst ein außerordentlich pfiffiger und einsichtsvoller Gentleman“, antwortete Sam in leicht ironischem Ton. „Wie nun, wenn ich auf Feinde treffe, die hierher wollen und mich auslöschen? Da kann Euch niemand von der Gefahr benachrichtigen, und Ihr werdet überfallen und umgebracht. Habe ich aber dieses Greenhorn bei mir, welches mit seinen kleinen Ladieshänden den stämmigen Kerl mit einem Schlag zu Boden schmettert, so ist es sehr wahrscheinlich, daß wir heiler Haut wiederkommen. Seht Ihr das nun ein?“
    „Hm, ja.“
    „Und sodann kommt die Hauptsache: Er muß morgen mit, damit keine Reiberei entsteht, welche unglücklich enden kann. Ihr wißt, daß Rattler es ganz besonders auf ihn abgesehen hat. Wenn dieser Liebhaber eines Glases Brandy morgen erwacht, ist es sehr wahrscheinlich, daß er sich gleich an den macht, der ihn heut wieder niedergeschmettert hat. Wir müssen diese beiden wenigstens morgen, am ersten Tage nach der Mordtat, auseinanderhalten. Darum bleibt der eine, den ich nicht brauchen kann, hier bei Euch, und den andern nehme ich mit. Habt Ihr nun auch noch etwas dagegen?“
    „Nein; er mag mit Euch reiten.“
    „Well; so sind wir also einig.“ Und indem er sich mir zuwendete, fügte er hinzu: „Ihr habt gehört, was Euch morgen für eine Anstrengung bevorsteht. Es kann leicht möglich sein, daß wir da keinen Augenblick zum Essen und zur Ruhe finden. Darum frage ich Euch, ob Ihr denn nicht wenigstens einige Bissen von Eurer Bärentatze probieren wollt.“
    „Na, unter diesen Umständen will ich es wenigstens versuchen.“
    „Versucht es nur, versucht es nur! Ich kenne diese Versuche, hihihihi! Man braucht nur einen Bissen zu nehmen, so hört man

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