Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
Vom Netzwerk:
goldfarbene Kürasse, in den Händen Lanzen mit Steinspitzen. Die Köpfe bedeckten Hauben aus reinem Gold.
    Die Mumie auf dem Sessel war Topa Inka. Soweit es der aus Tausenden kleiner Goldplättchen gefertigte Umhang zuließ, war zu sehen, daß er breiter, wuchtiger als Pachachuti war. Sein Gesicht allerdings sah genauso erschreckend aus. Auch er trug eine Tiara. In den Augenhöhlen funkelte grünliches Feuer.
    Topa Inka bediente sich nicht der Telepathie, sondern sprach mit tiefer, kehliger Stimme. Deutlich und ein fast akzentfreies Französisch.
    »Ich bin Topa Inka!« sagte er und hob beide Arme. Dabei rutschte der Umhang zurück und zeigte, daß es fast keine Haut mehr gab. Die Finger der Linken waren völlig skelettiert, die der Rechten nur zum Teil. An den Fingern beider Hände steckten goldene, mit funkelnden Steinen verzierte Ringe.
    »Ihr seid sehr mutig«, fuhr der Mumienfürst fort, »ich kenne die Warnung Pachachutis! Trotzdem seid ihr zurückgekommen. Ihr werdet sterben, und dabei ist es gleichgültig, durch wessen Hand.«
    »Ich sehe, du sprichst unsere Sprache, Topa Inka«, sagte Professor Zamorra. »Sogar sehr gut. Du behauptest also, daß wir sterben werden. Du bist dir zu sicher! Denn du kennst meine Macht nicht, Topa Inka! Sie ist größer als deine!«
    Dröhnendes Lachen rollte durch das hohe Gewölbe.
    »Du bist sehr kühn, Fremder! Gut, nehmen wir an, deine Macht wäre größer als meine. Oder die von Pachachuti! Sie kann jedoch nicht größer als die des Sonnengottes Inti sein! Er wird dich strafen, weil du sein Heiligtum entweiht hast! Und diese Frau dort wird das Schicksal der anderen teilen: Wir werden ihr Blut opfern! Für Inti! Du hast recht, Fremder, meine Macht ist nicht unbegrenzt. Ich kann die Erde nicht beben lassen! Aber ich habe euch hierhergeholt! Beweist das nicht meine Macht?«
    Zamorra legte den Arm um Nicole. Dann erwiderte er:
    »Für uns ist so etwas nichts Rätselhaftes, wie du vielleicht annimmst, Topa Inka! Wer hat die Erde beben lassen? Pachachuti?«
    Topa Inka lachte wieder dröhnend.
    »Nein, er hat noch weniger Macht als ich! Und ich muß das wissen! Denn zwischen uns besteht eine uralte Fehde, und ich habe ihn schon oft besiegt! Gott Inti kann die Erde beben lassen. Nur er.«
    Nun lachte Zamorra.
    »Aber Pachachuti hat die Mädchen in seiner Hand, Topa Inka! Jene Mädchen, die er opfern will. Ist er somit nicht doch stärker als du? Wo sind sie denn… die Mädchen aus Urubamba?«
    Der Mumienfürst bleckte die hauerartigen, gelblichen Zähne. Das halb zerstörte Gesicht verzog sich, es knisterte widerlich. Das grünliche Flakkern in den Augenhöhlen wurde intensiver.
    »Du willst sie sehen? Gut, Fremder! Hier sind sie!«
    Er richtete das Gesicht zur Kuppel hinauf, streckte die Arme aus. Als er sie wieder senkte, standen vier Mädchen zwischen Topa Inka und Zamorra sowie Nicole.
    Zamorra war verblüfft. Das Mädchen, das am Abend zuvor in einer Flammensäule verschwunden war, befand sich dabei. Und Inez Ruiz. Alle vier waren nackt und starrten ausdruckslos an Zamorra und Nicole vorbei.
    »Bist du zufrieden, Fremder? Vier Frauen! Und neben dir steht die fünfte! Inti wird sehr zufrieden sein!«
    »Zufrieden? Du vielleicht, Topa Inka, ich nicht.«
    Der Mumienfürst ließ wieder dieses schauerliche Lachen hören.
    »Es wird nichts ändern!« sagte er dann. »Um es zu können, brauchtest du mehr Macht!«
    Professor Zamorra brauchte nicht erst lange zu überlegen. Er wußte, wie er Topa Inka begegnen konnte.
    »Für mich arbeitet die Zeit, Topa Inka«, sagte er. »Deine Macht ist begrenzt. Wie die Pachachutis! Zeitlich begrenzt! Und das weißt du auch.«
    Das Gesicht der Mumie auf dem Thronsessel verzog sich. Offensichtlich hatte Zamorra die Wahrheit gesprochen, und darüber war Topa Inka wütend.
    »Du weißt mehr, als ich dachte, Fremder«, erwiderte er. »Aber du wirst davon keinen Nutzen haben!«
    Er hob die Arme und rief ein paar Worte in einer Sprache, die Zamorra nicht kannte. Nicole gab einen leisen Schrei von sich, als plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, zwei Mumien vor ihr standen und mit ihren leblosen, vertrockneten Händen nach ihr griffen.
    Professor Zamorra wollte eingreifen, daran jedoch hinderten ihn zwei andere Schreckgestalten. Sie waren neben ihm aufgetaucht, Riesenschlangen mit Jaguarköpfen.
    Die Rachen waren weit geöffnet, die spitz zulaufenden Enden der Körper peitschten den glatten Boden des Tempels. Übler Geruch schlug Zamorra entgegen. Die

Weitere Kostenlose Bücher