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0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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zu finden.«
    »Wann haben Sie sich soweit erholt?«
    Achselzuckend sah Eileen zu Boden. »Ich weiß nicht. Wir müßten uns irgendwo ausruhen können…«
    »Dann sehen wir zu, wohin uns dieser Gang führt.« Karmann setzte sich in Bewegung. Zäh und platschend wurde das braune, stinkende Wasser von seinen Füßen aufgewirbelt.
    Nach der ersten Biegung folgte eine zweite, nach der zweiten eine dritte. Dann und wann hieb Karmann mit der Faust gegen die Wand, aber das Geräusch blieb unverändert gleich. Eine Schwachstelle in dem Steinwall war nicht zu entdecken.
    Fünf Minuten später erreichten die beiden Menschen eine Abzweigung. »Jetzt wird es interessant«, sagte Karmann. »Welchen Weg nehmen wir?«
    »Entscheiden Sie!«
    Der Industrielle wandte sich nach rechts. Sein Instinkt schien ihn richtig geleitet zu haben, denn nach wenigen Metern und einer weiteren Biegung erreichten sie eine Steigung.
    »Unheimlich…« Karmann bückte sich. Obwohl es bergauf ging, stand das brachige Wasser allen Naturgesetzen zum Trotz auch auf der Steigung unverändert kniehoch.
    Eileen schüttelte sich. Kniend wirkte Karman mit seinem dicken Panzer auf Rücken, Schultern und Oberarmen wie ein fremdes Wesen, wie ein riesiges Insekt, das sprungbereit dahockte und gleich loshüpfen würde. Glücklicherweise war die durch den Säureregen hervorgerufene Panzerung bei ihr nicht so dick. Wenn sie nicht daran dachte, spürte sie sie kaum. Ihre Bewegungsfreiheit wurde durch die Homschicht - falls es sich um eine solche handelte - jedenfalls nicht eingeschränkt.
    Sie gingen weiter. Der Weg wurde immer steiler, und mit der Zeit trocknete der Gang aus. An der Decke hing nun überhaupt keine Flüssigkeit mehr, und auch der Pegel zu ihren Füßen sank ständig.
    Sogar die Luft besserte sich etwas. Der penetrante Schwefelgestank, der draußen vor der fürchterlichen Trutzburg schier unerträglich und in dem Schloß selber anfangs noch deutlich wahrnehmbar gewesen war, verflüchtigte sich immer mehr. Dafür verstärkte sich ein anderer, noch unangenehmerer - der von Schwefelwasserstoff, wie er unter anderem in faulen Eiern entsteht. Die Luftbesserung hielt nur für wenige Schritte an, dann schlug sie völlig um.
    Eileen hörte das Rauschen zuerst, ein langsames, wuchtiges Grollen, anfangs noch schwach, dann immer lauter und schneller. Das brackige Wasser um ihre Füße schwappte auf und ab.
    Wortlos sahen sich die beiden an - und begannen zu spurten. Immer schneller hetzten sie den Gang hinauf, immer lauter wurde das Tosen des Wassers hinter ihnen.
    Keuchend blieb Eileen stehen. »Ich kann nicht mehr!« stöhnte sie.
    Karmann packte sie an der Hand und riß sie mit sich. »Wir dürfen nicht aufgeben!«
    Sie liefen weiter. »Aber das Wasser kommt von unten!« schrie Eileen. »Wie ist das möglich?«
    Dann war die Flut heran - eine unermeßliche Masse aus brauner, schmutziger Flüssigkeit, die sie packte und mit sich riß, als wären sie nur Puppen, oder Papierfiguren auf einem reißenden Fluß. Das Wasser schlug über Eileen zusammen, schleuderte sie fort. Keuchend schnappte sie nach Luft.
    Neue Wassermassen landeten auf ihr, trugen sie an die Oberfläche. Hart schlug sie gegen die Decke des Ganges, doch ihr Panzer schützte sie vor dem Aufprall. Wie ein Fisch auf dem Land schnappte sie nach Luft, bekam eine Lunge voll zu fassen, wurde schon wieder weitergerissen und unter den brodelnden Fluten begraben.
    Die Flüssigkeit brannte in ihren Augen. Halbblind schlug sie mit den Händen um sich, versuchte Halt zu fassen, aber ihre suchenden Finger tasteten nur Feuchtigkeit.
    Ihr wurde schwarz vor Augen. Die Lungenflügel drohten ihr zu bersten. Schwer pulsierte das Blut in ihren Adern, brannte wie Feuer, weil es keinen Sauerstoff mehr an Körperzellen, Organe und Gehirn weitertragen konnte.
    Dann war es vorbei. Der reißende Strom, der Eileen und Karmann trug, ergoß sich in einen riesigen, unterirdischen See. Eileen trieb auf die Oberfläche, bekam wieder Luft. Sie unterdrückte den Drang, wie verrückt mit Armen und Beinen um sich zu treten, und rollte sich auf den Rücken. Ruhig trieb sie daher, starrte zu der Felswölbung empor, die sich hoch, hoch über ihr krümmte.
    Und sie bekam wieder Luft! Übelriechende, stickige Luft zwar, aber Luft! Sauerstoff für ihren Körper.
    Irgendwo neben ihr machte sie Karmann aus. Der Industrielle schien über größere Kraftreserven zu verfügen als sie, jedenfalls schwamm er mit ruhigen, ausholenden Zügen auf

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