0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton

Vom Netzwerk:

noch etwas, Sir«, sagte er. »Ich habe heute morgen versucht, Doktor Wellington telefonisch zu erreichen. Er hat sich nicht gemeldet. Weder in seiner Privatwohnung noch in seinem Laboratorium noch auf dem Kongreß. Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Und das kann ich mir einfach nicht erklären, da er als Erster Vorsitzender der Britischen Gesellschaft für Parapsychologie ja auf der Versammlung anwesend sein muß.«
    »Ach ja, der Kongreß…« Professor Zamorra hatte ihn fast vergessen. »Ich fürchte, wir werden es nicht mehr rechtzeitig schaffen, Glasgow zu erreichen.«
    »Das habe ich mir schon gedacht, Professor.« Penderton grinste jungenhaft und deutete auf seine Brust, wo er den Revolver in einem Halfter trug. »Ich nehme an, bei den Wolfsmenschen handelt es sich um die gleichen, die wir gestern abend… hm… gesehen haben. So gesehen, dürfte das Verschwinden von Larringer und Higgins kein Zufall sein.«
    »Richtig«, nickte Zamorra. »Wir müssen die beiden suchen. Und ich weiß auch schon wo.«
    »Wo denn, Sir?«
    »Auf Eldridge Castle. Auf dem Spukschloß.«
    ***
    Die Ohnmacht währte nur kurz. Ein grauer Fleck schälte sich aus der Dunkelheit, die Eileen O’Shea umgab, und wandelte sich in das Gesicht von Gerald Karmann.
    »Was ist geschehen?« fragte der Industrielle aufgeregt. »Sie schlugen die Augen auf und sahen mich verwirrt an, dann verließen die Lebensgeister Sie schon wieder.«
    Eileen lächelte schwach. Sie überlegte, ob sie dem Industriellen reinen Wein einschenken sollte, faßte sich ein Herz und berichtete von dem, was sie während ihrer Trance gesehen hatte. Hinzu fügte sie ihre Vermutungen betreffs der Falle, die sie in diesem Schattenreich vermutete.
    Karmann schüttelte den Kopf. »Ein wenig schwer zu glauben«, sagte er. »Dämonen, die sich an Sterblichen rächen, sie in eine Falle locken wollen. An Seelenwanderung und ein Leben nach dem Tode kann man ja noch glauben -nicht zuletzt deshalb habe ich solch beträchtliche Summen in Wellingtons Forschungsprojekt investiert… aber Dämonen, die in einer Hölle lauem… Nein!«
    »Sehen Sie sich um, Karmann! Was glauben Sie, wo wir hier hineingeraten sind? Ist das nicht die Hölle? Nicht die, die die Religionen uns beschreiben, sondern eine viel schlimmere, eine Welt neben der unseren, in der wir übergeordneten Mächten völlig hilflos ausgeliefert sind!«
    »Ich weiß nicht…« Karmann ließ sich neben Eileen nieder.
    Diese Bewegung rettete ihm das Leben. Dort, wo er gerade noch gestanden hatte, ging wie aus dem Nichts eine Gesteinslawine nieder, kopfgroße, schwere Felsbrocken, die sich tief in den weichen Sand gruben.
    Karmann wälzte sich zur Seite und zerrte Eileen mit. Im nächsten Moment stand er schon wieder auf den Füßen. »Da!« rief er und deutete auf den Steinwall, der den Sandstrand begrenzte. »Da ist jemand!«
    Jetzt sah Eileen ihn auch. »Nein!« stöhnte sie. »Nein!«
    Der Alptraum nahm kein Ende.
    Das Wesen, das sich ihnen mit atemberaubendem Tempo näherte, war menschlich - menschenähnlich. Einst mochte es durchaus ein Mensch gewesen sein, aber nun erinnerte es an einen wandelnden, schon verfaulten Leichnam. Ausgetrocknete und eingeschrumpfte Fleischbrocken baumelten locker an den ausgebleichten Knochen, aus denen das Ungetüm bestand. Ein Skelett rannte auf die beiden zu, ein menschliches Skelett -und es lebte!
    »Da oben hat es sich versteckt!« sagte Karmann und deutete auf einen Felsvorsprung. »Wenn es bis hierher Steine geworfen hat, dann muß es über eine Ungetüme Kraft verfügen!«
    »Kommen Sie!« schrie Eileen schrill und zerrte an Karmanns Arm. »Wir müssen fliehen!«
    »Nein!« brüllte der Industrielle. »Jetzt will ich es wissen! Dieser Alptraum muß aufhören!«
    Das Skelett war heran. Mit einem wuchtigen Schlag schleuderte es Eileen mehrere Meter durch die Luft. Hart schlug das Medium mit der Schulter zuerst in den Sand.
    Ihr Panzer, der sich jetzt bis zum Bauchnabel ausgedehnt hatte, nahm dem Aufprall die Gewalt. Es knirschte in der Homplatte, die ihre Haut bedeckte, aber verletzt hatte Eileen sich nicht.
    Dem Skelett schien die Bewegung nicht die geringste Anstrengung gekostet zu haben. Es sprang Karmann an, riß den Industriellen zu Boden und wieder hoch, bevor der überhaupt reagieren konnte. Die Klauenhände um den Hals Karmanns gelegt, hielt es ihn in einem festen Griff.
    Eileen rappelte sich auf und spurtete los. Mit ihrem vollen Gewicht warf sie sich gegen das Skelett, aber es