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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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mit: »Du vermisst deine Heimat sehr, stimmt’s?«
    »Aaaannnngggg!«, stimmte Li-Jared mit derselben Vehemenz zu. »Ich vermisse die Wälder und Ebenen und am meisten den Himmel, den smaragdgrünen Himmel, den schönen, gefährlichen Himmel. Die Sterne, die gefährlich flackern und wirbeln, und das Leben selbst zu einem zerbrechlichen Schatz machen!« Li-Jareds Stimme bebte, er musste den Blick abwenden.
    Bandicut fürchtete sich fast, die Frage zu stellen, die ihm auf der Zunge lag. Aber als der Karellianer ihn wieder ansah, fand Bandicut seine Sprache wieder und sagte: »Gibt es noch andere … Karellianer … die du besonders vermisst?«
    Li-Jareds Augen flackerten und trübten sich. »Einige. Einige.«
    »Glaubst du, sie … sie sind noch …«
    »Am Leben? Wer weiß?«, antwortete Li-Jared, der Bandicuts Gedanken erraten hatte. »Wer weiß?«
    Bandicut nickte. Er trank einen kräftigen Schluck aus seinem Pilsglas. Das Bier schmeckte gut, vollmundig und nach Hopfen, und hatte eine schöne Schaumkrone. Wer oder was auch immer es gebraut hatte, er hatte auch Bandicuts Erinnerungen durchforstet. »Vielleicht«, sagte er schließlich, »können wir gemeinsam suchen. Ich würde auch gern einen Weg nach Hause finden. Obwohl ich den Gedanken nicht los werde, dass jeder, der mir etwas bedeutet hat, längst tot ist.« Schwindel überkam ihn, als er an Julie dachte. Warum?, fragte er sich. Warum musste das passieren? Die Erde und der Komet – und sogar Charlie –, warum hat sich das alles zwischen mich und die Frau gestellt, bei der ich zum ersten Mal den Hauch einer Chance gesehen habe, dass ich … sie lieben könnte?!
    »Vielleicht können wir gemeinsam suchen«, stimmte Li-Jared ihm zu und riss ihn so glücklicherweise aus seinen trüben Gedanken. »Aber Iks Heimat, du weißt schon – Luaachee’a –, gibt es nicht mehr. Sie wurde zerstört.« Li-Jareds Stimme klang kalt, monoton, metallisch. »Ik kann nirgendwo anders hin.« Er wackelte mit dem schimpansengleichen Kopf und schien Bandicut abschätzend zu mustern. »Ik meint, du bist ein vertrauenswürdiger Gefährte. Er denkt, du könntest uns vielleicht helfen.«
    Bandicut errötete. »Und du bist dir diesbezüglich nicht sicher.«
    Wieder wackelte der Kopf des Karellianers hin und her. »Ich will dich nicht beleidigen. Aber ich … wie kann ich es erklären … ich schließe nicht leichtfertig Freundschaften.«
    Bandicut nickte. »Ich glaube, es gibt auch keinen Grund, in meinem Fall anders zu verfahren.« Er starrte in die Dunkelheit, studierte die seltsame Bar, in der Tische in einem dreidimensionalen Walzer ihre Kreisbahnen zogen. Ik und die Maksu waren irgendwo in dieser Finsternis; ihr Tisch war von Bandicuts Tisch fortgetrieben, und er hatte Ik aus den Augen verloren. Die Fische jedenfalls hatte er sich nicht eingebildet: Momentan sah er sie direkt über sich, grell leuchtende Tiefseegeschöpfe, die durch die Schwärze glitten oder stoben. Sie und ähnliche Wesen waren die ganze Zeit über immer wieder in und außer Sicht getrieben. Waren sie vielleicht ebenfalls Gäste dieser Bar? Oder gehörten sie zum Inventar, sozusagen als Dekoration?
    Er blickte nach rechts, und plötzlich schlug sein Herz schneller. Am anderen Ende des Raums sah er jemanden in den Lichtkreis eines Tisches schweben. Unfreiwillig erhob er sich; die Person sah fast wie ein Mensch aus, weiblich. Flüchtig sah er ein karmesinrotes Kleid – ein kurzes Flattern von Stoff-, und dunkles Haar. Doch dann schloss sich der Vorhang aus Dunkelheit vor der unbekannten Person schon wieder, fort war sie.
    ///John, ich glaube nicht … ///
    Noch immer kniff er die Augen zusammen, versuchte, den Blick auf die Stelle zu konzentrieren, wo die Person verschwunden war. Doch es war zu spät; der kurze Anblick indes hatte ihm den Atem verschlagen, ihn frustriert und schrecklich aufgewühlt.
    Plötzlich fiel ihm wieder ein, dass er etwas Ähnliches schon einmal erlebt hatte, in einer traumähnlichen Halbvision. Das hatte er schon fast vergessen. Es war in der Lounge der Schattenleute geschehen. /Charlie, bist du sicher? Hast eine Ahnung wer oder was …?/
    ///Nein, aber wenn ich den Eindruck hätte, dass das ein Mensch war, würde ich es dir schon sagen.///
    »Natürlich wäre da noch …«, buh-hnnng, »… die Sache mit dem Boojum«, hörte er Li-Jared reden.
    »Hää?« Bandicut schauderte es, der plötzliche Gedankensprung verwirrte ihn. Angestrengt versuchte er, sich wieder auf Li-Jared zu

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