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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Dunkelheit starrte und sich fragte, wer diese »Frau«, die er eben gesehen hatte, wohl sein mochte. An einem Ort wie diesem war es allzu leicht, von Julie zu träumen – oder von irgendeiner anderen Frau –, denn hier konnte eine geheimnisvolle Person aus einem Blitz oder Farbwirbel auftauchen … und wieder verschwinden, ehe man sie genauer ins Auge zu fassen vermochte.
    Li-Jared schien sich zu fragen, was Bandicut durch den Kopf ging. »Hast du etwas gesehen? Oder jemanden?«
    »Oh, nur …«, er stockte, als in ihm zugleich Verlegenheit und ein Gefühl der Einsamkeit aufwallte, »… ich habe nur kurz jemanden gesehen, der mich an eine Frau erinnert hat, eine Frau von … Zuhause. Ich habe sie zurückgelassen. Diese Person sah ihr nicht einmal ähnlich, aber …«
    »Du hast jemanden von deiner Spezies gesehen?«, fragte Li-Jared in scharfem Ton.
    »Nein – zumindest glaube ich nicht, dass sie ein Mensch war. Aber sie sah fast aus wie ein Mensch.« Er blickte finster drein und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Trotzdem – angenommen, ich wollte jemanden in dieser Bar finden -jemanden, von dem ich wüsste, dass er hier ist, aber dessen genauen Aufenthaltsort ich nicht kenne: Wie würde ich das anstellen?«
    Der Karellianer kratzte sich beiläufig. »Ich nehme an, ich würde das Eisnetz bitten, die Person ausfindig zu machen.« Er deutete auf die Lichtkugel auf dem Tisch. »So hat Ik auch die Maksu kontaktiert.«
    Bandicut starrte die Lampe an. Eisnetz. Verbindung mit dem DatenNetz, dem Com, dem … Baum aus Eis? Der Gedanke jagte ihm einen sanften Schauder über den Rücken. Früher oder später würde er mit dem Ding interagieren müssen. Er spürte den starken Drang, sich mit der Kugel zu verbinden – und zugleich eine starke Abneigung dagegen. Er erinnerte sich an die flüchtige Berührung des Boojum: in der Fabrik der Schattenleute, als Bandicut sich in das System eingeklinkt hatte. Bestimmt gingen die Leute hier ständig Verbindungen mit dem Eisnetz ein und kamen dabei nie mit dem Boojum in Kontakt. Ik hatte gesagt, der Boojum halte sich die meiste Zeit über versteckt.
    »Glaubst du, sie sind tot?«, fragte er plötzlich. »Diejenigen, die hier das Sagen haben, meine ich. Was ist, wenn niemand mehr den Baum aus Eis kontrolliert?«
    Der Karellianer murmelte etwas vor sich hin, und seine Augen trübten sich, während er nachsann. »Das habe ich mich gelegentlich auch schon gefragt. Aber nein, ich glaube, sie leben. Ich habe gespürt, wie mich jemand beeinflusst hat, manipuliert hat, jemand, der empfindungsfähig ist und lebendig.«
    Lebendig? Bandicut starrte in die Dunkelheit der Bar, in der die Tische kreisten und tanzten. Er dachte an den Translator auf Triton, dessen Translatorsteine nun in seinen Handgelenken lebten. Der Translator, dessen Handeln und dessen Anweisungen die Erde vor einem Kometen gerettet hatten … und der Bandicut hierher gebracht hatte, ins Exil. Warum? War er, Bandicut, der sein bisheriges Leben verlor, der Preis für die Rettung der Erde? Musste er geopfert werden, im Austausch für das Überleben seiner Heimatwelt? Ein mehr als fairer Preis, grübelte er, aber zu welchem Zweck?
    »Warum«, fragte er schließlich, »–manipulieren sie dich? Was wollen sie von dir?«
    Li-Jared kniff leicht die Augen zusammen. »Wenn ich das herausfinden könnte …«
    Wut stieg plötzlich in Bandicut auf, Wut darüber, wie unverständlich die ganze Sache war. »Verdammt noch mal, wenn der Boojum sich mit den Leuten anlegt, die uns kontrollieren, ist das doch vielleicht gar nicht so schlecht!«
    Li-Jareds Augen leuchteten auf. »Nein«, widersprach er sanft. »Der Boojum will nur zerstören – ich weiß nicht warum. Ich will das nicht. Ich will Freiheit. Ich will wissen, warum ich hier bin. Und ich will von hier weg.«
    Bandicut glaubte, in den Augen des Karellianers ein Gefühl lebenslanger Traurigkeit zu sehen. Doch noch ehe er darauf reagieren konnte, setzte Li-Jared sich auf und sagte: »Ik.«
    »Hraah. Li-Jared, ich muss dich um Hilfe bitten.« Ik war lautlos aus der Dunkelheit aufgetaucht und schwebte nun neben ihrem Tisch. »Die Maksu wollen mit dir über das reden, was du über den Boojum weißt. Der Austausch – Wissen für Wissen – könnte für sie so zufrieden stellend ausfallen, dass sie uns zu den Eishöhlen führen. John Bandicut, kann ich dich hier kurz allein lassen? Die Maksu sind sehr … reserviert.«
    Bandicut zuckte die Achseln. »Ich komme schon klar. Solange es

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