Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
und umgingen dabei Felsbrocken und einen umgestürzten Baum. Diese Erhöhung war die erste von einer ganzen Reihe von Hügeln, die in der Nähe der niedrigeren Hänge des Buckelgurts lagen. Aber der Blick von dort oben brachte wenig zutage. Nebel stieg auf, als die Sonne langsam unterging, und sie sahen nur graue, geisterhafte Wälder, welche die Anhöhen umgaben und die schattigen Täler dazwischen ausfüllten. Es war bitterkalt, und überall herrschte eine gedämpfte Stille.
    »Könnt Ihr meine Männer nicht aufspüren?«, fragte Mazaret ungeduldig zu Atroc. »Ihr wart doch so kühn, als wir noch den Feind verfolgt haben.«
    »Die Ausstrahlungen eines bösen Geistes sind bei weitem stärker als die eines gewöhnlichen Menschen«, erwiderte der Seher. »Einige Eurer Leute irren östlich von hier umher, vielleicht eine halbe Meile entfernt. Unser Feind jedoch ist… sehr nah.« Seine Augen weiteten sich, als er den Hang hinunter sah, den sie gekommen waren. »Reiter.«
    Mazarets Aufmerksamkeit jedoch richtete sich auf ein schwaches, merkwürdiges Geräusch, das aus dem nebelverhangenen Tal westlich von ihrer Anhöhe drang. Flüstern, das Knacken von Zweigen, das dumpfe Rauschen von Blättern in einer Brise, obwohl die Bäume kein Laub trugen. Angezogen von diesem Rascheln versuchte er angestrengt, Worte oder gar die Zahl der Stimmen auszumachen. Zunächst hörte er nur dieses Seufzen, das sich am Rande seines Bewusstseins befand. Dann jedoch durchdrang eine helle, klare Stimme das Rauschen und Gemurmel, eine Stimme, die zu hören er niemals erwartet hätte.
    »Ikarno …«
    Über dem Tal teilte sich der Nebel und gab den nahegelegenen Hang eines weiteren Hügels frei, auf dem ein blasser Reiter stand, der eine Hand ausstreckte …
    »… mein Liebster…«
    Mazaret wurde sich erst bewusst, dass er sein Pferd voran getrieben hatte, als jemand ihn am Arm zurückzog und eine eindringliche Stimme seine umwölkten Gedanken durchdrang.
    »Hört Ihr mich, Mylord?«, wiederholte Atroc. »Es ist eine Falle des Feindes, ein Netz, das gesponnen wurde, um Euren Verstand zu umnebeln, nicht mehr.«
    Mazaret kam zu sich und merkte, dass er schon zur Hälfte den Hügelkamm überquert hatte und sich auf der anderen Seite des Hanges befand. Er zügelte sein Pferd und sah die besorgten Mienen auf den Gesichtern von Atroc, seinen drei Rittern und den beiden Neuankömmlingen, beides Waldhüter der Krone. Er wollte Atroc gerade versichern, dass er noch Herr seines Verstandes war, als das Geräusch von Hufschlägen ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie schauten nach Norden zu dem kahlen Kamm eines niedrigen Hügels, der im Nebel lag. Acht Reiter kamen aus dem grauen Schleier hervor, ritten über den Hügel und verschwanden auf der anderen Seite. Der letzte Berittene, eine Frau, war ganz in Weiß gekleidet und zügelte ihr nervöses Pferd einen Moment auf der Kuppe, bevor sie den anderen folgte.
    »Seht Ihr, guter Mann?«, fragte Mazaret Atroc. »Das war keine Einbildung, sondern der echte Feind.« Bevor der Seher etwas erwidern konnte, wandte sich der Lordregent an die Waldhüter der Krone. »Ihr guten Herrn, welche Orientierungspunkte befinden sich nördlich und westlich dieses kahlen Hügels?«
    »Der nächstgelegene sind die drei Hänge der Südseite des Quem, Mylord«, antwortete ein sommersprossiger Junge mit hellbraunem Haar. »Es ist ein gefährlicher Berg, an dem häufig Steinschläge herunterprasseln. Der Boden ist dort tückisch. Eine halbe Meile weiter liegt der Höhenzug des Greylock und dazwischen die Blauaxt-Klamm.«
    Trotz der Kälte, die Mazaret bei diesem Namen durchrieselte, schaute er Atroc an, der seinen Blick grimmig erwiderte und den Kopf schüttelte. »Die Schwarze Hand des Schicksals, Mylord.«
    »Wir sind nahe dran«, erwiderte Mazaret, »und ich will sie verfolgen. Ich muss diesem bösen Schatten gegenübertreten, Atroc. Ich muss ihm ins Gesicht blicken und ihn als das erkennen, was er ist. Vielleicht findet meine Seele dann wenigstens ein wenig Ruhe.«
    Die Miene des Sehers blieb unerbittlich. »Einige Gesichter bleiben besser unerkannt. Hört mir zu, Mylord …« Mazaret gebot ihm mit erhobener Hand und einem strengen Blick zu schweigen und wandte sich dann wieder an die Waldhüter. »Ihr reitet zu den Wäldern östlich von hier, sammelt den Rest meiner Ritter und führte sie zum Fuß der Blauaxt-Klamm, wo ich sie erwarte.«
    »Wie Ihr befehlt, Mylord«, erwiderten die beiden Männer und ritten rasch davon. Mazaret

Weitere Kostenlose Bücher