0282a - Der Mörder und sein blonder Schwarm

Gesicht mit dem kurzen Bart auf der Oberlippe.
    »Verdammter Kerl!«, zischte Remage und tastete zu seinem Halfter.
    »Lass die Hände von der Pistole«, knurrte Label. »Nicht ich habe Sie angeschossen, sondern ein freundlicher Mister, der in einem grünen Rover 3000 direkt vor Ihrem Haus auf Sie gewartet hat.«
    Remage drehte im Liegen den Kopf zur Straße.
    »Der hat nicht darauf gewartet, sich von Ihnen zu verabschieden«, knurrte Label. »Wo sind Sie verletzt?«
    Remage fasste unter seine Jacke und tastete über seine Hüfte. Als er die Hand zurückzog, war die Innenfläche blutverschmiert.
    »Und am linken Oberarm«, sagte Remage.
    »Gedulden Sie sich einen Augenblick. Haben Sie in Ihrem Haus Telefon?«
    Remage nickte.
    »Dann geben Sie mir die Schlüssel.«
    Remage zeigte auf die rechte Jackentasche. Label griff hinein und zog ein Schlüsselbund heraus.
    Er raste zur Haustür, suchte blitzschnell den richtigen Schlüssel aus und eilte ans Telefon.
    Nach zwei Minuten stand Label wieder neben dem Verletzten.
    Da Remage nicht am Rückgrat verletzt war, nahm Label ihn auf seine Arme und trug ihn in den Schatten des Hauses. Hier legte er ihn auf den kurz geschorenen Rasen.
    »Mein Name ist Label, FBI-Agent«, sagte unser Kollege, als er neben dem Doc stand und auf den Krankenwagen wartete.
    »Haben Sie den Wagen denn nicht erkannt, der direkt vor Ihrer Einfahrt parkte?«
    Der Verletzte schwieg.
    Mit heulendem Motor schoss die Ambulanz in die 104. Straße. In wenigen Minuten war der Verletzte eingeladen. Label schwang sich auf den Beifahrersitz und fuhr mit zum Hospital.
    ***
    Gegen sieben hockten in einem Raum des FBI-Distriktgebäudes fünf Männer mit Augenklappen. Fünf Männer, die dem Foto von John White aufs Haar glichen.
    Wir erhielten die Nachricht, als wir in unserem Office im Fisher-Labor eine Kanne Kaffee leerten, die Dr. Bend in der Kantine bestellt hatte.
    Danach kam der Anruf von Label. Er schilderte die Verfolgung von Remage und die Szene vor dem Haus.
    »Sagtest du grüner Rover 3000?«, unterbrach ich ihn.
    »Stimmt, Jerry. Ein rassiger Wagen. Grasgrün, und der Fahrer preschte los wie der Teufel.«
    »Und Remage hat den Wagen nicht bemerkt, der vor seinem Haus parkte?«
    »Nein, Jerry. Zumindest gibt er es an.«
    »Na, dann hat die ganze Sache einen anderen Haken. Wo liegt Remage?«
    »Hier im Hospital.«
    Der Kollege gab mir die Straße und die Nummer an. Die Ärzte hatten Remage untersucht. Es handelte sich um einen Streifschuss am Oberarm und einen Streifschuss an der Hüfte. Die Ärzte hatten die Wunden versorgt und den Verletzten in ein Einzelzimmer gelegt.
    Ich bedankte mich für den Anruf und warf den Hörer auf die Gabel.
    Phil und Dr. Bend starrten mich erwartungsvoll an.
    »Habe ich nicht gesagt, John White hat einige Kugeln auch für Remage reserviert?«, sagte ich. Ich zog ein Foto von dem Einäugigen aus der Tasche und hielt es Dr. Bend unter die Nase. »Jetzt kann ich Ihnen auch sagen, wer Ihren Wagen zu Schanden fuhr. Es war dieser Mann.«
    »Nein, Mister Cotton. Der Mann sah anders aus. Er trug außerdem keine Augenklappe«, enttäuschte mich Dr. Bend.
    »Sehen Sie sich das Bild genau an. Man hat sein Gesicht verändert. Trug der Gangster eine Brille?«
    »Nein, keine Brille. Er hatte ein völlig anderes Gesicht.«
    Ich versäumte es in diesem Moment, mir das Gesicht des Gangsters noch einmal schildern zu lassen.
    »Los, Phil, wir kriegen wieder Arbeit. Wir müssen diesen Remage noch einmal verhören.«
    »Und Dr. Bend?«, fragte Phil.
    Ich überlegte, ob wir ihn mitnehmen sollten. Aber inzwischen waren die Cops an der Institutsmauer aufgezogen, sodass Bend hier im Haus am besten aufgehoben war.
    »Dr. Bend wird unser Office hüten und Telefondienst machen. Denn so lange wir nicht wieder in Manhattan sind, werden alle Gespräche unserer Zentrale hier an diese Nummer weitergegeben«, sagte ich.
    Dr. Bend zog fröstelnd die Schultern ein. Er war mit meinem Plan einverstanden.
    Phil und ich machten uns auf. Wir steckten uns eine Zigarette an, als wir in meinem Jaguar hockten und nach Manhattan fuhren. Wir brauchten immerhin eine gute Stunde, ehe wir im Hof unserer Fahrbereitschaft aus meinem Wagen kletterten.
    ***
    Wir knöpften uns zuerst den Mann aus dem Rover vor. Unser Doc hatte dessen Stirn mit einem Heftpflaster dekoriert. Ansonsten hatte der Bursche alles gut üb erstanden.
    »Ihre Identitätskarte«, sagte ich, als der Mann unser Office betrat.
    »Ich werde mich beschweren!