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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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konnte.
     

K APITEL 7
    Das Wetter hatte sich erneut mit der verwirrenden Schnelligkeit geändert, die für die Inseln und Halbinseln des Südwestens von Muman typisch ist. Der Himmel zeigte ein klares, fast durchsichtiges Blau, und die Sonne schien mit einer Wärme wie an einem der letzten Tage des Sommers und nicht wie im Spätherbst. Von den Stürmen war nur eine Seebrise übriggeblieben, die böig, aber nicht heftig wehte. Die See war nicht ganz still, sondern kabbelig und unruhig, und sie ließ die Schiffe, die in der Bucht von Ros Ailithir vor Anker lagen, ab und zu an den Tauen zerren. Möwen beherrschten den Himmel, doch dazwischen zogen auch große dunkle Kormorane ihre Kreise und stießen herab im Kampf um die größten Fische, begleitet von den klagenden oder zornigen Schreien ihrer Artgenossen. Einige weißbäuchige Sturmschwalben, die das Unwetter auf das Meer hinausgetrieben hatte, kehrten zur Kü ste zurück.
    Fidelma hockte auf der dicken Steinmauer des Klosters, die einen Umgang wie eine Brustwehr hatte. Sie schaute nachdenklich hinab auf die Bucht. Dort lagen ein paar Fischerboote, einige Küstensegler und ein hochseefähiges Schiff für den Handel mit Britannien oder Gallien. Sie hatte gehört, es sei ein fränkisches Handelsschiff. Doch ihr Interesse galt dem Kriegsschiff des Königs von Laigin, das bedrohlich nahe am Eingang zur Bucht ankerte.
    Fidelma saß schon lange auf der Mauer und musterte das Schiff. Sie fragte sich, was Fianamail, der junge König von Laigin, mit dieser Geste erreichen wollte. Muman einschüchtern? Sie sah darin, daß er Osraige als Sühnepreis forderte, lediglich ein politisches Manöver zur Rückgewinnung verlorenen Landes, und zwar ein ziemlich unverfrorenes. Es würde doch wohl keiner glauben, daß der Tod des Ehrwürdigen Dacán, auch wenn er ein Vetter des Königs von Laigin war, die Rückgabe eines Gebietes unumgänglich machte, das über fünfhundert Jahre zu Cashel gehört hatte. Sollte Fianamail deswegen wirklich mit Krieg drohen?
    Sie schaute hinab auf das flatternde Seidenbanner der Könige von Laigin, das stolz in der Seebrise wehte, die um den Mast strich. Auf dem Deck übten sich mehrere Krieger im Gebrauch ihrer Waffen, was wohl eher dazu angetan war, auf die Beobachter an Land Eindruck zu machen, als zur Ertüchtigung der Krieger aus Laigin.
    Fidelma wünschte, sie hätte sich mehr mit dem Abschnitt des Buches von Acaill – des großen Gesetzeswerkes – befaßt, der sich speziell auf die muir-bretha , die Seerechte, bezog. Das Gesetz sagte sicherlich etwas dazu, ob eine solche Einschüchterung zulässig war. Sie hatte das Gefühl, daß das Bündel von Zweigen, das am Tor der Abtei hing, in diesem Zusammenhang etwas zu bedeuten hatte, aber sie wußte nicht, was. Sie überlegte, ob sich vielleicht in der Tech Screptra, der Bibliothek der Abtei, Gesetzbücher befanden, die sie dazu konsultieren könnte.
    Vom Turm her erklang die Glocke, die die Terz verkündete.
    Fidelma erhob sich und schritt den hölzernen Wehrgang entlang zurück zur Treppe, die auf den Innenhof von Ros Ailithir hinunterführte. Ein Stück weiter stand eine bekannte Gestalt auf der Mauer und blickte hinaus auf das Meer. Es war Schwester Eisten. Sie nahm Fidelma nicht wahr, so gebannt schaute sie auf die Bucht.
    Fidelma trat unbemerkt neben sie.
    »Ein sehr schöner Morgen, nicht wahr, Schwester«, grüßte sie.
    Schwester Eisten schrak zusammen und wandte sich überrascht um. Sie blinzelte und neigte den Kopf.
    »Schwester Fidelma. Ja, sehr schön.« Ihre Antwort war ohne Wärme.
    »Wie geht es dir heute?«
    »Mir geht es gut.«
    Die knappen, einsilbigen Worte klangen wenig erfreut.
    »Das ist schön. Geht es dem kleinen Jungen auch wieder gut?«
    Schwester Eisten sah sie verwirrt an.
    »Dem kleinen Jungen?«
    »Ja. Hat er sich von seinem Alptraum erholt?« Als sie bemerkte, daß Schwester Eisten sie anscheinend immer noch nicht verstand, fügte sie hinzu: »Dem Jungen mit Namen Cosrach. Du hieltest ihn gestern nachmittag in den Armen.«
    »Ach … ja«, antwortete Schwester Eisten unsicher.
    »Schwester Fidelma!«
    Fidelma wandte sich um. Es war Schwester Necht, die sie gerufen hatte und nun die Treppe heraufeilte. Fidelma hatte das seltsame Gefühl, daß es ihr nicht recht war, Schwester Eisten und Fidelma zusammen stehen zu sehen.
    »Bruder Rumann möchte dich sprechen, Schwester«, verkündete Schwester Necht. »Er erwartet dich dringend im Gästehaus.«
    Fidelma zögerte und

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