Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
031 - Weltfeind Nr. 1

031 - Weltfeind Nr. 1

Titel: 031 - Weltfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
waren, war ihnen knapp durch die Lappen gegangen.
    Ihre drei jungen Kollegen duckten sich rechts von ihnen hinter eine meterhohe Schneeverwehung und äußerten keinen Laut. Obwohl es bei den Running Men keine Dienstgrade gab und jeder gleichberechtigt war, wussten sie die auf Lebenserfahrung gewachsene Autorität der älteren Männer zu schätzen und nutzten jede Gelegenheit, um ihnen bei ihren Gesprächen zuzuhören. Sie taten dies nicht nur, um eigene Erfahrungen zu sammeln, sondern auch, weil sie im Laufe der Zeit schon so manchen verschrobenen Dialog verfolgt hatten, der dazu beitragen konnte, ihre eigene Artikulationsfähigkeit zu schulen. Einige von ihnen stammten aus den Wäldern und Sümpfen südlich von Waashton und hatten nie eine Ausbildung genossen.
    Bei den Running Men bekamen sie nun Werte vermittelt, für die es zu Leben und zu Kämpfen lohnte. So wussten sie, dass Mr. Black und Mr. White seit Kindesbeinen die besten Freunde waren und jeder bereit war, dem anderen sein Leben bedingungslos anzuvertrauen. Dass sie sich mit ihren Nachnamen ansprachen, hatte aber nicht etwa mit gegenseitigem Respekt zu tun. Der Grund war viel profaner: Sie besaßen keine Vornamen. Warum das so war, blieb ihr Geheimnis und Teil ihrer Legende.
    »Pssst!«, zischte Mr. Black in diesem Moment und ließ sich fallen. Die anderen folgten sofort seinem Beispiel, denn Black stieß nie grundlos eine Warnung aus. Wenige Sekunden später das Panzerfahrzeug war inzwischen außer Sichtweite und das Schneegestöber ging wieder los konnte er jedoch Entwarnung geben, denn die fellbekleidete Gestalt, die er links von ihnen zwischen den Fichten erblickt hatte und die sich nun zu ihnen gesellte, war kein anderer als der schnauzbärtige Feldagent Mr. Eddie. Eddie war etwa neunzehn Jahre alt und hatte eine schokoladenfarbene Haut. Seine leicht geschlitzten Augen deuteten an, dass zu seinen Ahnen auch Asiaten gehört hatten, aber Genaueres wusste er nicht.
    Er kniete sich keuchend zwischen Black und White in den Schnee und rang erst eine Weile nach Luft, bevor er sprechen konnte.
    »Sie ham… die Kids… umgelegt…«, keuchte er.
    »Die Kids… die immer im alten Museum rumhängen… 's war 'n Massaker… Ich kann mir nich vorstellen, dass einer entkommen is…« Eddie schüttelte sich. »Ich war ziemlich nah dran… aufm Dach… Hab alles gesehn…« Er spuckte grüne Galle aus. Allem Anschein nach war ihm übel.
    Die jungen Leute im Hintergrund tauschten einen Blick und schüttelten sich. Im Gegensatz zu ihren älteren Kameraden hatten sie noch nie auf Menschen geschossen. Sie fürchteten sich davor, dies eines Tages tun zu müssen, wenn sie selbst am Leben bleiben wollten.
    White klopfte Eddie beruhigend auf die Schulter.
    »Ist schon okay, Junge. Kotz dich aus, dann gehts dir besser.«
    »Und Commander Drax?«, fragte Black.
    »Ich hab ihm angesehn, dass ihn die Sache ziemlich fertig gemacht hat. Er hat wohl nich mit Mr. C's und seinen Schergen gerechnet.«
    »Hm«, machte Black. »Diese Reaktion dürfte seinem Charakterprofil entsprechen.«
    Er spitzte die Lippen. White und Eddie kannten ihn gut genug, um zu wissen, dass ihm gerade eine Idee gekommen war.
    Black wirkte nun sehr nachdenklich. »Aber angenommen… nur mal angenommen, er verstellt sich? Vielleicht weiß Mr. C von unserem Plan und Drax steht längst in seinem Sold?«
    »Dann müsste Mac uns wissentlich belogen haben, was seinen Charakter angeht«, sagte Eddie.
    »Das konnte er gar nicht«, warf White ein. »Wir haben ihn schließlich mehr als einmal verhört, zur Sicherheit sogar unter Drogen. Seine Angaben stimmen, darauf verwette ich meinen schwarzen… äh, mein Abendessen.« Er schaute zu Black hinüber, doch die erwartete Rüge blieb aus.
    »Ich denke eher daran, dass unser alter Freund Mr. C irgendwas mit ihm angestellt haben könnte«, sagte Black. »Wir wissen, über welche Mittel die WCA verfügt…« Seine Miene wurde immer nachdenklicher. Dann gab er sich einen Ruck. »Aber es nutzt nichts, hier zu grübeln und sich dabei den Arsch abzufrieren. Gehen wir zum Stützpunkt zurück.«
    Eddie stieß einen Seufzer aus. »Da bin ich voll für. Hab kaum nochn Gefühl inne Beine.«
    In Blacks Augen blitzte es kurz auf. Den jungen Leuten war bekannt, dass er sich für eine ordentliche Aussprache stark machte, fast so sehr wie für gesunde Ernährung und körperliche Ertüchtigung. Aber bis dahin war es mit den über Generationen verwahrlosten Slumkindern noch ein weiter

Weitere Kostenlose Bücher