0410 - Blonder Köder für den G-man
bereits gefunden.«
»Wer ist es?«
»Der Schuft in einem Kriminalstück.«
»Was denn - es handelt sich um eine Fiktion?«
»Ja, der Name ist als Vorwand benutzt worden. Die Frage ist, ob der Gangster gemogelt hat oder sein Auftraggeber - der Mann also, dem daran liegt, mich abzuschieben. Fest steht, dass ich mich für die Leute interessieren muss, die das Stück Ein Toter macht Urlaub inszeniert haben. Kennst du einen gewissen Bennet Carter? Er ist Produzent und Regisseur des Stückes.«
»Natürlich hab ich schon von ihm gehört«, meinte Phil. »Er gilt als theaterbesessenes Genie. Nicht alle seine Stücke kommen beim Publikum an. Er experimentiert zu viel.«
»Tu mir einen Gefallen und versuche herauszufinden, ob wir was von ihm in der Kartei haben«, sagte ich und legte den Brieföffner aus der Hand.
»Wird gemacht«, versprach Phil.
Ich ließ mich vom Schreibtisch gleiten und marschierte aus dem Office. Wenig später saß ich in meinem roten Jaguar, der erst 2000 Meilen auf dem Tacho stehen hatte. Seit dem Zwischenfall mit der Verrazano-Brücke waren einige Wochen vergangen und den neuen Wagen hatte ich natürlich wieder in Rot genommen.
Das Metropolitan Hospital liegt in der 97. Straße. Ich meldete mich an. Cynthia Shavers lag in einem Einzelzimmer. Eine Schwester brachte mich zu ihr.
Cynthia Shavers war eine dunkle ruhige Schönheit - ein zarter Typ, dessen ganze Kraft und innere Stärke in den großen, mandelförmigen Augen lag. Diese Augen, sie waren bernsteinfarbig, dämmerten im Schatten langer Wimpern.
Das attraktive Mädchen musterte mich neugierig, nachdem ich meinen Namen genannt hatte. Die Schwester verließ das Zimmer.
»Ich bin überrascht, dass sich das FBI für den Unfall interessiert«, sagte sie.
»Was schließen Sie daraus?«
Sie zuckte die Schultern. »Der Sergeant hat ein paar merkwürdige Fragen gestellt. Er scheint den Unfall partout als Verbrechen abstempeln zu wollen. Ich halte das für unsinnig. Der Sergeant entwickelt einfach zu viel Fantasie. Ein Unbekannter hat mich 26 angefahren und dabei die Nerven verloren. Kein Wunder, denn der Wagen war ja gestohlen, wie ich inzwischen hörte! Natürlich beging der Fahrer schon deshalb Fahrerflucht.«
»Haben Sie den Mann erkannt?«
»Nein, ich hatte keine Gelegenheit, einen Blick durch die Windschutzscheibe zu werfen. Alles ging viel zu schnell. Ich wurde plötzlich von dem Wagen zu Boden gestoßen und spürte sofort einen schrecklichen Schmerz in Hüfte und Bein. Einige meiner Kollegen, die hinter mir aus dem Theater kamen, schrien laut und wütend, aber der Wagenfahrer kümmerte sich natürlich nicht darum. Er brauste in Richtung Broadway davon, während ich von meinen Kollegen auf den Bürgersteig getragen wurde.«
Cynthia Shavers strich mit den schmalen, gepflegten Händen über die Bettdecke. »Er beging Fahrerflucht, um sich einer möglichen Strafe entziehen zu können. Wer sollte oder könnte ein Interesse daran haben, mich absichtlich anzufahren?«
»Das ist genau die Frage, die ich an Sie richten wollte«, sagte ich.
»Natürlich habe ich einige Neider«, erklärte Cynthia Shavers, die eine modulationsfähige, klangvolle Stimme hatte. »Das ist nun mal so beim Theater. Aber wirkliche Feinde habe ich nicht. Nein. Es gibt für niemanden einen Grund, mich aus dem Weg zu räumen.«
Sie lachte halblaut. »Wie absurd das klingt! Diesen komischen Slang habe ich mir angewöhnt, seitdem ich in dem verrückten Stück mitspiele. Es ist eine Kriminalkomödie, in der fast nur solche Ausdrücke fallen.«
»Werden diese Ausdrücke in der Komödie vornehmlich von Goddard benutzt?«
Cynthia Shavers lächelte erfreut. »Oh, Sie haben das Stück gesehen?«, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe viel darüber gelesen.«
»Sie müssen es sich unbedingt ansehen«, meinte sie eifrig. »Bennet ist darin ganz groß…«
»Ja, ich weiß, dass er eine sehr gute Regie geführt hat.«
»Das natürlich auch«, gab sie zu, »aber auf der Bühne ist er umwerfend gut!«
»Er spielt mit?«, fragte ich erstaunt.
»Sicher! Für einen Mann seines Temperamentes ist es ganz natürlich, dass er jede ihm gebotene Möglichkeit ausschöpft. Produzent, Regisseur und Schauspieler in einem - das ist Bennet Carter!«
»Welche Rolle hat er übernommen?«
»Er spielt den Ernie Goddard.«
Ich bremste mich rechtzeitig, sonst hätte ich einen dünnen Pfiff ausgestoßen.
»Er ist mit Ellen Goodwin befreundet, nicht wahr?«
»Sie kennen
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