05 - komplett
Köpfe dicht zusammengesteckt, verschwörerisch tuschelnd nach Hause.
32. KAPITEL
Charles war mit seinem Latein am Ende. Er wusste nicht, wie er Beatrice davon überzeugen konnte, mit ihm zu kommen, wenn sie nicht einmal mit ihm reden wollte. Letztendlich würde ihr keine andere Wahl bleiben, aber er wollte sie nicht zwingen. Er zog es vor, dass sie aus eigenem Antrieb zu ihm kam.
„Charles?“
Er schaute von der Zeitung auf, die er vorgab zu lesen. Helen und Eleanor blickten ihn erwartungsvoll an. Er legte die Zeitung zur Seite. „Ja?“
„Wir haben dir etwas zu sagen“, sagte Helen und schaute auffordernd zu Eleanor.
Eleanor fühlte sich nicht wohl dabei, ihre Schwester zu verraten, nervös rang sie die Hände. „Nun, du weißt sicher, dass Beatrice Tagebuch führt.“
„Und?“, fragte Charles.
„Tja“, meinte Eleanor und hielt inne.
Helen kam ihr zu Hilfe. „Wir haben es gelesen. Es handelt nur von dir.“
Charles konnte nur hoffen, dass die beiden nichts zu Intimes gelesen hatten.
„Helen übertreibt“, sagte Eleanor. „Dein Name wird nicht erwähnt, es ist eigentlich ein Roman. Aber er zeigt Beatrices Gefühle sehr deutlich. Sie liebt dich, glauben wir.“
„Kann ich es sehen?“
„Aus Loyalität unserer Schwester gegenüber können wir es dir nicht zeigen ...“, begann Eleanor.
„Aber wir können dir den Inhalt ausführlich erzählen“, fuhr Helen fort und setzte sich neben Charles aufs Sofa. „Es geht darin um eine junge Dame und diesen gut aussehenden Gentleman, den sie mag. Nur, dass er kein Gentleman ist.“
„Ach ja?“, fragte Charles mit rauer Stimme.
„Nein. Er ist Pirat. Schwarzes Haar, grüne Augen und Schultern so breit wie ...“
„Fass dich kurz, Helen“, unterbrach Eleanor.
Helen folgte ihrem Wunsch ohne Einwände. „Also, sie liebt ihn und er sie, aber keiner will es zugeben. Was machen sie also?“
„Ja, was machen sie, Helen?“, wiederholte Charles, sich vor der Antwort fürchtend.
„Der Pirat entführt die Frau. Auf einem Schiff. Nur so kann er sie dazu bringen, dass sie zuhört, wenn er ihr seine Liebe gesteht. Was hältst du davon?“ Helen neigte den Kopf und klimperte mit den Wimpern.
Eleanor versetzte ihr einen Klaps.
Charles starrte zwischen den Schwestern hin und her, völlig verwirrt. Höflich fragte er: „Geht es euch auch gut?“
„Ja“, sagte Helen grinsend.
„Schau, Charles“, erklärte Eleanor. „Ich werde offen sein. Wir mögen dich. Beatrice mag dich auch, aber sie will es nicht zugeben. Sie ist zu halsstarrig.“
„Worauf wollt ihr hinaus?“
„Wir wollen damit sagen, du sollst Beatrice über deine Schulter werfen und sie zu dir nach Hause schleppen.“
„Helen!“, rief Eleanor entsetzt. „Das wollen wir nicht damit sagen.“
Helen hob überrascht den Kopf. „Und was wollen wir dann sagen?“
„Ja, Eleanor, was wollt ihr mir damit sagen?“, fragte auch Charles.
„Beatrice hatte schon immer diese romantischen Vorstellungen über ihren zukünftigen Gatten. Als niemand ihre Erwartungen erfüllen konnte, glaubte sie, ihren Traumprinzen gäbe es nicht. Und dann traf sie dich. Wir wollen, dass ihr beide glücklich werdet. Indes erfordert es womöglich besondere Maßnahmen, damit Beatrice dir zuhört, und wir würden dir gerne helfen.“
Charles blickte zwischen den beiden Mädchen eine ganze Weile hin und her, ehe er sagte: „Eleanor, Helen, die Idee ist brillant.“
33. KAPITEL
Bea?“
„Ja, Eleanor?“ Beatrice sah von ihrem Buch auf.
„Kannst du mich in die Stadt begleiten? Ich muss noch ein Geburtstagsgeschenk für Vater besorgen. Außerdem vermisse ich deine Gesellschaft. Manchmal habe ich das Gefühl, du gehst mir aus dem Weg.“
Beatrice schloss das Buch und seufzte schuldbewusst. Sie war ihrer Schwester tatsächlich aus dem Weg gegangen. „In Ordnung, Ellie. Da kann ich mein Geschenk für Vater auch gleich besorgen.“
Weil es ein solch schöner, klarer Tag war, entschieden sie sich, nach Portsmouth zu laufen. Nachdem sie ihrem Vater ein Fischernetz und eine silberne Taschenflasche besorgt hatten, wandte sich Beatrice nach links, um nach Hause zu gehen.
Doch Eleanor legte ihr die Hand auf den Arm. „Warte, Bea. Ich muss noch ein Buch bei Johnston’s abholen.“
„Jetzt noch?“, fragte Beatrice. Johnston’s lag in der Nähe des Hafens, und es war bereits kurz nach fünf Uhr. „Wahrscheinlich ist der Laden schon geschlossen.“
„Nein, sie haben bis um halb sechs geöffnet. Ach bitte,
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