0797 - Planet der Leibwächter
der Prophezeiungen und Auslegungen an.
Um die Ruhe und Einsamkeit mit dem Klang meiner Stimme anzureichern, las ich laut vor.
Einen Text, den ich auswendig kannte. Jedoch der Rhythmus und die ruhig fließenden Worte bezauberten mich jedesmal aufs neue.
Es war wie der Anblick des Eis, immer wieder verweilte das Auge auf den ebenmäßigen Rundungen des klurs. Raschelnd bewegten sich die ranthefarbenen Seiten der Folien. Ich begann leise zu lesen: „DAS ALSO IST ALLES, WAS WIR WISSEN ÜBER JENEN, DER SICH ZEIGEN WIRD IM SCHWARZEN ZEICHEN DES PRUUHLS.
ES MAG SEIN, DASS ÜBERAUS LANGE ZEIT KEIN TRÄGER DES SCHWARZEN KRISTALLS UNTER DENEN IST, DIE DEM TAL DES LEBENS ENTSCHLÜPFEN WIE DEM BEWUNDERNSWERTEN UND ÜBERAUS MÄCHTIGEN EI.
HART IST DIE SCHALE, WEICH UND SÜSS DER DOTTER!
ABER DEREINST WIRD KOMMEN DER KRISTALL DES KRIEGES. DAS GROSSE EI WIRD BERSTEN, UND EIN PRUUHL WIRD DARAUS HERVORSTEIGEN WIE EIN SANDWIRBEL IM KOCHENDEN MITTAG DES TAGES!
DERJENIGE AUS DEM VOLK DER CHOOLKS WIRD ANDERS SEIN ALS IHR ALLE.
ER WIRD MACHT HABEN UND KLUGHEIT!
ER WIRD DERJENIGE SEIN, VON DEM ALLE EURE LEGENDEN UND SAGEN SPRECHEN! UND WARTET UND STAUNET - DAS UNIVERSUM WIRD BEBEN UNTER DEM WILDEN GLANZ SEINES SCHWARZEN KRIEGSKRISTALLS!"
Ich blätterte um.
„Worte, so schön und mächtig wie Sandstürme" flüsterte ich, ging zurück zu der Trinksäule und tauchte meinen kleinen Rüssel abermals in den Nektar. Ich war ergriffen. Ich war einer der treuesten und eifrigsten Diener der Duuhrt, ich war in der dreizehnten von siebzehn Klassen der Lumineszenz aus dem Ei geschlüpft. Mit großem Eifer und tadelfreier Aufmerksamkeit hatte ich alle Pflichten und Rechte der dreizehnten Klasse wahrgenommen. In wenigen Tagen würden meine Freunde hier eintreffen. Die Gruppe der „Geleiter" würde mit mir trinken, sprechen und den Letzten Gesang anstimmen.
Hatte ich bis dahin den Rahmen gesprengt?
War ich bis zu dieser Stunde in den Bereich des Wissens vorgestoßen?
Kannte ich dann das andere? Das, was außerhalb der Regeln lag? Wußte ich dann, was mit meiner Energie geschah, wenn sie nicht mehr in dieser Dimension benötigt wurde?
Ich war völlig frei und ungebunden. Niemand durfte mir Vorschriften machen, jeder hatte diese Zeit zu achten.
Ich blieb vor dem Ziergitter der glaslosen Öffnung stehen, hielt mich mit meinen vielen Fingern an der Brüstung fest und sah hinüber zum Raumhafen.
Kugeln und rotierende Ringe. Ringsum das silberne Gras, das sich schillernd und wellenförmig bewegte. In der Ferne schaukelten die riesigen Bäume der Oase von Kalwuug-Allash.
Das Wandern der Dünen war schon seit einer Stunde zur Ruhe gekommen. Ich lächelte zufrieden. Ich war ein Wanderer am Ende des Weges.
Wieder ging ich zurück, legte die zwei Markierungsfinger auf die Seite und las weiter.
„ER WIRD PRUUHL GENANNT WERDEN WIE IMMER.
ER WIRD MÄCHTIG SEIN. SEIN VERSTAND IST SCHNELL, WEITREICHEND UND ÜBERAUS LOGISCH.
ER WIRD ALLE CHOOLKS ANFÜHREN. ALLE JENE MILLIONEN CHOOLKISCHER KÄMPFER, DENKER UND RAUMFAHRER.
DIE ALTEN LEGENDEN MÖGEN VERZERREN, SIE MÖGEN ÜBERTREIBEN UND SCHMEICHELN, ABER DIESES IST DIE WAHRHEIT: ER WIRD SEIN ERBARMUNGSLOS WIE DER STRAHLENDE NACHTFALKE DER ALWUURK-WÜSTEN.
ER WIRD EUCH ALLEN EIN ÜBERAUS GROSSER ANFÜHRER SEIN. ABER DIE ZEIT, IN DER ER ANFÜHREN UND HERRSCHEN WIRD, BRINGT LEID, SCHRECKEN UND KAMPF ÜBER DAS GESAMTE VOLK DER CHOOLKS.
KRISTALLEN IST DIE SCHALE UND KÖSTLICH DER DOTTER ...
Ein fauchendes, pochendes Geräusch ertönte. Ich wandte mich beunruhigt ab und berührte mit dem achten rechten Finger einen Kontakt.
Eine runde Fläche zwischen den Foliensammlungen an der Stirnwand erhellte sich. Summende Klänge kamen für einige Zeit aus den Lautsprechern. Dann baute sich scheinbar vor der Fläche das Bild eines Choolks mit gleißend leuchtendem Kristall auf.
„Ich rufe Duun dreizehn",sagte er, dann entdeckten mich seine Augen hinter dem Lesepult.
„Ich grüße dich, Pyttcor siebzehn", antwortete ich und heftete meinen Blick auf seinen strahlenden Kristalldiamanten. „Zu solch später Stunde?"
Pyttcor neighe seinen oberen Körper und vollführte die Geste der Entschuldigung. Seine Stimme war unangenehm hell und klirrend, als er hastig sagte: „Es wird Ärger und Aufregungen geben, Duun."
Ich winkte mit den Fühlern ab und antwortete: „Nicht für mich. Du weißt, daß meine letzten Tage angebrochen sind. Ich will dir gern einen Rat geben, aber mehr kann ich nicht tun. Welchen
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