0802 - Planet der toten Kinder
- was weiß ich? Wir müssen nur herausfinden, was das ist. Sonst können wir nämlich gleich einpacken."
„Er hat recht", ließ Tolot sich vernehmen. „Wir geben nicht auf, wenigstens nicht so schnell."
Avery Talcot nahm Carals Hand. Sie spürte seinen muteinflößenden Druck. Ihre Unsicherheit schwand.
„Dann also weiter!" sagte sie, und diesmal hatte ihre Stimme einen festen Klang.Es erfolgte kein weiterer Angriff mehr, aber mit dem Material der Wände und Decken ging eine fast unmerkliche Veränderung vor sich. Die bizarren Gebilde waren seltener geworden, und das Kristallgeflecht reflektierte den Schein der Lampen mehr als vorher.
War es heller geworden?
Gucky näherte sich vorsichtig der Wand und leuchtete sie voll an. Behutsam strich er mit der Hand darüber hinweg, ehe er zurücktrat.
„Richtiger Fels, vermischt mit dem dunklen Zeug. Wir müssen die eigentliche Oberfläche von Lugh-Pure erreicht haben. Hier wurde mit der Ablagerung begonnen."
„Aber der Gang führt weiter nach unten", stellte Tolot fest, der ein Stück weitergegangen war. „Kommt her, hier gibt es keine Kristalle mehr."
So war es in der Tat. Glatter und kahler Fels bildete nun Decke und Wände. Auch der Boden war frei von jeder Unebenheit, so als hätten Spezialmaschinen ihn aus dem Urgestein des Planeten geschnitten.
„Die Strahlung ist wesentlich schwächer geworden", stellte Gucky erleichtert fest. „Aber deswegen können wir noch immer nicht nach oben teleportieren. Die Schicht mit den Toten Kindern liegt dazwischen."
„Wer hat diesen Stollen gebaut?" fragte Caral nüchtern. Ihre Unsicherheit war endgültig verflogen. „Er ist anders als der Gang, durch den wir kamen. Er sieht neu aus."
„Das ist schwer abzuschätzen", ließ Avery Talcot sich vernehmen. Er hielt noch immer die Hand der Kos-mobiologin.
„Auf keinen Fall der abgelagerte Stoff. Auch nicht die Kelsiren, würde ich behaupten. Wenigstens nicht jene, denen wir bisher begegneten."
Icho Tolot sagte: „Sehr richtig, Avery! Nicht jene, denen wir begegneten. Wenn das aber richtig ist, muß eine Gruppe von Kelsirenweibchen hier unten existieren, die nicht unter dem negativen Einfluß der Strahlung stehen.
Gucky hat ja auch bemerkt, daß die Strahlung schwächer geworden ist. So schwach vielleicht, daß eine umgekehrte Wirkung entsteht."
Gucky leuchtete in den Stollen hinein.
„Er führt weiter in die Tiefe. Gehen wir."
Wieder übernahm er die Führung, die anderen folgten ihm.
Ohne Zwischenfall drangen sie einige hundert Meter vor, dann blieb Gucky stehen und löschte die Lampe.
Aber es wurde nicht mehr völlig dunkel. Weiter vorn schimmerte es hell. Es war ein Schimmer, der nicht von einem künstlichen Licht zu stammen schien. Er erinnerte an den Schein der blauen Sonne Yoxa-Sant.
„Die Oberfläche ...?" fragte Avery unsicher. „Das ist doch nicht möglich! Wir sind dauernd nach unten gegangen."
„Wir könnten auf einer tiefliegenden Talsohle herausgekommen sein, aber das glaube ich nicht." Gucky schaltete seine Lampe wieder ein. „Es muß etwas anders sein. Gehen wir weiter und finden es heraus."
Sie bewegten sich nun langsamer und vorsichtiger. Schon nach kurzer Zeit schaltete Gucky seine Lampe wieder aus, da es hell genug geworden war.
Vor ihnen endete der Gang in einer Lichtflut. Warme und gute Luft wehte ihnen entgegen. So warm wurde es draußen auf der Oberfläche auch am Mittag nicht. Ein Blick auf die Uhr zeigte Gucky, daß es nach Ortszeit später Nachmittag sein mußte. Diese Tatsache beseitigte seine letzten Zweifel.
Ehe er jedoch seine Vermutung äußern konnte, verdunkelten zwei etwa anderthalb Meter hohe Schatten das rechteckige Lichtfenster vor ihnen. Die Umrisse verrieten, daß es sich um Kelsiren handelte. Sie gingen aufrecht und schienen nicht verformt zu sein, doch als sie näherkamen, waren einige winzige dunkle Flecken auf ihren Gesichtern und Armen zu erkennen.
Caral, die den einzigen Translator der Gruppe mit sich führte, schaltete diesen ein. Gucky nickte ihr anerkennend zu und flüsterte: „Ich glaube, wir werden mit ihnen reden können. Sie senden normale Gedankenimpulse aus, aber ich kann sie nur schwach und undeutlich empfangen. Sie hegen keine bösen Absichten."
Inzwischen waren die beiden Kelsiren bis auf wenige Meter herangekommen und blieben stehen. Gegen das Licht waren ihre Gesichter nur undeutlich zu erkennen, aber das spielte keine Rolle. Man hätte sie ohnehin kaum unterscheiden können.
„Wir
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