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0851 - Der Kult der Shada-Gor

0851 - Der Kult der Shada-Gor

Titel: 0851 - Der Kult der Shada-Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Schriftzeichen auf dem schwarzen Stein glühten auf, als er Chin-Lis Haut berührte, und Zamorra roch verbranntes Fleisch. Dann verebbte das Zittern und der entstellte Körper der jungen Chinesin lag wieder völlig leblos vor ihm.
    Gutturale Laute drangen über Zamorras Lippen, als er mit den Fingern magische Zeichen in die Luft malte. Am Rande seines Bewusstseins nahm Zamorra wahr, wie sich Merlins Stern erwärmte, um den Zauber zu unterstützen. Ein grünliches Leuchten ging von der handtellergroßen Silberscheibe aus, das Zamorra und Chin-Li bald vollständig einhüllte. Eine gute halbe Stunde dauerte das Ritual, dann sackte der Meister des Übersinnlichen erschöpft in sich zusammen.
    »Hat es funktioniert?«
    »Ich weiß es nicht. Wir müssen abwarten.«
    Schwankend stand Zamorra auf. Der Zauber hatte ihn viel Kraft gekostet. Besorgt betrachtete er Chin-Li. Er hatte den Eindruck, dass ihre Gesichtszüge etwas weicher und menschlicher aussahen als noch vor ein paar Minuten. Auch ihr Körper wirkte feingliedriger und weniger ungestalt, und die Schuppen hatten sich fast vollständig zurückgebildet.
    »Wir müssen Yee holen, und dann nichts wie raus hier.«
    »Ich hole ihn«, sage Nicole.
    Erschöpft richtete Zamorra den Blaster auf Chin-Li. Es würde übermenschliche Anstrengung erfordern, die beiden leblosen Körper aus der Höhle zu schleppen, aber sie mussten es versuchen.
    Ein Stöhnen riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Za… mo… ra?«
    »Chin-Li?«
    »Ich hoffe.«
    Mühsam richtete sich die Kriegerin auf und lächelte matt. Sie sah wieder fast normal aus, obwohl die Rückverwandlung noch nicht ganz abgeschlossen war.
    »Du hast mich gerettet.«
    »Nicht reden. Wir haben noch einiges vor uns.«
    »Ich… Ich wollte dich töten…«
    »Später, Chin-Li. Erst mal müssen wir hier raus.«
    »Das könnte ein Problem werden«, sagte Nicole. »Oberst Yee ist verschwunden.«
    ***
    Yee Kei-Fung konnte sich kaum aufrecht halten. Die Wunde an seinem Bauch brannte wie Feuer, und er musste literweise Blut verloren haben. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.
    Und das hatte er nicht Professor Zamorra zu verdanken. Dieser Verräter hatte die erste Gelegenheit genutzt, um ihn hinterrücks niederzuschlagen. Er hätte sich nie darauf einlassen dürfen, seine Männer zurückzuschicken. Aber dafür wirst du büßen, Zamorra. Nur einer von uns wird diese Höhle lebend verlassen, und das wirst ganz bestimmt nicht du sein!
    Zum Glück war Yee genau in dem Moment wieder zu sich gekommen, als der Parapsychologe dieses schaurige Ritual durchgeführt hatte. So hatte er unbemerkt fliehen können. Ob die Franzosen mit den unheimlichen Anhängern des Shada-Gor-Kultes unter einer Decke steckten? So musste es sein. Es gab keine andere Erklärung. Schließlich hatte er selbst gesehen, wie Zamorra diese fürchterliche Kreatur anbetete, die ihn beinahe getötet hätte.
    Nur am Rande registrierte Yee das seltsame Ziehen in seinen Gliedern. Offenbar hatte er einen Schock erlitten. Ich muss so schnell wie möglich hier raus, zu meinen Männern. Und dann kommen wir zurück und vernichten alles, was hier lebt . Nicht die kleinste Ratte würde überleben, und wenn sie den ganzen verdammten Berg in die Luft sprengen mussten.
    Doch wo war der Ausgang? Der chinesische Offizier hatte schon lange die Orientierung verloren. Egal. Er marschierte einfach immer weiter. Irgendwann würde er schon auf seine Männer stoßen. Und dann konnte er sich endlich ausruhen. Während Yee mit starrem Blick weiterstapfte, träumte er von zu Hause. Vom kühlen Blau der Tiefsee, in der er wie schwerelos schwebte und dem Gesang seiner Brüder und Schwestern lauschte.
    Für einen Moment stutzte Yee. Das Meer? Er kam aus Peking. Das Meer hatte er nie gemocht, seinen Urlaub verbrachte er meistens in den Bergen. Doch sofort entglitt ihm der Gedanke wieder, als er sich an die prächtige Architektur erinnerte, die von der Macht und der Herrlichkeit Shada-Gors kündeten. Wie herrlich würde es sein, wieder durch die riesigen, von mächtigen Säulen gestützten Hallen der Tempel und Paläste zu schwimmen.
    Das Ziehen in seinen Gliedern wurde stärker, doch Yee ignorierte es. Er bemerkte kaum, wie seine Uniform aufplatzte, als sich sein Körper verwandelte, größer und mächtiger wurde. Er genoss einfach die neue Kraft, die seine Adern durchströmte und den Wundschmerz völlig verdrängte. Zamorra hatte es nicht geschafft, ihn zu besiegen. Bald würde er zurückkehren

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