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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auf das Verteidigungsministerium möchte ich dasselbe. Das größte Problem dort ist administrativer Art. Ich brauche jemanden, der ein Unternehmen führen und Profit machen kann, um dort die Bürokratie auszumerzen. Das ist das größte Problem von allen, bei allen Behörden.«
»Sie kennen Tony Bretano?«
»Den bei TRW? Hat die Satellitenabteilung geleitet?« Ryan erinnerte sich an den Namen als ehemaligen Kandidaten für einen höheren Posten im Pentagon, den er rundweg abgelehnt hatte. Viele wiesen solche Angebote zurück. Er mußte dieses Paradigma durchbrechen.
»Lockheed-Martin wird ihn in ein paar Wochen wegstehlen, zumindest höre ich das aus meinen Quellen. Deshalb haben die Aktien von Lockheed einen leichten Anstoß bekommen. Wir raten diesbezüglich zum Kauf. Innerhalb von zwei Jahren hat er TRW zu fünfzigprozentiger Gewinnsteigerung verhelfen. Nicht schlecht für einen Ingenieur, der von Management angeblich nichts versteht. Ich spiele ab und zu Golf mit ihm. Sie sollten ihn schimpfen hören, wenn es darum geht, mit der Regierung Geschäfte zu machen.«
»Sagen Sie ihm, daß ich ihn sprechen möchte.«
»Lockheed gibt ihm freie Hand für ...«
»Das ist ja gerade die Idee, George.«
»Was ist mit meinem Job, äh, was Sie mir vorschlagen? Die Regel ist ...«
»Ich weiß. Sie werden amtierender Minister sein, bis wir alles wieder auf die Reihe kriegen.«
Winston nickte. »Okay. Ich muß dann aber ein paar Leute mitbringen.«
»Ich habe nicht vor, Ihnen zu sagen, wie. Ich werde Ihnen nicht einmal sagen, was Sie alles tun müssen. Ich möchte nur, daß es getan wird, George. Lassen Sie mich nur immer vorher wissen, was Sie tun. Ich möchte es nicht aus der Presse erfahren.«
»Wann müßte ich anfangen?«
»Das Büro steht im Augenblick leer«, sagte Ryan.
Eine letzte Ausflucht: »Ich muß erst mit meiner Familie darüber sprechen.«
»Wissen Sie, George, diese Büros haben Telefone und alles.« Jack hielt kurz inne. »Sehen Sie, ich weiß, was Sie sind. Ich weiß, was Sie tun. Mir war's vielleicht genauso gegangen, aber ich fand es eben einfach nie ... befriedigend, meine ich, bloß ans Geld zu denken. Neuzugänge anzuleiern, ja, das war was anderes. Okay, Geld verwalten und vermehren ist wichtig. Nichts für mich, aber ich wollte auch nie Arzt werden. Andere Wesenszüge und so weiter. Aber ich weiß, Sie haben an vielen Tischen bei Bier und Brezeln gesessen und darüber geredet, wie verkorkst diese Stadt ist. Hier bietet sich die Chance. Und sie kommt nie wieder, George. Niemand wird je wieder Gelegenheit haben, ohne politische Rücksichten Finanzminister zu werden. Niemals. Sie können sie nicht verstreichen lassen: Sie würden sich das nie verzeihen.«
Winston fragte sich, wie man in einem nahezu runden Raum jemanden so geschickt in die Ecke treiben konnte. »Sie lernen den politischen Kram aber schnell, Jack.«
»Andrea, Sie haben einen neuen Boß«, teilte der Präsident seiner Leibwächterin mit.
Für ihren Teil entschied Special Agent Price, daß Callie Weston vielleicht unrecht hatte.
*
    Die Ankündigung, daß der Präsident am Abend eine Ansprache halten würde, brachte den sorgfältig ausgearbeiteten Terminplan durcheinander, aber nur für einen Tag. Mehr Sorgen bereitete die Abstimmung des Ereignisses mit einem anderen. Timing bedeutete alles in der Politik, wie in jedem anderen Bereich, und sie hatten eine ganze Woche dafür gebraucht. Es war nicht die übliche Illusion von Experten, die sich mit geübter Geschicklichkeit bewegten. Für diese Sache hatte es überhaupt noch keine Übung gegeben. Alles basierte auf Vermutungen, aber sie hatten die Vermutungen schon vorher angestellt, und zumeist waren es gute gewesen, andernfalls wäre Edward J. Kealty nie so weit gekommen, wie er war, doch wie Spielsüchtige trauten sie niemals dem Tisch oder den anderen Spielern, und jede Entscheidung brachte eine Menge Wenn und Aber mit sich.
    Hier machten sie sich sogar Gedanken über richtig oder falsch - nicht das >Richtig-oder-falsch< einer politischen Entscheidung, die ernsthafte Überlegung, wer durch einen plötzlichen Vorstoß gegen das Du-jourPrinzip Vorteile oder Nachteile haben könnte, sondern ob die Aktion, die sie abwägten, objektiv korrekt - ehrlich, moralisch! - war oder nicht, und das war für erfahrene politische Kräfte ein Novum. Es half natürlich, daß sie belogen worden waren. Sie wußten, daß man sie belegen hatte. Sie wußten, daß er wußte, daß sie wußten, daß er sie belogen

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