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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Druck erzeugte Zorn, und Zorn war bei hochrangigen Diskussionen und Entscheidungen fehl am Platz. Deshalb entwickelten sich wichtige Gespräche schrittweise, was jeder Seite Zeit gab, ihre Position und die der anderen Seite sorgfältig zu überdenken, damit ein Abschlußkommunique entstand, mit dem beide Seiten halbwegs zufrieden sein konnten. Somit war die Forderung nach Wiedergutmachung eine Verletzung der Regeln. Richtiger wäre gewesen, man hätte sie beim ersten Gespräch erhoben und Adler hätte sie mit nach Taipeh gebracht, um sie wahrscheinlich, nach der Zustimmung von Seiten der ROC-Regierung zu gegenseitigem Spannungsabbau, als eigenen Vorschlag einzubringen. Aber das war schon Vergangenheit, und jetzt verlangte die PRC, daß er die Forderung nach Wiedergutmachung, anstelle einer Formel für lokale Entspannung, dorthin zurückbrachte. Das war beleidigend für die Regierung Taiwans und für die amerikanische Regierung, die als Treidelpferd mißbraucht wurde, ebenfalls ein Affront.
Um so mehr traf dies zu, weil Adler und die ROC wußten, wer das Verkehrsflugzeug runtergeholt und damit die Verachtung für Menschenleben gezeigt hatte - und jetzt verlangte die PRC dafür Wiedergutmachung! Adler fragte sich erneut, wieviel von seinem Wissen über den Vorfall der PRC bekannt war. Wenn sie viel wußten, war dies definitiv ein Spiel, dessen Regeln noch entziffert werden mußten.
»Ich hielte es für nützlicher, wenn beide Seiten ihre Verluste und Bedürfnisse selbst abdecken würden«, schlug Adler vor.
»Ich bedaure, das ist unannehmbar. Eine Frage des Prinzips, wissen Sie? Wer unschicklich handelt, muß Schadenersatz leisten.«
»Aber wenn - ich habe hier keine diesbezüglichen Beweise - festgestellt würde, die PRC habe versehentlich das Verkehrsflugzeug beschädigt? Dann könnte Ihr Ersuchen um Wiedergutmachung ungerecht erscheinen.«
»Das ist nicht möglich. Wir haben unsere überlebenden Piloten befragt, und deren Berichte lassen keinen Zweifel zu.« Wieder war es Zhang.
»Was genau verlangen Sie?«
»Zweihunderttausend Dollar für jeden gefallenen Flieger. Das Geld geht natürlich an deren Familien«, versprach Zhang.
»Ich kann dieses Ersuchen an ...«
»Entschuldigen Sie. Es ist kein Ersuchen. Es ist eine Bedingung«, wies der Außenminister Adler zurecht.
»Verstehe. Ich kann Ihre Position vortragen, rate aber dringend davon ab, dies zu einer Bedingung für den von Ihnen versprochenen Spannungsabbau zu machen.«
»Das ist unsere Position.« Der Blick des Außenministers war friedlich und heiter.
*
    »... und Gott Schütze Amerika«, schloß Ryan. Die Menge stand auf und applaudierte. Die Kapelle - wo immer er hinkam, mußte es wohl eine Kapelle geben, nahm Jack an - schlug die ersten Takte an, und er bahnte sich hinter einer Mauer nervöser Secret-Service-Agenten den Weg von der Empore herab. Er unterdrückte noch ein Gähnen. Schon über zwölf Stunden war er unterwegs. Vier Reden schienen nicht arg viel physische Arbeit zu sein, aber Ryan wurde langsam bewußt, wie erschöpfend es sein konnte, Ansprachen zu halten. Vorher immer das Lampenfieber, und wenn das auch rasch verging, der angesammelte Streß machte sich doch bemerkbar.
    »Okay«, sagte ihm Arnie, als sich die präsidiale Reisegruppe beim Hinterausgang versammelte. »Für einen, der's gestern noch hinschmeißen wollte, war das sehr gut.«
    »Mr. President!« rief ein Reporter.
»Sprich mit ihm«, flüstere Arnie.
»Ja?« sagte Jack und ging hin, sehr zum Mißfallen seiner
    Sicherheitsleute.
»Ist Ihnen bekannt, was John Plumber heute Abend auf NBC sagte?« Der Reporter war von ABC und würde kaum die Chance verpassen, der
    Konkurrenz eins auszuwischen.
»Ja, ich habe davon gehört«, antwortete der Präsident ernst. »Haben Sie dazu einen Kommentar?«
»Es wird Ihnen einleuchten, daß mir nicht gefällt, dies alles zu erfahren.
    Aber was Mr. Plumber betrifft, war das der großzügigste Akt moralischer Courage, dem ich seit langem begegnet bin. Meiner Ansicht nach ist er in Ordnung.«
    »Wissen Sie, wer es war, der ...«
»Bitte, lassen Sie Herrn Plumber das handhaben. Es ist seine Story, und er weiß, wie sie zu erzählen ist. Wenn Sie mich bitte entschuldigen, ich muß den Abflug erwischen.«
»Danke, Mr. President«, sagte der ABC-Reporter zu Ryans Rücken. »Genau richtig«, sagte Arnie lächelnd. »Der Tag war lang, aber gut.« Ryan ließ die angehaltene Luft raus. »Wenn Sie's sagen.«
*
    »O mein Gott«, flüsterte Professor Klein. Da

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