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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Alahad.
*
    Der Schmerz war so schlimm, daß er aus dem Erschöpfungsschlaf erwachte. Bloß die zwanzig Schritte ums Bett herum ins Bad hinein erschienen ihm wie ein Marathon. Die Krämpfe waren furchtbar, was ihn erstaunte, denn er hatte in den letzten Tagen kaum was gegessen. Mit aller Eile, die er noch zustande brachte, ließ er die Shorts fallen und setzte sich. Gleichzeitig schien sein oberes Gedärm ebenfalls zu explodieren, und der ehemalige Golf-Spieler erbrach sich auf die Kacheln. Der Augenblick von Scham über etwas so wenig Männliches hielt nur an, bis er das sah, was ihm da zu Füßen lag.
»Süße?« rief er schwach. »Hilfe ...«
     
48 / Hämorrhagie
    Sechs Stunden Schlaf, vielleicht etwas mehr, waren besser als nichts. Am Morgen stand Cathy als erste auf, und der Vater der First Family kam unrasiert in den Frühstücksraum, vom Kaffeegeruch angezogen »Wer sich so bescheiden fühlt, sollte wenigstens einen Kater als Ausrede haben«, verkündete der Präsident. Die Morgenzeitungen lagen bereit. An der Titelseite der Washington Post hing ein Klebezettel, direkt über einem Bericht von Bob Holtzman und John Plumber. Nun, dachte Jack zu sich, auf die Weise kam sein Tag mal richtig aus den Startlöchern.
    »So was Verdorbenes«, sagte Sally Ryan. Sie hatte schon im Fernsehen vom Streit gehört. »Galgenvögel.« Sie hätte >Schwänze< gesagt, da der Ausdruck bei den jungen Damen von St. Mary's die Runde machte, aber Dad war noch nicht bereit zuzugeben, daß seine Sally wie eine Erwachsen redete.
    »Mh-hm«, antwortete ihr Vater. Die Story war detaillierter, als ein paar Minuten Sendezeit sein konnten. Und Ed Kealty wurde benannt, der anscheinend - nicht überraschend, aber dennoch illegal - aus einer CIAQuelle schöpfte mit Informationen, die, so der Bericht, nicht zur Gänze wahr und, schlimmer noch, ein gezielter politischer Angriff auf den Präsidenten waren, unter Mißbrauch der Medien als Kampfhunde.
    Jack prustete. Als ob das was Neues wär. Die Post betonte die grobe Verletzung der journalistischen Integrität. Plumbers Abbitte sei sehr aufrichtig, hieß es. Der Bericht sagte, führende Angestellte von NBCs News-Abteilung hätten sich vor Abschluß der eigenen Ermittlung jeden Kommentars enthalten. Es hieß auch, die Post habe die Bänder, die völlig unbeschädigt wären, in sicherer Verwahrung.
    Die Washington Times, sah er, war ähnlich zornig, aber nicht ganz auf gleiche Weise. Es werde hierzu einen kolossalen Bruderzwist im PresseCorps Washingtons geben, meinte der Times-Leitartikel, und die Politiker würden die Schlacht sicher belustigt verfolgen.
Nun, das sollte sie mir für ein Weilchen vom Halse halten.
     
Dann öffnete er den Pappordner mit den >Geheim<-Borten. Das
    Dokument, sah er, war schon etwas älter.
»Bastarde«, flüsterte POTUS.
»Die haben sich diesmal selbst einen reingewürgt«, sagte Cathy, auch
mit einer Zeitung in der Hand.
     
»Nein«, antwortete Swordsman. »China.«
     
*
    Es war noch keine Epidemie, weil keiner darüber Bescheid wußte. Ärzte reagierten schon mit Überraschung auf Anrufe. Zwanzig waren bereits durch erregte Anrufe bei ihren Antwortdiensten geweckt worden. Blutiges Erbrechen und blutiger Durchfall wurden in jedem Fall berichtet, aber Fälle gab's nur einen pro Kunden, und so was läßt sich medizinisch mit verschiedenen Ursachen in Zusammenhang bringen. Blutende Magengeschwüre, zum Beispiel, und viele der Anrufe kamen von Geschäftsleuten, die den Streß mit Schlips und Kragen anzulegen pflegten.
    Den meisten wurde gesagt, daß sie sich zur nächsten Notaufnahme fahren lassen sollten, und fast alle Ärzte zogen sich an, um seinen oder ihren Patienten dort zu treffen, oder überließen dies einem Kollegen.
    Manche Kranke erhielten die Anweisung, sich gleich zu Praxisbeginn bei ihnen zu melden, um den bestehenden Terminen zuvorzukommen.
Gus Lorenz war nicht danach, allein im Büro zu sitzen, und er hatte einige vom leitenden Stab reingerufen, um mit ihm am Rechner zu sitzen. Denen fiel auf, daß seine Pfeife qualmte, als sie reinkamen. Das gab fast Protest - es war schließlich gegen die Bundesverordnung -, die Ärztin hielt aber inne, als sie die Abbildung auf dem Bildschirm sah.
»Wo's der denn her?« fragte die Epidemiologin.
»Chicago.«
»Unser Chicago?«
Pierre Alexandre erreichte sein Büro kurz vor acht Uhr. Seine Morgenroutine begann mit einem Blick auf das Faxgerät. Bei AIDS-Fällen, die er konsiliarisch mitbetreute, schickten ihm die

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