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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sahlah gekleidet war, wäre zweifellos aufgefallen - wem auch immer. Auf dem Pier waren Renovierungsarbeiten im Gange. Erst an diesem Morgen hatte Barbara Leute an einem Bau arbeiten sehen, der genau an der Stelle errichtet wurde, von der aus Sahlah ihrer Behauptung nach das goldene Armband ins Wasser geworfen hatte. Es mußte also jemanden auf dem Pier geben, der ihre Geschichte bestätigen konnte.
    Wieder zog eine Bewegung hinter der Glastür ihr Augenmerk auf sich. Diesmal war es nicht Emily, die sich in Barbaras Blickfeld geschoben hatte, es waren zwei Männer, Asiaten, die an einen Zeichentisch traten, wo sie ein Gespräch mit einem dritten Asiaten, der dort arbeitete, begannen. Bei ihrem Anblick fiel Barbara der Name ein.
    »F. Kumhar«, sagte sie zu Sahlah. »Ist jemand dieses Namens hier im Werk beschäftigt?«
    »Im Büro nicht«, antwortete Sahlah.
    »Im Büro nicht?«
    »Ich meine, nicht in der Buchhaltung oder beim Verkauf. Das sind die Bürojobs.« Sie wies auf die Tür mit dem Fenster. »Aber in der Fabrik ... Das ist die Produktion. Ich kenne die Festangestellten in der Produktion, aber nicht die Leute, die wir immer dann holen, wenn ein großer Auftrag rausgeht.«
    »Diese Aushilfen arbeiten stundenweise für Sie?«
    »Ja. Ich kenne sie nicht immer.« Sie wies auf den Ausdruck auf ihrem Schreibtisch. »Ich habe den Namen nie hier auf diesen Listen gesehen, aber da wir die Aushilfen nicht über Computer bezahlen, ist das ganz normal.«
    »Und wer kennt die Aushilfen?«
    »Der Produktionsleiter.«
    »Haytham Querashi«, sagte Barbara.
    »Ja. Und vor ihm Mr. Armstrong.«
    Und so kam es, daß Barbara und Emily in der Firma Malik zusammentrafen, als Sahlah Barbara zu Mr. Armstrong führte.
    Wenn man nach der Größe des Büros gehen konnte - wie das bei New Scotland Yard der Fall war, wo die Bedeutung eines Beamten an der Zahl der Fenster in seinem Büro abzulesen war -, bekleidete Ian Armstrong, wenn auch nur vorübergehend, eine Position von einiger Bedeutung. Nachdem Sahlah an die Tür geklopft und eine Stimme »Herein!« gerufen hatte, sah Barbara vor sich einen großen Raum mit einem Schreibtisch, einem runden Konferenztisch und sechs Sesseln. Er hatte keine Fenster, und von Ian Armstrongs Gesicht tropfte der Schweiß - entweder infolge der Hitze oder infolge von Emily Barlows Fragen.
    Armstrong sagte gerade: »... eigentlich nicht notwendig, am letzten Freitag mit Mikey zum Arzt zu gehen. Das ist mein Sohn. Mikey.«
    »Hatte er Fieber?« Emily nickte kurz, als Barbara eintrat. Sahlah schloß die Tür hinter ihr und ging.
    »Ja, aber Kinder haben leicht mal erhöhte Temperatur, nicht wahr?« Armstrong warf einen kurzen Blick auf Barbara, ehe er sich wieder Emily zuwandte. Er schien nicht zu bemerken, daß ihm Schweiß von der Stirn auf die Wange lief.
    Emily ihrerseits sah aus, als rinne Eiswasser und nicht Blut in ihren Adern. Kühl saß sie mit einem kleinen Recorder vor sich am Konferenztisch und zeichnete Ian Armstrongs Antworten auf.
    »Man rast nicht gleich mit einem Kind zur Notaufnahme, nur weil seine Stirn heiß ist«, erklärte Armstrong. »Außerdem hat der Junge so häufig Ohrenschmerzen, daß wir inzwischen wissen, was wir zu tun haben. Wir haben Tropfen. Wir behandeln ihn mit Wärme. Dann beruhigt er sich im allgemeinen bald.«
    »Kann jemand außer Ihrer Frau das bestätigen? Haben Sie am Freitag Ihre Schwiegereltern angerufen und um Rat gefragt? Oder Ihre eigenen Eltern? Einen Nachbarn, oder Bekannte?«
    Sein Gesicht trübte sich. »Ich ... lassen Sie mich einen Moment nachdenken ...«
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit, Mr. Armstrong«, sagte Emily. »Wir wollen möglichst genau sein.«
    »Wissen Sie, ich hatte noch nie mit so etwas in tun, und ich bin ein bißchen nervös. Sie verstehen sicher, was ich meine.«
    »In der Tat«, bestätigte Emily.
    Während Emily Barlow auf die Antwort des Mannes auf ihre Frage wartete, sah Barbara sich in dem Büro um. Es war ein zweckmäßig eingerichteter Raum. An den Wänden hingen mehrere gerahmte Poster mit Abbildungen der Firmenprodukte. Der Schreibtisch war aus strapazierfähigem Stahl, ebenso wie die Aktenschränke und die Regale. Tisch und Sessel waren relativ neu, aber nicht sonderlich feudal. Der Beachtung wert schienen Barbara lediglich die drei gerahmten Fotografien, die auf dem Schreibtisch standen. Sie schob sich um den Schreibtisch herum, um sie sich anzusehen. Das eine zeigte eine ziemlich säuerlich dreinblickende Frau mit blondem Haar

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