09 - Denn sie betrügt man nicht
ihn zu bitten, Trevor noch mal eine Chance und eine Arbeit zu geben.«
»Wo?« fragte Barbara.
»Am Vergnügungspier. Da werden Sie ihn zweifellos finden. Ich meine, wenn Sie mit ihm über seine Beziehung zu Mr. Querashi sprechen wollen.«
Emily schaltete den Recorder aus. Armstrong atmete auf - endlich aus dem Schneider. Doch Emily dämpfte seine Freude gleich wieder. »Sie haben nicht die Absicht, in den nächsten paar Tagen zu verreisen, oder?« erkundigte sie sich freundlich.
»Ich habe keine Pläne, zu -«
»Gut«, unterbrach Emily. »Wir werden auf jeden Fall noch einmal mit Ihnen sprechen müssen. Und auch mit Ihren Schwiegereltern.«
»Natürlich. Aber was diese andere Sache angeht ... Trevor ... Mr. Ruddock ...? Sie werden doch sicher ...« Aber er vollendete den Satz nicht. Er wagte es nicht. »Ruddock hat ein Motiv« lauteten die Worte, die Ian Armstrong nicht auszusprechen wagte. Denn wenn auch Haytham Querashi beide Männer um ihre Arbeitsstelle gebracht hatte, so hatte doch nur einer von ihnen unmittelbar von seinem Tod profitiert. Und alle am Tisch wußten, daß der Hauptnutznießer dieses seit fünf Jahren ersten Kapitalverbrechens auf der Halbinsel Tendring jetzt in Querashis ehemaligem Büro saß, da er die Position wiedergewonnen hatte, die ihn Querashis Ankunft in England gekostet hatte.
9
Cliff Hegarty sah sie zusammen aus der Senffabrik herauskommen. Er hatte sie nicht zusammen hineingehen sehen. Er hatte nur die kleine Dicke mit dem Strubbelkopf gesehen, die mit einer Umhängetasche von der Größe eines Briefkastens aus einem klapprigen Austin Mini gestiegen war. Er hatte keinen Gedanken an sie verschwendet, außer daß er sich gefragt hatte, warum eine Frau mit ihrer Figur eine Pluderhose trug, die sie noch plumper wirken ließ. Er hatte sie gesehen, ihr Äußeres begutachtet, sie als jemanden eingestuft, der sicher nicht gekommen war, um in seinen Spielen für Erwachsene herumzustöbern, und abgetan. Erst als er sie das zweite Mal sah, erkannte er, wer - oder besser, was - sie war. Und da wußte er, daß der Tag, der schon schlecht angefangen hatte, leicht noch unerfreulicher werden konnte.
Als die kleine Dicke das zweite Mal erschien, war sie in Begleitung einer anderen Frau. Diese war größer, körperlich so fit, daß sie aussah, als könnte sie einen Eisbären niederringen, und so herrisch in ihrer Haltung, daß es auf die Frage, was sie nach dem Tod auf dem Nez in Maliks Senffabrik zu suchen hatte, nur eine Antwort gab. Sie war von der Polizei. Eine andere Erklärung gab es nicht. Die andere - mit der sie zusammenstand und redete - mußte daher auch ein Bulle sein.
Scheiße, dachte er. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, daß die Bullen hier im Gewerbegebiet herumstöberten. Die Leute vom Stadtrat waren schon übel genug. Die nutzten jede Gelegenheit, ihm die Hölle heiß zu machen, und er wußte genau, daß sie ihm trotz ihrer Beteuerungen, Balford aus dem wirtschaftlichen Sumpf ziehen zu wollen, liebend gern das Geschäft vermasselt hätten. Und diese beiden Bullen - zwei Frauen noch dazu - würden sich wahrscheinlich mit Wonne der Opposition anschließen, wenn sie erst einmal einen Blick auf seine Puzzlespiele geworfen hatten. Und zu sehen bekämen sie sie bestimmt. Wenn sie beschlossen, ihn sich vorzuknöpfen, was sie bestimmt tun würden. Wenn sie erst einmal herausgebracht hatten, wer den Toten alles gekannt hatte, bevor er tot gewesen war, würden sie mehr als genug zu sehen bekommen. Schon dieser Besuch an sich, ganz abgesehen von den Fragen, die sie ihm stellen würden und die er so ausweichend wie möglich beantworten wollte, war eins von mehreren bevorstehenden Ereignissen, denen Cliff nicht gerade mit grenzenloser Freude entgegensah.
Sein Geschäft lief fast ausschließlich über den Versand, deshalb konnte Cliff nie verstehen, was die ganze Aufregung über seine Puzzlespiele sollte. Es war schließlich nicht so, daß er sie im Tendring Standard anpries oder in den Läden in der High Street Poster aufhängte. Er war diskret. Er war immer diskret.
Aber Diskretion zählte nicht viel, wenn die Bullen einmal entschlossen waren, einem auf den Pelz zu rücken. Das wußte Cliff noch aus seiner Zeit in Earl's Court. Wenn die Bullen einmal diesen Weg eingeschlagen hatten, schneiten sie einem täglich ins Haus. Nur eine Frage, Mr. Hegarty. Wir haben da ein Problem, bei dem Sie uns vielleicht helfen können, Mr. Hegarty. Würden Sie zu einem Gespräch aufs Revier kommen, Mr.
Weitere Kostenlose Bücher