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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ruhig und fest, aber sein Blick flog zum Telefon. Es hatte nicht geläutet, darum fragte sich Barbara, wen er wohl anrufen würde, sobald sie aus seinem Büro verschwunden war. Leider würde er wohl kaum so dumm sein, den Anruf zu tätigen, während sie im Korridor lauerte. Was immer er sein mochte, wie ein Dummkopf sah Theo Shaw nicht aus.
    »Gut«, sagte Barbara. Mit der Zigarette zwischen den Lippen kritzelte sie die Nummer des Burnt House Hotels auf die Rückseite einer ihrer Karten. Sie reichte sie Theo Shaw und bat ihn, sie anzurufen, falls er sich an etwas erinnern sollte, was für den Fall von Bedeutung sein konnte - zum Beispiel, wie er nun wirklich in den Besitz des goldenen Armbands gekommen war, fügte sie im stillen hinzu.
    Draußen, im Lärm und Getöse der Spielhalle, dachte Barbara über die Schlußfolgerungen nach, die man daraus ziehen konnte, daß das goldene Armband Theo Shaw gehörte und er bezüglich seiner Herkunft gelogen hatte. Sicher war es möglich, daß zwei Aloysius-Kennedy-Armbänder in ein und derselben Stadt auftauchten, daß sie aber auch noch mit der gleichen Inschrift versehen sein sollten, war höchst unwahrscheinlich. Es war daher nur logisch anzunehmen, daß Sahlah Malik gelogen hatte, als sie behauptet hatte, das Armband vom Pier aus ins Wasser geworfen zu haben, daß dieses Armband vielmehr Theo Shaws Handgelenk umschloß. Und es gab nur zwei Möglichkeiten, wie das Schmuckstück in Theo Shaws Besitz gelangt sein konnte: Entweder hatte Sahlah Malik es ihm geschenkt, oder aber sie hatte es Haytham Querashi geschenkt und Theo Shaw hatte es gesehen und dem toten Querashi abgenommen. So oder so, Theo Shaw mußte zu den Tatverdächtigen gerechnet werden.
    Wieder ein Engländer, dachte Barbara. Sie fragte sich, was aus dem mühsam gewahrten Frieden in der Stadt werden würde, wenn sich herausstellen sollte, daß Querashi von einem Engländer getötet worden war. Im Augenblick war es ja tatsächlich so, daß sie nur zwei echte Verdächtige hatten, Armstrong und Shaw, und beide waren Engländer. Und der nächste auf ihrer Liste war Trevor Ruddock, Engländer Nummer drei. Wenn sich nicht F. Kumhar als oberfaul entpuppte oder einer von den Maliks stärker zu schwitzen begann, als man bei dieser Hitze erwarten konnte - abgesehen von Sahlah, die ohne Poren zur Welt gekommen zu sein schien -, dann war der Täter, den sie suchten, wahrscheinlich ein Engländer.
    Die Wagenschlüssel und den zerknitterten Zettel mit Trevor Ruddocks Adresse schon in der Hand, zögerte Barbara bei dem Gedanken an Sahlah. Was hatte es zu bedeuten, wenn Sahlah das Armband Shaw geschenkt hatte und nicht Querashi? Das Naheliegende natürlich, nicht wahr? »Das Leben beginnt jetzt« war nicht gerade ein Motto, das man einem flüchtigen Bekannten widmete, folglich war Theo Shaw kein flüchtiger Bekannter. Das hieß, daß er und Sahlah einander weit besser gekannt hatten, als er zugegeben hatte. Und das wiederum hieß, daß nicht nur Theo Shaw ein Motiv gehabt hatte, Querashi aus dem Weg zu räumen. Auch Sahlah Malik konnte sehr wohl Grund gehabt haben, ihren Verlobten zu töten.
    Endlich jemand aus der pakistanischen Gemeinde auf der Liste der Verdächtigen, dachte Barbara. Die Partie war also noch völlig offen.

11
    Barbara holte sich an einer Bude gleich am Anfang des Piers eine Tüte Popcorn und eine Tüte bunte Zuckerstangen. All die Wohlgerüche nach Donuts, Zuckerwatte und Popcorn, die von dem Stand namens Süße Genüsse ausgingen, waren einfach zu verlockend. Sie deckte sich also mit süßen Genüssen ein und hatte kaum ein schlechtes Gewissen dabei. Schließlich, sagte sie sich, war damit zu rechnen, daß sie ihre nächste Mahlzeit mit der kalorienbewußten Emily Barlow zusammen einnehmen würde. Da wollte sie wenigstens vorher ihre tägliche Süßkramration intus haben.
    Sie tauchte ihre Hand zuerst in die kleine Tüte mit den altmodischen Zuckerstangen, schob sich ein Stück in den Mund und machte sich auf den Rückweg zu ihrem Wagen. Sie hatte den Mini auf der Parade stehengelassen, einem Stück Uferstraße, das zum höhergelegenen Teil der Stadt hinaufführte. Hier blickte eine Reihe edwardianischer Villen, der Emilys nicht unähnlich, auf das Meer hinaus. Sie hatten etwas Italienisches mit ihren Baikonen, Bogenfenstern und gewölbten Türen und waren um die Jahrhundertwende sicher sehr elegant gewesen. Jetzt bedurften sie, genau wie Emilys Haus, dringend der Renovierung. In jedem Fenster zur Straße

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