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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ich das Zeug in Clacton verkauf. Ich hab' nicht erwartet, daß Querashi da aufkreuzen würde.«
    »Sie wurden also dabei erwischt, wie Sie versuchten, die Gläser auf dem Markt zu verkaufen? Hat Querashi selbst Sie erwischt?«
    »Genau. Höchstpersönlich. Natürlich hat er genausowenig erwartet, mich in Clacton anzutreffen, wie ich erwartet hab', ihn dort zu treffen. Und er war auch nicht umsonst dort, drum hab' ich gedacht, er wird ein Auge zudrücken und meinen kleinen Fehltritt einfach übersehen. Wo er doch selber einen kleinen Fehltritt gemacht hat.«
    Bei dieser Bemerkung kribbelte es Barbara in den Fingerspitzen, wie immer, wenn bei einer Vernehmung eine unvorhergesehene Wendung eintrat. Gleichzeitig jedoch war sie auf der Hut. Trevor Ruddock beobachtete sie scharf, um sehen, ob sie nach dem Happen schnappen würde, den er ihr soeben hingeworfen hatte. Und ebendiese gespannte Aufmerksamkeit legte nahe, daß er schon des öfteren mit der Polizei zu tun gehabt hatte. Die meisten Menschen waren zumindest nervös, wenn sie amtliche Fragen beantworten mußten. Trevor Ruddock jedoch wirkte völlig gelassen, als hätte er schon vorher gewußt, was sie fragen und was er antworten würde.
    »Wo waren Sie an dem Abend, an dem Mr. Querashi getötet wurde, Trevor?«
    Ein Flackern in seinem Auge verriet ihr seine Enttäuschung darüber, daß sie Querashis »kleinem Fehltritt« nicht sofort nachgegangen war. Gut, dachte sie. Das wäre ja noch schöner, wenn jetzt die Verdächtigen die Vernehmungstaktik bestimmten.
    »In der Arbeit«, antwortete Trevor. »Den Pier reinigen. Sie können Mr. Shaw fragen, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Das hab' ich bereits getan. Mr. Shaw sagt, daß Sie normalerweise abends um halb zwölf zu arbeiten anfangen. War das am Freitag abend auch so? Haben Sie dort übrigens eine Stechkarte?«
    »Ich hab' zur selben Zeit wie immer gestochen.«
    »Um halb zwölf?«
    »Ja, so um den Dreh. Und ich bin nicht weggegangen, falls Sie das interessiert. Ich arbeite mit einem ganzen Trupp zusammen, und die Jungs können Ihnen sagen, daß ich den ganzen Abend nicht einmal weg war.«
    »Und vor halb zwölf?« fragte Barbara.
    »Wieso?«
    »Wo waren Sie da?«
    »Wann?«
    »Vor halb zwölf, Trevor.«
    »Um welche Zeit genau?« »Sagen Sie mir nur, was Sie in der Zeit vorher getan haben, bitte.«
    Er zog ein letztesmal an seiner Zigarette, ehe er sie aus dem Fenster schnippte. Statt der Zigarette schob er den Zeigefinger in den Mund und kaute nachdenklich darauf herum, bevor er antwortete. »Bis um neun war ich zu Hause. Dann bin ich weggegangen.«
    »Wohin?«
    »Ach, nirgendwohin eigentlich.« Er spie ein Stückchen Fingernagel zu Boden und inspizierte sein Werk, während er zu sprechen fortfuhr. »Ich hab' ein Mädchen, mit dem ich mich ab und zu treffe. Mit der war ich zusammen.«
    »Sie kann das bestätigen?«
    »Klar. Aber sie ist nicht meine Freundin. Wir treffen uns nur manchmal. Wir reden miteinander. Rauchen eine. Quatschen über Gott und die Welt.«
    Natürlich, dachte Barbara. Wieso nur hatte sie Mühe, sich Trevor Ruddock in tiefschürfendem Gespräch mit einer Frau vorzustellen?
    Sie machte sich ihre Gedanken über seine Erklärung und fragte sich, warum er sich überhaupt bemüßigt gefühlt hatte, ihr eine zu geben. Entweder war er mit einer Frau zusammengewesen oder nicht. Sie würde sein Alibi entweder bestätigen oder nicht. Ob die beiden geknutscht, politisiert, Schnipp-Schnapp gespielt oder miteinander gebumst hatten, war Barbara völlig gleichgültig. Sie griff nach ihrer Tasche und nahm ihren Block heraus. »Und wie heißt sie?«
    »Sie meinen, das Mädchen?«
    »Richtig. Das Mädchen. Ich muß mit ihr sprechen. Wer ist sie?«
    Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Nur eine Bekannte. Wir reden miteinander. Es ist keine große -«
    »Nennen Sie mir nur ihren Namen, okay?«
    Er seufzte. »Sie heißt Rachel Winfield. Sie arbeitet in dem Schmuckgeschäft in der High Street.«
    »Ach, Rachel. Die habe ich schon kennengelernt.«
    Er umfaßte mit der linken Hand seinen rechten Ellbogen. »Ja, hm, mit der war ich am Freitag abend zusammen. Wir sind befreundet. Das kann sie Ihnen bestätigen.«
    Barbara vermerkte sein Unbehagen und fragte sich, woher es kam. Entweder war es ihm peinlich, daß seine Bekanntschaft mit Rachel Winfield bekanntgeworden war, oder er log und hoffte, mit ihr sprechen zu können, bevor Barbara seine Geschichte überprüfen konnte.
    »Wo waren Sie beide?« fragte sie, da

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