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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zeitlich mit denen der Fabrik zu koordinieren. Ich möchte, daß die ganze Firma von oben bis unten durchsucht wird.«
    Doch für Barbara war das Gespräch mit Hegarty nicht so leicht erledigt. In den dreißig Minuten mit dem Mann hatte sich mindestens ein halbes Dutzend Fragen ergeben. Und Muhannad Malik war die Antwort auf keine.
    Auf dem Weg zur Treppe kamen sie an der Wache vorbei. Dort sah Barbara Azhar mit dem diensthabenden Constable sprechen. Er blickte auf, als sie und Emily erschienen. Emily bemerkte ihn ebenfalls und sagte dunkel zu Barbara: »Ah, der ergebene Diener seines Volkes. Extra aus London angereist, um uns zu zeigen, wie gut ein Moslem sein kann.« Sie blieb stehen und sprach Azhar an.
    »Ein bißchen früh dran für Ihre Sitzung, nicht wahr? Sergeant Havers ist erst am Spätnachmittag frei.«
    »Ich bin nicht wegen unserer Sitzung hier, sondern um Mr. Kumhar abzuholen und nach Hause zu bringen«, erwiderte Azhar. »Seine vierundzwanzig Stunden Haft sind fast um, wie Sie zweifellos wissen.«
    »Ich weiß nur«, versetzte Emily bissig, »daß Mr. Kumhar um Ihre Dienste als Chauffeur nicht gebeten hat. Und solange er das nicht ausdrücklich tut, wird er auf dem gleichen Weg nach Hause gebracht, wie er hergebracht worden ist.«
    Azhars Blick flog zu Barbara. Er konnte Emilys Ton offenbar entnehmen, welch scharfe Wendung der Gang der Ermittlungen genommen hatte. Sie machte nun nicht mehr den Eindruck, als beunruhigte sie die Möglichkeit weiterer Protestaktionen seitens der Pakistanis. Und dies ließ darauf schließen, daß sie kaum noch zu Kompromissen bereit war.
    Sie ließ Azhar keine Gelegenheit zu einer Erwiderung, sondern wandte sich ab und sagte, als sie einen ihrer Beamten kommen sah: »Billy, fahren Sie Mr. Kumhar nach Hause, wenn er mit seiner Toilette fertig ist und gegessen hat. Und nehmen Sie dann seine Arbeitspapiere und seinen Paß mit. Ich möchte nicht, daß der Mann verschwindet, bevor wir seine Aussage genau analysiert haben.« Ihre Stimme war laut und klar. Azhar mußte ihre Worte hören.
    Als sie zusammen die Treppe hinaufgingen, sagte Barbara vorsichtig zu ihr: »Selbst wenn Muhannad der Mann ist, den wir suchen, kannst du doch nicht glauben, daß Azhar - Mr. Azhar - in die Sache verwickelt ist, Em. Er ist aus London hergekommen. Er wußte ja vorher nicht einmal von dem Mord.«
    »Wir haben keine Ahnung, was er wußte oder seit wann er es wußte. Er kam hierher und gab sich als eine Art juristischer Sachverständiger aus, aber nach allem, was wir wissen, könnte er genausogut der Drahtzieher hinter Muhannads Geschäften sein. Wo war er denn am Freitag abend, Barb?«
    Die Frage hätte Barbara leicht beantworten können. Sie hatte, hinter dem Vorhang verborgen, von ihrem Häuschen aus beobachtet, wie Azhar und seine kleine Tochter im Garten hinter der alten edwardianischen Villa, in der sie das Erdgeschoß bewohnten, Lamm-Kebabs gegrillt hatten. Aber das konnte sie Emily nicht sagen, ohne ihr gleichzeitig zu verraten, daß sie mit den beiden befreundet war. Deshalb sagte sie nur: »Na ja ... ich meine, bei unseren Besprechungen hat er grundanständig auf mich gewirkt.«
    Emily lachte mit grimmigem Spott. »O ja, er ist wirklich grundanständig. Er hat eine Frau und zwei Kinder, die er in Hounslow sitzengelassen hat, um sich mit irgendeinem englischen Flittchen zusammenzutun. Der hat er ein Kind angehängt, und dann hat sie ihn verlassen, diese Angela Weston, wer immer sie sein mag. Weiß der Himmel, mit wie vielen anderen Frauen er es in seiner Freizeit sonst noch treibt. Er versorgt wahrscheinlich die ganze Stadt mit kleinen Mischlingen.« Sie lachte wieder. »Genau, Barb, ein grundanständiger Mensch, unser Mr. Azhar.«
    Barbara blieb unwillkürlich stehen. »Was?« sagte sie. »Wie bist du -?«
    Emily machte über ihr halt. Sie sah zu ihr hinunter. »Wie ich was? Wie ich hinter die Wahrheit gekommen bin? Ich hab' gleich am Tag seiner Ankunft einen Bericht über ihn angefordert. Ich hab' ihn zur gleichen Zeit bekommen wie die Bestätigung von Hegartys Fingerabdrücken.« Ihr Blick wurde scharf. Allzu durchdringend, dachte Barbara. »Warum, Barb? Was hat die Wahrheit über Azhar denn mit unserem Fall zu tun? Abgesehen davon natürlich, daß sie meine Überzeugung bestätigt, daß man keinem dieser Burschen über den Weg trauen kann.«
    Die Frage traf Barbara. Sie hatte wenig Verlangen, über die wahre Antwort nachzudenken. Sie sagte: »Nichts. Gar nichts.«
    »Gut«, meinte

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