09 - Denn sie betrügt man nicht
Tag, Chief Inspector, Sergeant« und nickte ihnen beiden zu. Er griff in die Brusttasche seines Jacketts. Einen Moment lang glaubte Barbara, er habe die Absicht, ihnen seinerseits irgendein juristisches Dokument vorzulegen, doch er zog nur ein zerknittertes Taschentuch heraus, mit dem er sich die Stirn tupfte. »Mr. Malik ist nicht hier. Er ist weggefahren, um bei Agatha Shaw einen Besuch zu machen. Sie liegt im Krankenhaus. Sie hatte einen Schlaganfall, wie ich hörte. Wie kann ich Ihnen behilflich sein? Kawthar hat mir gesagt, daß Sie gebeten haben -«
»Von einer Bitte kann keine Rede sein«, unterbrach Emily und zeigte ihm den richterlichen Befehl.
Er schluckte. »Ach, mein Gott! In Abwesenheit von Mr. Malik kann ich Ihnen leider nicht gestatten -«
»Was Sie gestatten können und was nicht, spielt keine Rolle, Mr. Armstrong«, klärte Emily ihn auf. »Räumen Sie bitte das Gebäude.«
»Aber wir sind gerade mitten in der Zubereitung.« Er sprach in halbherzigem Ton, als wüßte er, daß sein Protest vergeblich war, fühlte sich jedoch trotzdem verpflichtet, ihn anzubringen. »Das ist ein heikles Stadium, zumal wir gerade an einer neuen Soße arbeiten, und Mr. Malik hat unsere Köche nachdrücklich angewiesen ...« Er räusperte sich. »Wenn Sie uns vielleicht eine halbe Stunde geben könnten ...? Oder ein klein bißchen länger ...?«
Statt ihm zu antworten, ging Emily zur Tür. Sie öffnete sie und sagte: »Machen wir uns an die Arbeit.«
»Aber ... aber ...« Ian Armstrong rang die Hände und sah Barbara hilfesuchend an. »Sie sind doch gewiß verpflichtet, mir zu sagen ... mir wenigstens einen Hinweis darauf zu geben ... was Sie eigentlich suchen. Da ich in Abwesenheit der Herren Malik hier die Verantwortung trage -«
»Muhannad ist auch nicht hier?« fragte Emily scharf.
»Aber ja, natürlich ist er - ich meine, er war vorhin hier ... ich hatte angenommen ... er fährt zum Mittagessen immer nach Hause.«
Armstrong starrte mit verzweifeltem Blick zur Tür, durch die Emilys Team hereinmarschierte. Sie hatte die größten und kräftigsten Männer für diese Aufgabe ausgesucht, da sie wußte, daß Einschüchterung bei Durchsuchung und Beschlagnahme ein gutes Rezept war. Ian Armstrong starrte die sich versammelnde Gruppe von Polizeibeamten an und kam offensichtlich zu dem Schluß, daß Widerstand zwecklos war. »Ach, du meine Güte«, sagte er nur.
»Sagen Sie Ihren Leute, sie sollen das Gebäude räumen, Mr. Armstrong«, ermahnte ihn Emily.
Emilys Team schwärmte in der Fabrik aus. Während die Angestellten und Arbeiter sich draußen auf dem rissigen Asphalt vor dem Gebäude versammelten, verteilten sich die Beamten in den Verwaltungsbüros, der Versandabteilung, der Produktion und den Lagerräumen. Sie suchten nach verbotener Ware, die, entweder als Firmenprodukt deklariert oder zwischen abgepackten Flaschen und Gläsern versteckt, von der Fabrik ausgeliefert werden konnte: Drogen, pornographisches Material, Waffen, Sprengstoff, Falschgeld, Juwelen.
Das Team steckte bis zu den Ellbogen in der Arbeit, als Emilys Handy sich meldet. Sie und Barbara waren im Lager und durchsuchten die Kartons, die zum Versand bereit auf der Laderampe standen. Das Handy hing am Bund von Emilys Hose, und als es zu läuten begann, riß sie es herunter und blaffte, offensichtlich verärgert über den bisher ergebnislosen Verlauf der Suche, ihren Namen.
Barbara, die auf der anderen Seite der Laderampe stand, konnte hören, was Emily sagte. »Barlow hier ... ja. Verdammt noch mal, Billy, ich steck' mitten in der Arbeit. Was zum Teufel ist denn los? ... Richtig, das hab' ich gesagt, und so will ich's haben. Dieser Kerl will doch nur türmen, und sobald sie ihn aus den Augen lassen, wird er das auch tun ... Er - was? Haben Sie auch gründlich nachgesehen? Überall? ... Ja, ich kann sein Geflenne hören. Was quasselt er denn? ... Gestohlen? Seit gestern? Bockmist! Bringen sie ihn wieder in die Dienststelle. Sofort ... Es ist mir egal, wenn er sich in die Hose macht. Ich will ihn unter meiner Aufsicht haben.«
Sie machte Schluß und sah Barbara an. »Kumhar«, sagte sie.
»Gibt's Probleme?«
»Was sonst?« Wütend starrte Emily die Kartons an, die sie geöffnet hatten, war jedoch in Gedanken offensichtlich weit weg von der Fabrik. »Ich hab' Honigman gesagt, er soll Kumhars Papiere mitnehmen, wenn er ihn in Clacton abgesetzt hat. Den Paß, die Einwanderungsunterlagen, die Arbeitserlaubnis, alles, was dazugehört.«
»Ja,
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