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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ich erinnere mich, damit er uns nicht abhaut«, sagte Barbara. »Und?«
    »Das war eben Honigman. Dieser kleine Wurm hat anscheinend überhaupt keine Papiere. Jedenfalls nicht in Clacton. Honigman sagt, er wolle jetzt wohl behaupten, sie seien ihm gestohlen worden, während er bei uns in der Dienststelle war.« Sie hängte das Handy wieder an ihren Hosenbund.
    Barbara betrachtete diese Neuigkeit im Licht all dessen, was sie wußten, was sie gesehen und gehört hatten. »Querashi hatte doch Einwanderungspapiere in dem Schließfach bei Barclay's Bank, nicht wahr, Em? Gibt es da vielleicht eine Verbindung? Und wenn ja, gibt es auch hier eine Verbindung?« Mit einer Geste umfaßte sie ihre Umgebung.
    »Genau das«, sagte Emily, »werde ich rauskriegen. Du bleibst hier, Barb. Und wenn Malik aufkreuzt, bringst du ihn gleich zu einem Schwatz in die Dienststelle.«
    »Und wenn er nicht kommt?«
    »Darin prüf nach, ob er zu Hause ist. Du mußt ihn aufstöbern. Und wenn du ihn gefunden hast, dann nimm ihn mit.«
    Nachdem die Bullen ihn auf das Industriegelände zurückgebracht hatten, beschloß Cliff Hegarty, für den Rest des Nachmittags Urlaub zu nehmen. Mit einer großen Plastikplane deckte er das Puzzle zu, an dem er gerade arbeitete - die Vorlage zeigte eine voluminöse, hängebusige Frau in höchst faszinierender, wenn auch physiologisch unmöglicher Position mit einem kleinen Elefanten -, und packte seine Werkzeuge in die Kästen aus rostfreiem Stahl. Er fegte das feine Sägemehl auf, wischte seine Schaukästen ab, leerte und spülte die Teebecher und sperrte ab. Die ganze Zeit summte er zufrieden vor sich hin.
    Er hatte seinen Teil getan, um Haythams Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen. Zwar hatte er sich nicht gleich letzten Freitag abend gemeldet, nachdem er mit angesehen hatte, wie der arme Hayth kopfüber die Treppe am Nez hinuntergestürzt war, aber er wußte zumindest, daß er sich gemeldet hätte, wenn die Verhältnisse anders gewesen wären. Außerdem hatte er nicht nur an sich gedacht, als er nicht gleich zu den Bullen gelaufen war. Man hatte ja auch an Haytham denken müssen. Hätte Cliff es publik gemacht, daß der Ermordete zum Nez hinausgefahren war, um sich mit einem Schwulen zu treffen, wie hätte sich das auf den Ruf des armen Kerls ausgewirkt? Was sollte es bringen, ihn zu verraten? Das jedenfalls hatte Cliff gefunden.
    Und natürlich hatte man auch auf Gerry Rücksicht nehmen müssen. Wozu Ger in Aufregung und Unruhe stürzen, wenn das überhaupt nicht nötig war? Ger redete die ganze Zeit von Treue, als glaubte er selbst aus tiefstem Herzen, daß ihm in einer Beziehung die Treue das Wichtigste wäre. Aber in Wahrheit hatte Ger nur eine Scheißangst vor HIV. Seit die Angst umging, hatte er sich dreimal im Jahr einem Test unterzogen, und was er wirklich glaubte, war, sein Leben lang nur einen Kerl zu bumsen sei der Schlüssel zum Überleben. Wenn er gewußt hätte, daß Cliff es mit Haytham Querashi getrieben hatte, hätte er vor lauter Angst durchgedreht und wahrscheinlich Symptome irgendeiner verrückten Krankheit produziert, die er überhaupt nicht hatte. Außerdem hatte Haytham immer auf Schutz geachtet. Mann, manchmal war's mit Hayth so antiseptisch zugegangen, daß Cliff mit dem Gedanken spielte, sich noch einen dritten Liebhaber zuzulegen, um dem täglichen Einerlei ein bißchen Biß zu geben.
    Natürlich hätte er es niemals getan. Aber es gab Momente ... Nur dann und wann, wenn Hayth ewig mit diesem verdammten Kondom kämpfte ... Aber mit alledem war es jetzt vorbei. Cliff faßte diesen Entschluß, als er zu seinem Wagen ging. Drüben vor der Senffabrik sah er sechs Streifenwagen stehen, und er dankte seinem Schöpfer, daß er jetzt mit diesen Ermittlungen nichts mehr zu tun hatte. Er würde nach Hause fahren und die ganze Geschichte einfach vergessen. Er war gerade noch einmal davongekommen und müßte schon völlig vernagelt sein, um nicht zu erkennen, daß die Ereignisse der letzten Tage ein Wink von oben an ihn waren, ein neues Leben anzufangen.
    Er pfiff vergnügt vor sich hin, während er in südlicher Richtung durch Balford fuhr, erst die Uferstraße entlang, dann die High Street hinauf. Es ging eindeutig bergauf in seinem Leben. Jetzt, wo die Geschichte mit Haytham endgültig abgeschlossen war und er klarsah, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte, wußte er, daß er bereit war, sich ganz auf Gerry einzustellen. Sie hatten ein paar schwarze Tage gehabt, aber mehr

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