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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einen schlotternden Fahd Kumhar zu neuerlicher Vernehmung in die Dienststelle brachte, war Muhannad Maliks Vetter ihm dicht auf den Fersen. Sobald Kumhar Emily sah, ließ er einen ähnlichen Schwall unverständlichen Gebrabbels vom Stapel wie am Vortrag. Honigman packte den Mann in der Achselhöhle, kniff in die lose Haut unter seinem Arm und befahl ihm mit barscher Stimme, sein Gequassel einzustellen, was nicht direkt half, den Mann zu beruhigen. Emily wies den Constable an, Kumhar in eine Zelle zu stecken, bis sie Zeit hätte, sich mit ihm zu befassen. Und da erschien Taymullah Azhar auf der Bildfläche.
    Sie war nicht in der Stimmung für eine Konfrontation. Bei ihrer Rückkehr in die Dienststelle hatte sie ein weiterer Anruf von Ferguson erwartet, der wissen wollte, was die Durchsuchung der Senffabrik erbracht hatte. Er war über die Nachricht, daß nichts dabei herausgekommen war, etwa ebenso erfreut, wie sie selbst es gewesen war. Aber seine wahre Sorge galt natürlich weniger der Klärung des Mordfalls Querashi als seinem bevorstehenden Gespräch mit dem Personalausschuß, bei dem es um seine Beförderung zum Assistant Chief Constable ging. Und hinter jeder seiner Fragen und Bemerkungen stand der Wunsch, vor diesem Ausschuß, der in weniger als achtundvierzig Stunden zusammentreten würde, mit der Nachricht auftrumpfen zu können, daß der Mord in Balford geklärt war.
    »Barlow, Herrgott noch mal«, sagte er. »Was ist denn los? Nach allem, was ich von Ihnen höre, hab' ich den Eindruck, daß Sie sich da drüben ständig im Kreis drehen. Sie wissen doch Bescheid, oder muß ich es Ihnen erklären? Wenn Sie mir nicht bis morgen vormittag einen Verdächtigen garantieren können, schick' ich Ihnen Presley rüber.«
    Emily wußte, daß sie angesichts dieser Drohung vor Furcht erzittern sollte, um danach gehorsam einen Verdächtigen aus dem Hut zu ziehen - irgendeinen -, damit Ferguson sich vor den Leuten, die über seine Beförderung entscheiden würden, ins rechte Licht setzen konnte. Aber sie war zu erbost, um das Spiel mitzumachen. Fergusons erneuter Versuch, sich bei seinem beruflichen Fortkommen fremder Federn zu bedienen, weckte in ihr den Wunsch, durch die Leitung zu kriechen und ihn grün und blau zu schlagen.
    »Gut, schicken Sie Presley rüber, Don«, sagte sie deshalb. »Und geben Sie ihm gleich ein halbes Dutzend Constables mit, wenn Sie glauben, daß das den Ausschuß beeindrucken wird. Aber lassen Sie mir endlich meine Ruhe, okay?« Damit knallte sie den Hörer auf.
    Und das war genau der Moment, in dem Belinda mit der höchst unwillkommenen Nachricht erschien, daß einer der Pakistanis in der Wache sei und darauf bestehe, sofort mit ihr zu sprechen. So kam es, daß sie nun Taymullah Azhar gegenüberstand.
    Er war Constable Honigman nach Clacton gefolgt, als Emily seinen Vorschlag, Fahd Kumhar nach Hause zu bringen, abgelehnt hatte. Er mißtraute der Polizei im allgemeinen und Chief Inspector Barlow im besonderen und hatte deshalb die Absicht gehabt, vor Kumhars Wohnung Posten zu beziehen, bis Honigman wieder abgefahren war, um danach zu prüfen, wie es um den körperlichen, geistigen und seelischen Zustand des Pakistanis bestellt war. Während er auf der Straße stand und darauf wartete, daß der Constable abzog, hatte er gesehen, wie Honigman mit Kumhar wieder aus dem Haus gekommen war. Und er war ihnen wieder zur Dienststelle gefolgt.
    »Mr. Kumhar hat geweint«, berichtete er Emily. »Es liegt auf der Hand, daß er unter beträchtlicher nervlicher Anspannung steht. Sie werden mir zustimmen, daß es wesentlich ist, ihn nochmals auf seine Rechte -«
    Emily unterbrach die Leier von Rechten und Pflichten. Sie sagte ungeduldig: »Mr. Azhar, Fahd Kumhar hält sich illegal in England auf. Ich vermute, Sie wissen, wie es unter diesen Umständen mit seinen Rechten steht.«
    Azhar schien beunruhigt über diese plötzliche Wendung der Dinge. »Soll das heißen«, fragte er, »daß seine neuerliche Festnahme nichts mit dem Mord an Mr. Querashi zu tun hat?«
    »Das soll heißen, was ich bereits gesagt habe. Er ist weder als Besucher eingereist, noch hat er eine Arbeitsoder Aufenthaltserlaubnis. Er hat überhaupt keine Rechte.«
    »Ich verstehe«, sagte Azhar. Aber er war nicht der Typ, der sich so leicht geschlagen gab, wie Emily schnell erkannte, als er zu sprechen fortfuhr. »Und wie gedenken Sie, ihm das klarzumachen?«
    Zum Teufel mit dem Kerl, dachte Emily. Kühl und gelassen trotz des flüchtigen

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