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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Aber in jenen ersten schrecklichen Minuten, als Sahlah ihr auf ihre ruhige und sanfte Art - diese Art, die auch sie zum Opfer grausamer kleiner Monster werden ließ, die es nicht wagten, eine Hand gegen Sahlah Malik zu erheben oder ein höhnisches Wort über ihre Hautfarbe zu sagen, wenn Rachel Winfield in der Nähe war - eröffnete, was sie vorhatte, hatte Rachel keinen anderen Gedanken gehabt als: »Und was ist mit mir? Was ist mit uns? Was ist mit unseren Plänen? Wir wollten doch eine Wohnung anzahlen, wir wollten sie mit Kiefernmöbeln und großen, weichen Kissen möblieren, wir wollten in deinem Zimmer auf einer Seite eine kleine Werkstatt einrichten, damit du deinen Schmuck machen könntest, ohne daß deine Neffen dauernd an deine Sachen gehen, wir wollten am Strand Muscheln sammeln, wir wollten uns zwei Katzen anschaffen, du wolltest mir das Kochen beibringen, und ich wollte dir beibringen, wie man ... was? Was hätte ich dir schon beibringen können, Sahlah? Was hatte ich dir denn je zu bieten?«
    Aber das alles hatte sie nicht gesagt. Statt dessen hatte sie gesagt: »Du heiratest? Ausgerechnet du? Du willst heiraten, Sahlah? Wen denn? Doch nicht ... Aber du hast doch immer gesagt, du könntest niemals -«
    »Einen Mann aus Karachi. Einen Mann, den meine Eltern mir ausgesucht haben«, hatte Sahlah gesagt.
    »Du meinst ...? Einen wildfremden Menschen, Sahlah? Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
    »So ist auch die Ehe meiner Eltern geschlossen worden. Das ist bei uns so Brauch.«
    »Bei euch, bei euch«, hatte Rachel ungeduldig gerufen und versucht, die Sache mit einem Lachen abzutun, um Sahlah zu zeigen, wie absurd es war. »Du bist Engländerin«, hatte sie gesagt. »Du bist in England geboren. Du bist so wenig Pakistani wie ich. Was weißt du denn überhaupt über diesen Mann? Ist er dick? Ist er häßlich? Hat er vielleicht falsche Zähne? Oder wachsen ihm Haare aus der Nase und den Ohren? Und wie alt ist er? Ist es vielleicht so ein alter Knacker mit Krampfadern?«
    »Er heißt Haytham Querashi. Er ist fünfundzwanzig Jahre alt. Er hat studiert -«
    »Als würde ihn das zum perfekten Ehemann machen«, hatte Rachel bitter gesagt. »Ich vermute, er hat außerdem einen Haufen Geld. Da wäre doch dein Dad gleich dabei. Genau wie bei Yumn. Ist ja völlig egal, was für ein Typ zu dir ins Bett kriecht, Hauptsache, für Akram springt bei dem Handel das raus, was er will. So ist es doch, stimmt's? Für deinen Vater springt doch was dabei raus? Sag mir die Wahrheit, Sahlah.«
    »Haytham soll im Geschäft mitarbeiten, falls du das meinst«, sagte Sahlah.
    »Ha! Siehst du nicht, was sie mit dir machen? Er hat was, was sie haben wollen - Muhannad und dein Dad -, und sie können es nur kriegen, wenn sie dich irgendeinem schmierigen Kerl ausliefern, den du nicht mal kennst. Ich kann's nicht fassen, daß du das tun willst.«
    »Ich habe keine Wahl.«
    »Was soll das heißen? Wenn du sagen würdest, daß du den Kerl nicht heiraten willst, wenn du dich einmal energisch zur Wehr setzen würdest, kann ich mir nicht vorstellen, daß dein Dad dich zwingen würde. Er vergöttert dich doch. Du brauchst ihm nur zu sagen, daß wir beide schon unsere eigenen Pläne haben und du nicht die Absicht hast, irgendeinen Kerl aus Pakistan zu heiraten, den du noch nicht mal kennst.«
    »Ich möchte ihn heiraten«, sagte Sahlah.
    Rachel starrte sie fassungslos an. »Du möchtest ...« Die Ungeheuerlichkeit dieses Verrats schmetterte sie nieder. Sie hätte nie geglaubt, daß vier einfache Worte solchen Schmerz hervorrufen könnten, und sie hatte keinen Panzer, um sich davor zu schützen.
    »Du möchtest ihn heiraten? Aber du kennst ihn doch gar nicht, und du liebst ihn nicht. Wie kannst du auch nur daran denken, dein Leben auf so einer Lüge aufzubauen?«
    »Wir werden lernen, uns zu lieben«, entgegnete Sahlah.
    »So war es bei meinen Eltern auch.«
    »Und bei Muhannad auch? Das ist doch ein Witz! Yumn ist nicht seine geliebte Frau. Sie ist sein Fußabstreifer. Das hast du doch selbst gesagt. Möchtest du, daß es dir genauso geht? Na los, sag schon.«
    »Mein Bruder und ich sind verschieden.« Sahlah wandte sich ab, als sie dies sagte, und das herabfallende dupatta verbarg ihr Gesicht. Sie entzog sich, und gerade deshalb fühlte Rachel sich getrieben, um so fester zu klammern.
    »Darauf kommt es doch gar nicht an. Der springende Punkt ist doch, wie verschieden dein Bruder und dieser Haybram -«
    »Haytham.«
    »Ist ja gleich, wie er

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