Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
kommen. Aber wenn Sie dem Team etwas ausrichten lassen möchten ...?«
    »Nichts«, gab Ferguson brüsk zurück. »Machen Sie sich an die Arbeit.« Er knallte den Hörer auf.
    Emily lächelte bei der Erinnerung. Ferguson hatte ihre Beförderung zum Chief Inspector befürwortet, weil die Umstände - eine negative Beurteilung des Innenministeriums, worin der Polizei Essex vorgeworfen wurde, die Chancengleichheit nicht genügend berücksichtigt zu haben - ihn dazu gezwungen hatten. Er hatte sie unter vier Augen wissen lassen, daß jede Entscheidung, die sie traf, einer genauen Prüfung unter seiner persönlichen Lupe unterzogen werden würde. Es war die reine Freude, diesem elenden kleinen Wurm bei dem Spiel, das er ihr aufgezwungen hatte, wenigstens einmal eine Nasenlänge voraus zu sein.
    Emily drückte die Tür zur Firma Malik auf. Am Empfangstisch saß eine junge Asiatin im cremefarbenen Leinenhemd und passender Hose. Trotz der Hitze, die die dicken Mauern des Gebäudes kaum abhalten konnten, hatte sie einen bernsteinfarbenen Schal um den Kopf. Allerdings hatte sie ihn - vielleicht als Tribut an die Haute Couture - in modischen Falten um die Schultern gelegt. Als sie von dem Computer aufsah, an dem sie arbeitete, klirrten ihre Ohrringe aus Bein und Messing leise. Sie paßten zu der raffinierten Halskette, die sie trug. Ein kleines Schild auf dem Tisch gab ihren Namen an: S. Malik. Das mußte die Tochter sein, dachte Emily, die Verlobte des Ermordeten. Sie war ein hübsches Mädchen.
    Emily stellte sich vor und zeigte ihren Dienstausweis.
    »Sie sind Sahlah, nicht wahr?« fragte sie.
    Das erdbeerfarbene Muttermal auf der Wange des Mädchens wurde einen Ton dunkler, als sie nickte. Sie zog ihre Hände von der Tastatur weg und senkte sie hastig auf die Handballenstütze. Die gekrümmten Finger fest aneinandergepreßt, ließ sie sie dort liegen.
    Sie sah aus wie das personifizierte Schuldbewußtsein. Ihre Hände sagten, legt mich in Ketten. Ihr Gesicht rief, o nein, bitte nein.
    »Ich bedaure Ihren Verlust«, sagte Emily. »Sie haben es jetzt sicher nicht leicht.«
    »Danke«, antwortete Sahlah leise. Sie sah auf ihre Hände, schien ihre verkrampfte Haltung zu bemerken und zwang sie auseinander. Es war eine verstohlene Bewegung, aber sie entging Emily nicht. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Inspector? Mein Vater arbeitet heute morgen in der Versuchsküche, und mein Bruder ist noch nicht da.«
    »Ich brauche sie gar nicht. Ich suche Ian Armstrong.«
    Der Blick des jungen Mädchens schweifte zu einer der beiden geschlossenen Türen in der Empfangshalle. Durch das facettierte Glas in ihrer oberen Hälfte konnte Emily mehrere Schreibtische erkennen und eine Staffelei, auf der Pläne für eine Werbekampagne ausgebreitet zu sein schienen.
    »Er ist doch hier, nicht wahr?« fragte Emily. »Mir wurde gesagt, er würde den Posten übernehmen, der nach Mr. Querashis Tod frei geworden ist.«
    Sahlah Malik bestätigte, daß Armstrong an diesem Morgen in der Firma war. Als Emily um ein Gespräch mit ihm bat, drückte sie einige Tasten auf ihrem Computer, um ihn auszuschalten. Dann entschuldigte sie sich und schlüpfte durch die andere der beiden Türen hinaus, die unverglast war und Zugang zu einem Korridor in den hinteren Teil des Gebäudes bot.
    Da bemerkte Emily die Plakette. Sie war aus Bronze und hing an einer Wand, die fast ganz von der großen Fotografie eines Bauern bei der Ernte auf einem schier endlosen gelben Feld, zweifellos einem Senffeld, bedeckt wurde. Emily las die Inschrift auf der Plakette: »Siehe! Erschafft die Schöpfung, und erschafft sie dann wieder zur Belohnung derer, die glauben und gute Werke tun mit Gerechtigkeit.« Darunter befand sich eine weitere Inschrift in Arabisch, gefolgt von den Worten »Wir wurden mit einer Vision gesegnet, die uns an diesen Ort führte. 15. Juni« und danach das Jahr.
    »Er ist gut zu uns gewesen«, sagte jemand hinter Emily. Sie drehte sich um und sah, daß Sahlah nicht wie erbeten Ian Armstrong geholt hatte, sondern ihren Vater. Sie stand hinter ihm.
    »Wer?« fragte Emily.
    »Allah.« Er sprach den Namen mit einer einfachen Würde aus, die Emily nur bewundern konnte. Dann kam Akram Malik auf sie zu, um sie zu begrüßen. Er war ganz in Weiß gekleidet, wie es sich für einen Küchenchef gehörte, mit einer fleckigen Schürze um den Bauch und einer Pappmütze auf dem Kopf. Die Gläser seiner Brille waren gesprenkelt mit irgendeiner Substanz aus der Küche, und er

Weitere Kostenlose Bücher