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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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festgestellt haben, daß Mr. Querashi ermordet wurde?« fragte Emily. Als Akram nickte, fuhr sie fort: »Unter diesen Umständen wäre mir alles, was Sie mir über ihn sagen können, eine Hilfe.«
    »Es gibt Leute, die der Meinung sind, daß es sich hier um einen willkürlichen Akt der Fremdenfeindlichkeit handelt«, sagte Malik. Es war eine kluge Art, diesen Punkt anzusprechen, nicht in Form einer Anklage, vielmehr im Gewand nachdenklicher Überlegung.
    »Ihr Sohn gehört zu ihnen«, versetzte Emily. »Aber es gibt Indizien dafür, daß das Verbrechen vorsätzlich begangen wurde, Mr. Malik. Und daß Mr. Querashi gemeint war, nicht einfach irgendein Asiate. Das heißt nicht, daß wir es nicht möglicherweise mit einem Engländer als Täter zu tun haben. Und es heißt auch nicht, daß nicht auf einer anderen Ebene Rassismus hinter dem Verbrechen steht. Aber es heißt eindeutig, daß eine bestimmte Person gemeint war.«
    »Das kann ich kaum glauben.« Malik knickte seine Papiermütze noch einmal um und strich mit seinen dunklen Fingern glättend über die Falte. »Haytham war doch erst so kurze Zeit hier. Er kannte kaum jemanden.
    Wie wollen Sie da so sicher sein, daß er seinen Mörder kannte?«
    Emily erklärte ihm, daß gewisse Einzelheiten der Ermittlung nicht publik gemacht werden könnten, Einzelheiten, von denen nur der Mörder und die Polizei wüßten und die daher letztlich dazu verwendet werden könnten, ihm eine Falle zu stellen, falls das notwendig werden sollte. »Aber wir wissen, daß jemand ihn beobachtet hat, um sicherzugehen, daß er an jenem Abend auf dem Nez sein würde, und wenn wir uns ein Bild von seinen täglichen Gewohnheiten machen können, gelingt es uns vielleicht, auf diesem Weg dem Mörder auf die Spur zu kommen.«
    »Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll«, sagte Malik.
    »Vielleicht mit der Verlobung mit Ihrer Tochter«, schlug sie vor.
    Ein leicht gespannter Zug trat in Maliks Gesicht. »Sie wollen doch nicht unterstellen, daß Sahlah mit Haythams Tod etwas zu tun hat?«
    »Soviel ich weiß, hatten Sie diese Heirat für sie arrangiert. War sie damit einverstanden?«
    »Absolut. Und sie wußte, daß weder ihre Mutter noch ich sie zwingen würden, gegen ihren Willen zu heiraten. Wir haben ihr Gelegenheit gegeben, Haytham kennenzulernen und einige Zeit mit ihm allein zu verbringen, und danach hat sie sich für die Heirat entschieden. Ja, ich kann behaupten, daß sie sehr gern heiraten wollte. Wäre dem nicht so gewesen, so wäre Haytham zu seiner Familie nach Karachi zurückgekehrt. So hatten wir es mit seinen Eltern vereinbart, bevor er nach England kam.«
    »Und Sie meinten nicht, daß ein junger Pakistani, der in England geboren ist, besser zu Ihrer Tochter gepaßt hätte?
    Sahlah wurde doch hier geboren, oder? Ein Mann, der auch hier geboren wurde, wäre ihr doch sicher vertrauter gewesen.«
    »Junge Asiaten, die in England geboren wurden, geraten oft mit ihren Wurzeln in Konflikt, Inspector Barlow. Sie geraten häufig mit dem Islam in Konflikt, mit unserer Kultur, unseren Sitten und unserer Überzeugung von der Wichtigkeit der Familie.«
    »Ähnlich wie Ihr Sohn vielleicht?«
    Malik wich aus. »Haytham hingegen lebte nach den Lehren des Islam. Er war ein guter Mann. Er wollte nach Mekka pilgern. Mir war gerade das für den Ehemann meiner Tochter wichtig. Und Sahlah dachte ebenso.«
    »Und was hielt Ihr Sohn davon, daß Mr. Querashi in Ihre Familie aufgenommen werden sollte? Er arbeitet doch in Ihrem Unternehmen, nicht wahr?«
    »Muhannad ist unser Verkaufsdirektor. Haytham war unser Produktionsleiter.«
    »Also gleichwertige Positionen?«
    »Im wesentlichen, ja. Und da ich weiß, daß Sie das gleich fragen werden: Es bestand keine Konkurrenz zwischen den beiden. Die Aufgabenbereiche sind streng voneinander getrennt.«
    »Aber beide hätten doch den Ehrgeiz gehabt, gute Leistungen zu bringen, nehme ich an«, meinte Emily.
    »Das will ich hoffen. Doch ihre persönlichen Leistungen hätten an der Zukunft nichts geändert. Nach meinem Tod wird mein Sohn das Unternehmen leiten. Haytham wußte das. Genau das hätte er auch erwartet. Muhannad brauchte Haytham deshalb nicht zu fürchten, falls Sie darauf hinauswollen. Im Gegenteil, es war genau umgekehrt. Haytham konnte Muhannad eine Bürde abnehmen.«
    »Welche Bürde?«
    Malik öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und tupfte sich wieder mit dem Handgelenk den Schweiß aus dem Gesicht. Die Luft im Zimmer stand, und Emily fragte sich, warum

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