Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ängstlich klingen zu lassen. »Lässt sich feststellen, ob Covenant in diese Richtung unterwegs gewesen ist?«
    Stave sagte nichts. An seiner Stelle antwortete Mahrtiir: »Die Ranyhyn sind von ihrem Weg zu uns abgewichen. Aber vor uns liegt die Fährte dreier Pferde, davon eines beschlagen. Ich vermute, dass wir Naybahn, Mhornym und dem Pferd des Eggers folgen.
    Seit ich das Augenlicht verloren habe«, gestand er über seine Behinderung wütend ein, »bin ich kein guter Fährtenleser mehr. Aber dass der Zeitenherr und die Gedemütigten hier geritten sind, ist klar. Vorläufig ist ihr Weg der unsere.«
    »Lässt sich sagen …?«, begann Linden. Sie wusste nicht, wie eng die Kommunikation Mahrtiirs mit Narunal und den übrigen Pferden war. »Lässt sich sagen, ob wir ihm weiter folgen werden?«
    »Ring-Than, das kann ich nicht.« Dieses Eingeständnis störte den Mähnenhüter offenbar nicht. »In dieser Beziehung ist das Band zwischen den Ranyhyn und ihren Ramen …« Er schien das richtige Wort zu suchen. »… nicht sehr ausgeprägt. Wir sind die Diener der großen Pferde, sonst nichts. Und unser Dienst konzentriert sich im Kern auf Dienen. Wir machen uns nicht wichtig, indem wir mehr zu begreifen versuchen, als uns zugestanden wird.«
    »Du weißt also nicht, was sie vorhaben?«
    »Ganz recht«, bestätigte Mahrtiir gelassen.
    Linden starrte seinen Rücken finster ab. »Woher weißt du dann, dass sie verstehen, worum wir sie bitten?«
    »Ring-Than.« Jetzt klang die Stimme des Mähnenhüters etwas irritiert. »Dass wir nicht versuchen, die Gedanken der Ranyhyn zu erraten, bedeutet nicht, dass sie unsere nicht lesen können. Wie wären wir sonst imstande, ihnen zu dienen, wenn sie uns nicht verstünden?
    Der Zeitenherr hat von Vertrauen gesprochen. Und du warst einverstanden. Möchtest du dein Einverständnis widerrufen, kannst du das jederzeit tun. Befiehl Hyn, was dein Herz dir eingibt. Ich werde das Ergebnis dann interessiert verfolgen.«
    Linden spielte einen Augenblick lang mit dem Gedanken, seine Herausforderung anzunehmen. Sie wollte eine weitere Chance, mit Covenant zusammen zu sein. Ihn zu beschützen, wenn sie konnte. Zu verstehen, warum er sich von ihr abgewandt hatte.
    Aber dann schüttelte sie den Kopf und widerstand dem Drang, sich selbst zu ohrfeigen…. von Vertrauen gesprochen. Sie brauchte irgendein Mittel, um ihren sich beschleunigenden Abstieg ins Dunkel aufzuhalten, und wusste aus Erfahrung, dass die Logik der Verzweiflung unwiderstehlich war, wenn sie nicht mehr vertrauen konnte. Irgendwann würde sie ihr erliegen …
    Noch vor wenigen Tagen hatte sie ihre Gefährten gedrängt, ihr zu misstrauen. Alles schön und gut, aber nur beschränkt aussagekräftig. Sie hatte an sich selbst gezweifelt; deshalb hatte sie die Gewissheit gebraucht, dass ihre Freunde ihre Entscheidungen selbstständig trafen. Letztlich hatte Lindens Beharren darauf jedoch den Schluss nahegelegt, sie habe an ihnen gezweifelt.
    Hatte Kevin Landschmeißer nicht aus diesem Grund Zuflucht zum Ritual der Schändung genommen? Er hatte sich die Schuld an der Notlage des Landes gegeben - und keiner anderen Macht zugetraut, was er selbst nicht konnte.
    Nun hatte Mahrtiir sie eigentlich herausgefordert, die Wahrheit zu bekennen, was ihre Zweifel betraf; aber das durfte sie nicht. Sie hatte schon zu viel Unheil angerichtet. Ihr blieb eigentlich nichts anderes mehr übrig, als sich an ihre Freunde und die Ranyhyn zu klammern.
    Letztlich würde jede Alternative sie zu Ihr, die nicht genannt werden darf, zurückführen.
    Ihr Schweigen schien Mahrtiir zufriedenzustellen. Er saß aufrecht, hielt den Kopf hoch und konzentrierte sich auf den Weg vor Narunal, als er die Gesellschaft in ein Gebiet mit Schiefer und Sandstein führte, die ein Gletscher abgelagert hatte.
    Die Ranyhyn hätten ihr Tempo steigern können, aber das taten sie nicht. Selbst wenn Covenant und die Gedemütigten nur getrabt waren, mussten sie jetzt einige Meilen Vörsprung haben. Trotzdem bewegte Narunal sich weiterhin, als hätten die Ranyhyn keine andere Aufgabe, als die Kräfte der Riesinnen zu sparen. Als hätten Linden und ihre Gefährten sich dafür entschieden, auf eine Illusion zu setzen.
    Als hegten die Ranyhyn die Absicht, Linden tiefer in Verzweiflung abgleiten zu lassen.
     
    Als die Sonne hinter dem Rand des Landbruchs versank und das oft geschundene Unterland in Schatten hüllte, begannen Zäsuren zu erscheinen. Anfangs kamen sie sporadisch und flüchtig;

Weitere Kostenlose Bücher