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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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häufig waren sie nur im Vergleich zu ihrem Auftreten im Oberland. Sie tanzten in Intervallen übers Land, das durch alte Schlachten und Verwüstungen, Theurgie-Stürme und Plünderungen verheert worden war, tanzten und flackerten und erloschen harmlos. Aber mit der über den Hügeln herabsinkenden Nacht kamen die Zäsuren häufiger und dauerten länger. Auch ihre Wucht verstärkte sich, sodass sie Zeit und Steine und Luft zu einem Chaos aufwirbelten. Wenn sie verschwanden, schien das dabei entstehende jähe Vakuum allen die Luft aus der Lunge zu saugen.
    Irgendwo näherte sich Joans Hysterie offensichtlich einer Krise. Linden konnte nur vermuten, dass Covenant in die richtige Richtung unterwegs war - und dass Joan wusste, dass er kam.
    Joan oder Turiya Herem: Es gab keine brauchbare Unterscheidung, außer dass Joan schwächer war als der Wüterich.
    Aus Lindens Sicht war Joans Schwäche Covenants einzige Hoffnung. Der Krill und die Gedemütigten konnten ihn nicht vor chaotischen Wirbeln schützen, die zerstörerisch wie Tornados waren. Das hätten nicht einmal Ranyhyn gekonnt - und er saß nur auf dem Streitross des Eggers.
    Trotz des erratischen Stotterns und Quietschens der Zäsuren behielten Narunal, Hynyn, Hyn und Khelen ihre Fähigkeit, Futter und Wasser zu finden. Irgendwie entdeckten sie kleine Bäche in Felsspalten und überraschende Grasklumpen in Senken, die auf den ersten Blick ausgetrocknet gewirkt hatten. Ohne von Covenants Fährte abzuweichen, fanden sie auch mehrere Ansammlungen von Aliantha.
    Als Folge der Kriege und Verheerungen durch den Verächter wuchsen hier nicht genug Schatzbeeren für die Bedürfnisse der Riesinnen. Trotzdem hielten einige Beeren, sparsame Zuteilungen aus den Vorräten des Eifrigen und etliche Gelegenheiten, die Wasserschläuche nachzufüllen, die Riesinnen auf den Beinen.
    Nur von Sternenschein erhellt, zu dem sich schwaches erstes Mondlicht und das wilde Leuchten brodelnder Zäsuren gesellten, zog die Gesellschaft weiter. Die Ranyhyn waren anscheinend zu dem Schluss gekommen, sich keine Rast leisten zu dürfen.
    Linden, der die überraschenden Ausbrüche von Zäsuren zusetzten, war sich ihrer Umgebung immer weniger bewusst. Die Einzelheiten von Gesteins- und Geländeformationen verschwammen zusehends. Außerdem fühlte sie einen Sturm kommen. Ihre Hautnerven entdeckten Luftwirbel, stürmisch auffrischende Winde und rasch wechselnden Luftdruck - lauter Folgen der Gewalt der Zäsuren. Aber sie versuchte nicht erst, die Stärke des Sturms abzuschätzen. Die Auswirkungen von Joans Wahnsinn fesselten ihre Aufmerksamkeit. Kam eine Zäsur ihnen zu nahe, musste sie bereit sein.
    In ihrer Konzentration auf Gefahren war sie überrascht, als die Pferde anhielten. Sie hatten ein flaches Tal zwischen Basaltfelsen erreicht, die so glatt waren, dass sie den schwachen Sternenschein zurückwarfen. Ein kleiner Bach schlängelte sich über den Talboden nach Osten; an seinen Ufern wuchsen zähe Gräser und dazwischen mehr Aliantha, als die Gesellschaft bisher gefunden hatte.
    Dort stiegen erst der Mähnenhüter, dann Stave ab. Während Narunal und Hynyn wegtrotteten, sagte Mahrtiir ruhig: »Wir brauchen eine Rast. Die Ranyhyn werden über uns wachen.«
    Die Schwertmainnir, die im Chor leise seufzten und ächzten, versammelten sich um Linden und Hyn, Jeremiah und Khelen. Einige von ihnen lockerten ihre Brustpanzer und ließen ihre Steinschwerter ins Gras fallen. Während Sturmvorbei Böen-Ende Jeremiah von seinem Pferd hob, machten Rahnock und Onyx Steinmangold sich daran, Essen auszupacken. Die Riesinnen waren nervös; häufiger auftretende Zäsuren und das offenbar heraufziehende schlechte Wetter machten ihnen Sorgen. Aber sie mussten diese Gelegenheit nutzen, um zu essen und zu schlafen.
    Als Khelen hinter Narunal und Hynyn hertrabte, stieg auch Linden ab und ließ die Stute laufen. Stave hatte ihr Bettzeug schon ausgebreitet, aber sie ignorierte es. Stattdessen fragte sie Mahrtiir. »Hat Covenant hier gerastet?«
    Wie der Mähnenhüter und die Riesinnen sprach sie leise. Sie kannte das Unterland nicht und wusste nicht, welche Gefahren hier drohten. Laute Geräusche in der Nacht konnten ihre Anwesenheit verraten …
    »Ich denke, dass er es getan hat«, bestätigte der Mähnenhüter fast flüsternd. »Seine Fährte führt hierher. Hier sind Schatzbeeren gepflückt worden. Aber seine Rast war kurz. Wäre er länger geblieben, wären die Hufspuren deutlicher ausgeprägt.«
    »Wie weit ist er

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