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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zu können, musste sie die Schienbeine auf den Rahmen stützen. In einem Bein spürte sie ein halbes Dutzend Schnitte, ein Dutzend, viel mehr, als Splitter im Rahmen steckten.
    Und als Linden sich außerhalb des Hauses zu Boden fallen ließ, war sie noch immer in dem Gang zu Küche und Wohnzimmer. Rauch und Flammen rollten auf sie zu: ein Tumult, der es darauf anlegte, alles Leben zu beenden. Aber nun war der letzte Raum, Saras Todeszimmer, ebenfalls ein Inferno. Auch dort röhrten die Flammen wie im Rest des Farmhauses.
    Sie hätte ihre Arzttasche mit der Stablampe aus dem Fenster werfen sollen. So hatte sie die Chance eingebüßt, auf diesem Weg zu entkommen.
    Das Feuer griff mit langen Armen nach ihr. Pechschwarzer Rauch, der mit bitterem Orangerot und unerträglicher Hitze versetzt war, wälzte sich auf sie zu.
    Sie warf sich kreischend herum und flüchtete, rannte verzweifelt davon, als wäre dieser Gang der Schlund von Ihr, die nicht genannt werden darf. Sie musste sein Ende finden, bevor der Rachen des Übels sich schloss; bevor sie auf ewig in Horror und Folterqualen gefangen war.
    Bevor Roger Jeremiah etwas antat.
    Weil Linden noch immer versuchte, ihren Sohn zu retten, schlug sie Feuer und Rauch mit ihrer Tasche beiseite. Stolpernd und mit den Armen rudernd lief sie, so schnell sie nur konnte …
    … ohne das Ende, die letzte Wand erreichen zu können …
    Pochende Schmerzen in ihrem Bein, als spritzte Blut aus Wade und Schienbein.
    … weil es kein Ende gab. Sie war von ihren Träumen in die Irre geführt worden. Der Flur erstreckte sich endlos weit vor ihr, und Flammen, die schneller wuchsen, als Linden sie ausschlagen konnte, verzehrten die Wände, und der hinter ihr röhrende Hochofen war zum Kern eines Vulkans geworden: das tosende Herzstück der Gier des Übels, die feurige Wildheit von Rogers fremder Hand.
    Woher hatte Roger diese Hand, die Lava und Qualen spucken konnte? Im Besitz solcher Kraft hätte er keine Schusswaffe oder Sara Clint oder Sandy Eastwall gebraucht. Er hätte Joan und Jeremiah entführen und nach Belieben agieren können, um sich Covenants Ring zu verschaffen. Keine Macht der Welt hätte ihn daran hindern können.
    Solche Macht besaß er jedoch nicht.
    Das Übel dagegen schon. Sie, die nicht genannt werden darf, hatte in Lindens Herz geblickt und ihr Urteil über sie gesprochen. Linden war ihre rechtmäßige Beute; sie war in einen Rachen geraten, der sie noch nicht verschlungen hatte, weil unzählige bereits verschlungene Frauen kreischten.
    Das Übel existierte nicht. Die Frauen gab es nicht. Linden kannte Elena nur von Hörensagen.
    Nur ihre Tasche voller Instrumente, Arzneifläschchen und Verbandmaterial hinderte die Flammen daran, sie zu verschlingen. Nur die blutende Wunde in ihrer Handfläche verlieh der Tasche Bedeutung; hielt sie am Leben.
    Ihr verletztes Bein pochte wie ein offenes Geschwür. Sie hatte es sich am Fensterrahmen aufgerissen. Sie konnte nicht mehr viel länger rennen oder um ihr Leben kämpfen; aber der Gang und die Flammen, der Rauch, die schreckliche Hitze nahmen kein Ende.
    Dies war der Tod. Es war die Hölle. Es war die Agonie des Endes aller Dinge, eine unabwendbare Katastrophe. Und Linden hatte sie selbst heraufbeschworen. Sie hatte sie sich durch Zorn und Torheit verdient.
    Wind fachte die Flammen an. Inmitten von Blitzen, die aus dem Nichts kamen und nicht mehr aufhörten, wirbelte mit Funken durchsetzter dichter Rauch in Spiralen auf.
    Krampfartige Schmerzen ließen ihr Bein einknicken. Sie schlug der Länge nach auf die brennenden Dielenbretter.
    Linden drehte sich in verzweifelter Hast auf den Rücken. Sie schlug wie wild mit der Tasche um sich, versuchte die Flammen abzuwehren.
    Verdammt. Dies war unmöglich. Der Gang hatte ein Ende. Er endete an der Wand des Raums, in dem Sara gestorben war. Linden hatte bei weitem nicht genügend Glassplitter in dem Fensterrahmen zurückgelassen, um sich solche Verletzungen zuzuziehen.
    Aber sie hatte ihre Chance verspielt, Jeremiah zu retten. Und damit ihren Lebenszweck. Vertraue auf dich selbst.
    Covenant war verrückt. Tot und geisteskrank. Linden hatte nichts in sich, worauf sie hätte vertrauen können. Entscheidend war nur Macht, und ihre Abwehrkräfte ließen nach. Unterdessen war der gesamte unentbehrliche Inhalt ihrer Tasche zerschlagen.
    Vertraue auf dich selbst.
    Worauf vertrauen, du Dreckskerl?
    Sie hätte ihn vielleicht nicht ins Leben zurückgeholt und die Schlange aufgeweckt, wenn er nur mit

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