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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihr gesprochen hätte. In Andelain. Als ihr jedes Wort von ihm so kostbar gewesen wäre wie ihr Sohn.
    Sie kann das. Nein, sie konnte es nicht. Das konnte niemand.
    Keiner außer Covenant, der sie abgewiesen hatte.
    Ihr Haar zischte und stank. Ihre Wimpern brannten, versengten ihr die Augen. Flammen und Rauch füllten ihren Mund, ihre Kehle, ihre Lunge. Verkohlte Stellen wie wohlverdiente Qualen sprenkelten ihre Bluse.
    Nun musste sie sterben. Alles war besser, als eine Ewigkeit in dem Albtraum von Ihr, die nicht genannt werden darf, zu verbringen.
    Die Welt wird ihresgleichen nicht wiedersehen.
    Aber es gab auch Spuren an ihrem Bein, an ihren Jeans: Blutflecken unterhalb des Knies. Sie bildeten Muster.
    Sie wusste nicht,.was dieses Muster bedeutete. Trotzdem erkannte sie es wieder.
    Es konnte nicht bei ihrem Versuch, über den mit Glasdolchen besetzten Fensterrahmen zu kriechen, entstanden sein. Unter den dunkelroten Blutflecken sah sie Spuren von Grün. Ihre Augen waren versengt, fast blind. Trotzdem wirkte das Grün so fundamental wie Gras.
    Das Muster - falls es existierte - war eine Landkarte.
    Und hier auf ihrer Flanellbluse, von schwelendem Feuer und Schwärze umgeben: ein kleines rundes Loch, präzise wie ein Einschussloch.
    … ihresgleichen nicht wiedersehen.
    Von irgendwo außerhalb des Feuers riefen Stimmen ihren Namen. Sie hatten schon lange gerufen. Allzu lange. Freunde, die sie nie kennengelernt hatte, weil sie nicht existierten, Gestalten aus ihrer Fantasie flehten sie mit Stimmen an, die so laut waren wie das Tosen der Flammen und das Krachen des einstürzenden Farmhauses.
    Wenn sie nicht sich selbst trauen konnte, würde sie vielleicht ihnen trauen können. Oder der Landkarte. Sie zeigte den Weg nach draußen.
    Wo hinaus? Wo hinein? Sie hatte keine Ahnung. Sie konnte die Karte nicht lesen. Sie konnte ihr nur folgen.
    Sie wusste, wie. Tue etwas Unerwartetes. Alles andere erledigt sich von selbst.
    Weil Linden nur eine wirkliche Waffe, nur eine Verteidigungsmöglichkeit hatte, die jedoch versagt hatte, warf sie ihre Arzttasche mitten ins Feuer.
    Alles ist viel einfacher, als du es darstellst.
    Einfacher? Lächerlich!
    In diesem Augenblick traf ein durchs brennende Haus zuckender Blitzstrahl ihre Brust. Seine Wucht schmetterte sie nieder, presste ihr die Luft aus der Lunge, lähmte ihre Muskeln. Aber der Schock war nur kurz. Nacht verschluckte die Flammen, löschte alles Feuer aus der Welt. Bevor ihr Herz wusste, dass sie gestorben war, schlug es wieder. Sie lag in feuchtem Gras, während Realitäten sie umwirbelten, sich zu rasend schnell drehten, um begreifbar zu sein. Als sie keuchend nach Atem rang, war die Luft wohltuend kühl.
    Sofort veränderten sich die Rufe. »Linden Riesenfreundin!«, rief Frostherz Graubrand aus und riss Linden in die Arme. Die Muskeln der Schwertmainnir zitterten vor unterdrückter Erregung.
    »Ist sie verletzt?« wollte Sturmvorbei Böen-Ende wissen. Ihre Stimme war so laut, dass sie Mahrtiirs nervöse Frage übertönte.
    Laut wie ein Nebelhorn plärrte Raureif Kaltgischt: »Nein! Das lasse ich nicht zu!«
    »Stave! Der Stab!«
    Linden nahm undeutlich wahr, dass sie den Stab des Gesetzes nicht mehr in den Händen hielt. Ihre Nerven erinnerten sich daran, dass sie etwas geworfen hatte: ihre Arzttasche mit allem Inhalt. Die Nacht war von einem grünlichen Leuchten verfärbt, das so schwach war, dass es den Sternenschein kaum überstrahlte.
    Das gedämpfte Poltern der Schritte der Riesinnen entfernte sich. Es wurde zu einem Platschen durch zunächst seichtes Wasser, das aber mit jedem Schritt tiefer wurde.
    Andere Füße nahmen mit einem Spurt die Verfolgung auf. Ein weniger lautes Platschen wie von einem kleineren Körper. Stave? Lindens Herz verkrampfte sich erneut, als ein gewaltiger Wasserschwall zu hören war. Etwas, das größer als die Riesinnen war, bäumte sich um sich schlagend auf.
    In der Ferne jammerten entgeisterte Kinder mit sumpfartigen dünnen Stimmen.
    »Linden!«, sagte Graubrand eindringlich. Sie hielt Linden an ihren Brustpanzer gepresst. »Du musst sprechen! Irgendein Grauen hat dich befallen! Wieso hast du deinen Stab weggeworfen?«
    Irgendwie gelang es dem Mähnenhüter, sich trotz des Lärms der Riesinnen, dem lauten Platschen des Wassers und dem wilden Kampflärm verständlich zu machen. »Sie kehrt zu sich zurück! Ring-Than, höre uns! Warum hast du unsere Hilfe abgewiesen? Von welchem Wahn warst du besessen?«
    Linden gab keine Antwort. Sie

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