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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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um sich schlagend zurück. Der Sog, den die abziehende gewaltige Masse erzeugte, traf den Sumpf wie eine Eruption. Wellen, die den Riesinnen bis zur Brust reichten, breiteten sich mit einem Donnern von Fäulnis und Wasser rauschend nach allen Seiten aus.
    Gleichzeitig flitzten die Feroce hinter dem Lauerer her. Im Chor jammernd suchten sie hastig den Schutz der Sarangrave. Und als sie ins Sumpfwasser klatschten, erloschen ihre grünen Flammen. Im Wasser schienen sie keine speziellen Magien zu wollen oder zu brauchen.
    Bevor die letzten Flammen erloschen, sah Linden noch, wie Stave im Sumpf aufstand. Schlammbrocken und kleine Teile von Leichen klebten an seiner Haut. Übel riechende Ranken und Pflanzenstängel hingen wie Kleidungsstücke von seinen Schultern herab. Aber in den Händen hielt er den Stab des Gesetzes, als wäre er gegen sein Feuer immun; als könnte ihm selbst die schwarze Wildheit, mit der Linden den Lauerer verletzt hatte, nichts anhaben.
    Als Linden ihn entdeckte - als sie Kaltgischt zwischen Spätgeborener und Steinmangold stehen sah, während Rahnock offenbar unverletzt war und Grobfaust energisch durch den Sumpf watete - fühlte sie Erleichterung wie eine Flutwelle in sich aufsteigen.
    Endlich entspannt in Graubrands Arme zurücksinkend, merkte Linden kaum, dass die Schnittwunden in Wade und Schienbein nicht mehr schmerzten.

8
    Wiedergutmachung der Ranyhyn
    G egen den scharfen Wind ankämpfend schleppten sich Linden und ihre Gefährten zu der geschützten Höhle zurück, in der sie die Nacht verbringen wollten.
    Sobald Stave Linden den Stab zurückgab, entlockte sie dem Holz schwarzes Feuer, um die Nachwirkungen ihres schrecklichen Erlebnisses zu mildern. Sie nutze Erdkraft, um alle in ihrer Umgebung zu stärken.
    Die anderen waren weniger bedürftig als sie selbst. Nicht einmal Raureif Kaltgischt brauchte Heilung: Ihr Brustpanzer und ihre durchtrainierte Muskulatur hatten sie vor Verletzungen bewahrt. Und Stave war ein Haruchai. Lindens feuriger Angriff hatte auch ihn verbrannt; unter der Schlammschicht, die sie bedeckte, waren seine Handflächen und Unterarme voller Brandblasen. Aber er schien seine Schmerzen wie Wasser abzuschütteln, bis sie weg waren.
    Wie Zirrus Gutwind, Sturmvorbei Böen-Ende und Graubrand hatten Mähnenhüter Mahrtiir und Jeremiah nicht in den Kampf eingegriffen. Auch sie waren äußerlich unversehrt.
    Trotzdem behandelte Linden sie alle. Durch ihre Schuld waren sie in Gefahr geraten. Ohne es zu merken, war sie der Theurgie der Feroce erlegen. Sie verstand nicht recht, was die kleinen Wesen getan hatten, aber sie war davon überzeugt, von ihnen auf die Häven Farm zurückgeschickt worden zu sein. Auf unerklärliche Weise hatten ihre smaragdgrünen Flämmchen diesen Bruch in Lindens Realität erzeugt. Sie hatten ihre Verbindung zur Gegenwart gekappt. Und sie hatte geglaubt…
    Irgendwie hatte die Tatsache, dass sie sich abends selbst geschnitten hatte, sie verwundbar zurückgelassen. Von Erinnerungen getrieben hatte sie ihre Gefährten zur Sarangrave geführt oder sie angewiesen, den Weg dorthin zu nehmen, wo der Lauerer sie erreichen konnte - und ihren Stab.
    Jetzt versuchte sie eine gewisse Wiedergutmachung. Zumindest vorübergehend schämte sie sich nicht wegen der Farbe, die ihre Macht angenommen hatte. Betrübter war sie wegen der unmittelbaren Folgen ihrer Schwäche.
    Außerdem gab es andere Fragen, die wichtiger waren.
    Wer oder was waren die Feroce? Welche Art Magie setzten sie ein? Weshalb dienten sie dem Lauerer? Wozu begehrte der Lauerer ihren Stab?
    Und wieso hatten die Ranyhyn ihre Reiter im Stich gelassen?
    Linden ruhte in Graubrands Armen und spürte Mahrtiirs Gegenwart in ihrer Nähe. Wegen der langen Schritte der Riesinnen musste er traben, aber diese Anstrengung passte zu seinem unterdrückten Zorn, sein stummes Aufbegehren gegen die eigene Nutzlosigkeit. Und zu seiner Empörung über das Verhalten der Ranyhyn?
    Jeremiah hing schlaff in Böen-Endes fürsorglichem Griff. Er starrte ins Leere, und Linden wusste nicht, ob er jemals blinzelte. Trotzdem pulsierte in seinen Adern Erdkraft. Sie war ein Teil seines Ichs geworden: Unentbehrlich und kraftvoll wie Blut - und so zweckfrei wie seine versiegelten Gedanken.
    Stave hatte sich von seinen Schmerzen frei gemacht, aber er war weiter von Kopf bis Fuß mit Schlamm, verwesenden Leichenteilen und Ranken bedeckt, die in dem fauligen Wasser gediehen. Kaltgischt, Rahnock und Grobfaust waren nicht sauberer. Während

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