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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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draußen gab es offenbar nichts Wertvolles – kein Öl, kein Gold, nicht einmal Kupfer.
    Nichts, das hätte bewacht oder beschützt werden müssen.
    Der Marsch hatte sich gerade mal als gesunde sportliche Betätigung erwiesen. Die Gegend war öde – ein paar dürre Sträucher, vereinzelte mickrige Bäume. Da und dort Reifenspuren, die jedoch alle schon älter waren. Dieser Teil von Amerika glich tatsächlich dem so genannten »Empty Quarter« Saudi-Arabiens, der Großen Arabischen Wüste Rub al-Khali, wo sich selbst das zäheste Wüstenkamel schwer getan hätte zu überleben.
    Aber offenbar war der Fußmarsch bewältigt. Als sie die Kuppe eines flachen Hügels erreichten, sahen sie eine Gruppe von fünf Fahrzeugen in der einsamen Landschaft stehen, daneben ein paar Männer, die sich unterhielten.
    »Ah, sie sind auch früh dran«, stellte Ricardo fest. »Hervorragend.« Nun wurde er endlich diese schwachsinnigen Ausländer los und konnte sich seinen Geschäften widmen.
    Er blieb stehen und wartete, bis seine Klienten aufgeholt hatten.
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    »Sind wir am Ziel?«, fragte Mustafa hoffnungsvoll. Die Wanderung war wirklich viel leichter gewesen, als er erwartet hatte.
    »Meine Freunde hier werden Sie nach Las Cruces bringen.
    Von dort aus können Sie Ihre weitere Reise planen.«
    »Und Sie?«, fragte Mustafa.
    »Ich gehe nach Hause zu meiner Familie«, antwortete Ricardo. Konnte sich dieser Typ das nicht denken? Vielleicht hatte er selbst keine Familie.
    Nach weiteren zehn Minuten Fußmarsch hatten sie die Fahrzeuge erreicht. Nachdem sich Ricardo per Handschlag von seiner Gruppe verabschiedet hatte, stieg er in den ersten SUV. Im Grunde nette Leute, wenn auch sehr zurückhaltend. Es hätte weitaus schwieriger sein können, sie über die Grenze zu bringen, doch der Grenzschutz der USA konzentrierte sich hauptsächlich auf Arizona und Kalifornien, wo es sehr viel mehr illegale Einwanderer gab. Die gringos stopften die Löcher da, wo sie sie bemerkten – eine kurz-sichtige, wenn auch weit verbreitete Politik. Früher oder später würden sie merken, dass es auch hier Grenzübertrit-te gab, nur eben nicht in derart dramatischem Ausmaß.
    Dann musste er, Ricardo, sich vielleicht nach einer neuen Einnahmequelle umsehen. Allerdings hatte er in den vergangenen sieben Jahren einiges zurückgelegt – genug, um ein kleines Geschäft gründen und seine Kinder zu einem rechtschaffeneren Gewerbe erziehen zu können.
    Er schaute zu, wie die Männer die Fahrzeuge bestiegen und davonfuhren. Dann folgte er ihnen ein Stück in Richtung Las Cruces und bog nach Süden auf die I-10 in Richtung El Paso ab. Was seine Klienten in Amerika vorhatten, fragte er sich schon längst nicht mehr. Dass sie sich nicht gerade als Gärtner oder Bauarbeiter verdingen würden, konnte er sich allerdings denken. Immerhin hatte er pro Person 10.000 US-Dollar in bar eingeheimst. Die Typen mussten also für jemanden von großer Bedeutung sein – für ihn allerdings nicht.
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Kapitel 10
Bestimmung
    Auf der Fahrt nach Las Cruces stellten Mustafa und seine Freunde überrascht fest, wie willkommen ihnen diese Gelegenheit zum Ausruhen war. So sehr sie sich auch bemühten, sich nichts anmerken zu lassen – vor sich selbst konnten sie ihre Aufregung nun nicht mehr verbergen. Sie waren in Amerika. Dies war die Heimat derer, die sie töten wollten. Die Erfüllung ihrer Mission war ein Stück näher ge-rückt. Dabei ging es nicht so sehr um die paar Kilometer, die sie zurückgelegt hatten – vielmehr hatten sie eine unsichtbare, magische Linie überschritten. Sie befanden sich nun im Land des Großen Satans. Hier lebten die Menschen, die auf ihre Heimat und auf die Gläubigen in der gesamten muslimischen Welt den Tod hatten herabregnen lassen. Die Menschen, die sich Israel so kriecherisch anbiederten.
    Bei Deming änderte sich ihr Kurs. Es ging nun in östlicher Richtung weiter auf Las Cruces zu. 62 Meilen – hundert Kilometer – entlang der I-10 bis zum nächsten Zwischenstopp. Schilder am Fahrbahnrand warben für Autobahnho-tels und -restaurants, Touristenattraktionen der üblichen 242

    und unüblichen Art, und dahinter erstreckte sich die Landschaft mit ihren sanften Hügeln. Der Horizont schien weit entfernt, auch wenn der Wagen die Distanz um stetige 110
    Kilometer pro Stunde schrumpfen ließ. Der Fahrer sah ebenso mexikanisch aus wie seine Vorgänger und war ebenso schweigsam. Wahrscheinlich wiederum ein gedungener Helfer. Niemand sprach ein Wort – der

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