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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Fahrer, weil ihm nicht nach Reden zumute war, die Fahrgäste, weil sie Englisch mit Akzent sprachen, was der Fahrer womöglich bemerkt hätte. So würde er sich an nichts weiter erinnern können als daran, dass er ein paar Leute an einer unbefestigten Straße in New Mexico aufgesammelt und irgendwohin kutschiert hatte. Der Rest seiner Gruppe hatte es schwerer als er, dachte Mustafa. Den Männern blieb nichts anderes übrig, als sich darauf zu verlassen, dass er wusste, was er tat. Er war der Befehlshaber der Mission, der Anführer eines Kriegertrupps, der sich bald in vier Teile aufspaltete und nie wieder zusammentraf. Die Mission war penibel bis ins letzte Detail geplant worden. In Zukunft würden sie untereinander nur noch per Computer kommunizieren, und auch das nur sehr selten. Sie traten unabhängig voneinander in Aktion, hielten sich dabei jedoch an denselben einfachen Zeitplan und verfolgten dasselbe strategische Ziel. Dieser Plan war darauf ausgerichtet, Amerika zu erschüttern wie kein anderer vor ihm, sagte sich Mustafa, während er in das Innere eines Kombi blickte, der sie gerade überholte. Zwei Erwachsene, ein Mann und eine Frau, und offenbar deren Kinder – ein Junge von etwa vier Jahren und ein kleinerer, vielleicht anderthalb. Ungläubige, allesamt. Zielpersonen. Er hatte seinen Operationsplan selbstverständlich in allen Einzelheiten schriftlich niedergelegt, in Geneva, Schriftgröße 14, auf weißem Blankopapier. Vier Exemplare – eins für den Anführer jedes Teams. Die übrigen Daten waren in Dateien auf den Notebooks abgespei-chert, von denen jeder Mann eins im Handgepäck bei sich trug. Sonst hatten sie nicht viel mitgenommen – ein Hemd 243

    zum Wechseln, frische Unterwäsche, viel mehr würden sie nicht brauchen, und je weniger sie zurückließen, desto grö-
    ßer würde später die Verwirrung der Amerikaner sein.
    Bei dieser Vorstellung verzog sich Mustafas Gesicht zu einem schwachen Lächeln. Er steckte sich eine Zigarette an -
    seine drittletzte – und inhalierte tief. Die Klimaanlage blies ihm kalte Luft entgegen. Die Nachmittagssonne im Rücken und vor sich die glatte Fahrbahn, kamen sie zügig voran.
    Überhaupt hatten sich ihnen noch keine ernsthaften Hindernisse in den Weg gestellt. Offenbar war Allah ihrem Vorhaben gewogen – wovon man natürlich ausgehen durfte, schließlich verrichteten sie alle Sein Werk.
    Wieder einen Tag mit stumpfsinniger Arbeit verbracht, dachte sich Jack auf dem Weg zu seinem Auto. Ein Nachteil an seiner Arbeit auf dem Campus war, dass er mit niemandem darüber reden durfte. Niemand war für diesen Kram freigegeben, wobei Jack noch nicht mal so recht klar war, warum.
    Natürlich hätte er die Sache mit seinem Dad bequatschen können – der Präsident war per definitionem für alles freigegeben, und Expräsidenten hatten den gleichen Zugang zu Informationen, wenn nicht qua Gesetz, so doch in der Praxis. Aber – nein, das ging nicht. Dad wäre über seinen neuen Job nicht erbaut. Er könnte ihm das alles mit einem einzigen Anruf zunichte machen, und Jack hatte doch gerade Blut geleckt. Das Jagdfieber, das in ihm erwacht war, würde wenigstens ein paar Monate lang anhalten. Trotzdem – es wäre ein wahrer Segen gewesen, wenigstens das eine oder andere mit irgendjemandem besprechen zu können, der Bescheid wusste. Und wenn derjenige nur gesagt hätte: »Ja, das ist wirklich wichtig.« Und: »Ja, du leistest wirklich einen Beitrag im Dienste von Wahrheit, Gerechtigkeit und dem Wohl Amerikas.« Konnte er denn tatsächlich etwas ausrichten? Die Welt ging ihren Gang, daran konnte er kaum etwas ändern. Selbst sein Vater hatte das auf dem Gipfel seiner Macht nicht vermocht. Wie viel weniger würde er dann 244

    erst, gewissermaßen als Prinz, bewirken können? Aber wenn die Brüche dieser Welt jemals geheilt werden sollten, dann müsste es durch jemanden geschehen, der nicht danach fragte, ob es möglich war. Vielleicht durch jemanden, der zu jung und unwissend war, um zu begreifen, dass Unmögliches… eben unmöglich war. Ein Ausspruch, an den weder seine Mutter noch sein Vater glaubten, und entsprechend hatten sie ihn auch erzogen. Sally würde bald ihr Medizinstudium abschließen und wollte sich dann auf On-kologie spezialisieren – der einzige Schritt, den ihre Mutter zu ihrem großen Bedauern in ihrer eigenen Karriere nicht gemacht hatte. Sally erzählte jedem, der es hören mochte, dass sie dabei sein wollte, wenn der Drache Krebs endlich ein für

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