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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Futteral um den Hals gehängt wird. Nur die Hadschi pflegen ihn zu tragen). Du sollst frei sein. Diese Ungläubigen aber sollen die Dschisijet (Kopfsteuer, welche die Stämme von Fremden zu erheben pflegen) bezahlen, ehe sie fortgehen.“
    „Sie werden sie nicht bezahlen, denn sie stehen unter meinem Schutz.“
    „Sie brauchen deinen Schutz nicht, denn sie stehen unter demjenigen ihres Konsuls, den Allah verderben möge!“
    „Ist er dein Feind?“
    „Er ist mein Feind. Er hat den Gouverneur von Mossul beredet, meinen Sohn gefangen zu nehmen; er hat die Obeïde, die Abu-Hammed und die Dschowari gegen mich aufgehetzt, daß sie meine Herden raubten und sich jetzt vereinigen wollen, mich und meinen ganzen Stamm zu verderben.“
    „So rufe die andern Stämme der Schammar zu Hilfe!“
    „Sie können nicht kommen, denn der Gouverneur hat ein Heer gesammelt, um ihre Weideplätze am Sindschar mit Krieg zu überziehen. Ich bin auf mich selbst angewiesen. Allah möge mich beschützen!“
    „Mohammed Emir, ich habe gehört, daß die Obeïde, die Abu-Hammed und die Dschowari Räuber sind. Ich liebe sie nicht; ich bin ein Freund der Schammar. Die Schammar sind die edelsten und tapfersten Araber, die ich kenne; ich wünsche, daß du alle deine Feinde besiegen mögest!“
    Ich beabsichtige nicht etwa, mit diesen Worten ein Kompliment auszusprechen; sie enthielten vielmehr meine volle Überzeugung. Dies mußte wohl auch aus meinem Ton herausgeklungen haben, denn ich sah, daß sie einen freundlichen Eindruck hervorbrachten.
    „Du bist in Wirklichkeit ein Freund der Schammar?“ fragte er mich.
    „Ja, und ich beklage es sehr, daß Zwietracht unter sie gesät wurde, so daß ihre Macht nun fast gebrochen ist.“
    „Gebrochen? Allah ist groß und noch sind die Schammar tapfer genug, um mit ihren Gegnern zu kämpfen. Wer hat dir von uns erzählt?“
    „Ich habe schon vor langer Zeit von euch gelesen und gehört; die letzte Kunde aber erhielt ich drüben im Belad Arab bei den Söhnen der Ateïbeh.“
    „Wie?“ fragte er überrascht, „du warst bei den Ateïbeh?“
    „Ja.“
    „Sie sind zahlreich und mächtig, aber es ruht ein Fluch auf ihnen.“
    „Du meinst Scheik Malek, welcher ausgestoßen wurde?“
    Er sprang empor.
    „Maschallah, du kennst Malek, meinen Freund und Bruder?“
    „Ich kenne ihn und seine Leute.“
    „Wo trafest du sie?“
    „Ich stieß auf sie in der Nähe von Dschidda und bin mit ihnen quer durch das Belad Arab nach El Nahman, der Wüste von Maskat, gezogen.“
    „So kennst du sie alle?“
    „Alle.“
    „Auch – verzeihe, daß ich von einem Weibe spreche, aber sie ist kein Weib, sondern ein Mann – auch Amscha, die Tochter Maleks, kennst du?“
    „Ich kenne sie. Sie war das Weib von Abu-Seïf und hat Rache an ihm genommen.“
    „Hat sie ihre Rache erreicht?“
    „Ja; er ist tot. Hadschi Halef Omar, mein Diener, hat ihn gefällt und dafür Hanneh, Amschas Tochter, zum Weibe erhalten.“
    „Dein Diener? So bist du kein gewöhnlicher Krieger?“
    „Ich bin ein Sohn der Uëlad German und reise durch die Länder, um Abenteuer zu suchen.“
    „O, jetzt weiß ich es. Du tust, wie Harun al Raschid getan hat; du bist ein Scheik, ein Emir und ziehst auf Kämpfe und auf Abenteuer aus. Dein Diener hat den mächtigen Vater des Säbels getötet, du als sein Herr mußt noch ein größerer Held sein, als dein Begleiter. Wo befindet sich dieser wackere Hadschi Halef Omar?“
    Es fiel mir natürlich gar nicht ein, dieser mir sehr vorteilhaften Ansicht über mich zu widersprechen. Ich antwortete:
    „Du wirst ihn vielleicht bald zu sehen bekommen. Er wird von dem Scheik Malek abgesandt, um die Schammar zu fragen, ob er mit den Seinen unter ihrem Schutz wohnen könne.“
    „Sie werden mir willkommen sein, sehr willkommen. Erzähle mir, o Emir, erzähle mir von ihnen!“
    Er setzte sich wieder nieder. Ich folgte seinem Beispiel und berichtete ihm über mein Zusammentreffen mit den Ateïbeh, so weit ich es für nötig hielt. Als ich zu Ende war, reichte er mir die Hand.
    „Verzeihe, Emir, daß ich dies nicht wußte. Du hast diese Engländer bei dir, und sie sind meine Feinde. Nun aber sollt ihr meine Gäste sein. Erlaube mir, daß ich gehe und das Mahl bestelle.“
    Jetzt hatte er mir die Hand gegeben, und nun erst war ich sicher bei ihm. Ich griff unter mein Gewand und zog die Flasche hervor, in welcher sich das ‚heilige‘ Wasser befand.
    „Du wirst das Mahl bei Bent Amm (Bent Amm heißt eigentlich

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