127 - Corona, die Rebellin der Hölle
töten können.
Sie hatte die gemeinsame Vergangenheit mit einem einzigen Handstreich ausgelöscht. All die guten Dienste, die er ihr geleistet hatte, zählten heute nicht mehr, weil er gewagt hatte, sie anzugreifen.
Verdammt, er hätte es nicht getan, wenn sie nicht Gor den Vorzug gegeben hätte.
Ich wünsche dir, daß sich dieser Fremde schon bald als dein erbittertster Feind entpuppt, dachte Yubb. Er soll dich töten, wenn du voller Vertrauen in seinen Armen liegst, nicht ahnend, daß du mit einem Todfeind schläfst.
Gor sollte ihr alles nehmen - ihre Kraft, ihre Würde, ihr Leben!
***
Eine neue Nacht brach an, und Corona schmiegte sich an Gor. Sie streichelte seine harten Muskeln und flüsterte: »Es gefällt mir, daß du so stark bist. Man sieht dir die Kraft an, die du hast.«
»Ich besitze sie, um dir zu dienen«, sagte Gor.
»Vielleicht stellen sich heute nacht die erhofften Träume ein«, sagte die schöne Rebellin. »Du mußt dich völlig entspannen. Stell dir vor, du liegst auf einem Floß, das auf einem breiten Strom schwimmt. Laß dich voller Vertrauen treiben. Vielleicht träumst du dann von deiner Vergangenheit.«
»Niemand interessiert sie allmählich mehr als mich«, sagte Gor. »Es gefällt mir nicht mehr, daß ich so gar nichts über mich weiß - woher ich komme, wo ich gelebt habe, ob ich Freunde hatte.«
»Ein Mann wie du hat immer Freunde.«
»Wo sind sie?«
»Vielleicht suchen sie dich«, sagte Corona. »Aber ich möchte nicht, daß sie dich finden.«
»Warum nicht?«
»Sie würden versuchen, dich mir wegzunehmen. Ich möchte dich aber behalten. Vielleicht gab es eine andere Frau in deinem Leben. Sie wird dich wiederhaben wollen. Du würdest dich zwischen ihr und mir entscheiden müssen.«
»Angenommen, ich würde mich für die andere entscheiden. Was würdest du tun?« wollte Gor wissen.
»Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich würde um dich kämpfen. Ja, das würde ich. Freiwillig würde ich dich nicht hergeben. Deshalb ist es besser, wenn dich deine einstigen Freunde nicht suchen. Du brauchst sie nicht mehr. Du hast neue Freunde gefunden.«
Er griff mit seinen Händen nach ihrem geschmeidigen Körper. »Komm her, ich will dich.«
»Nicht jetzt, Gor.«
»Ich begehre dich.«
»Wir müssen schlafen - und träumen«, sagte Corona und löste sich von ihm.
Kurz darauf hörte er sie tief und regelmäßig atmen. Er aber lag lange wach, und er dachte über sich nach. Woher kam er wirklich? Was war gewesen, bevor Corona ihn gefunden hatte?
Er konnte nicht erst an diesem Tag geboren sein. Er mußte eine Vergangenheit haben, aber wie sah sie aus? Hatte er immer in der Hölle gelebt? Hatte er schon mal andere Dimensionen gesehen?
Er schloß die Augen, aber er schlief nicht ein. Zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Er dachte an Taran und hoffte, daß der Traumdämon nicht ausgerechnet jetzt zurückkehren würde.
Er dachte an diesen Mann dort draußen, der Yubb hieß und dessen Platz er nun einnahm. Eiskalt bestrafte ihn Corona. Sie war nicht bereit, ihn zu begnadigen.
Niemand sah ihr diese grausame Härte an. Gor horchte in sich hinein, und er stellte fest, daß ihm diese Härte nicht gefiel. Er fühlte sich davon… beinahe abgestoßen. Würde er sich jemals daran gewöhnen? Würde sich Corona ändern?
Er dachte an Yetan, den Statthalter des Bösen, der hinter ihnen her war, um zu vollenden, was Asmodis begonnen hatte.
Er war Yetan noch nie begegnet. Jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern. Er wußte von Corona, daß Yetan sehr grausam war. Das bedeutete, daß der Statthalter des Bösen keine Gefangenen machen würde.
Wenn sie uns finden, wird es ein Gemetzel geben, dachte Gor, und seine Gedanken zogen weiter, hin zum Speer des Hasses, den sich Corona holen wollte.
Er würde sie nicht davon abbringen können, Asmodis mit dieser Waffe anzugreifen. Aber er konnte sich nicht vorstellen, daß es ihr tatsächlich gelingen würde, den Höllenfürsten zu töten.
Sollte es ihr wider Erwarten gelingen… was dann? Das gesamte Höllengefüge würde durcheinandergeraten. Es würde zu einem Wettrennen auf den Höllenthron kommen.
Wer gewinnen würde, konnte niemand voraussehen, aber eines stand für Gor jetzt schon fest: Es würde sehr viel schwarzes Blut fließen.
Sollte er verhindern, daß Corona den Speer jemals in ihren Besitz brachte?
Endlich schlief er ein…
Corona weckte ihn am nächsten Morgen mit einem Kuß. »Hast du geträumt?« fragte sie.
Er schüttelte
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